Volksfest-Bilanz:Ein paar Schläger und eine "Kopftuch-Polizistin"

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Schneller Bieranstich von OB Tobias Eschenbacher zum Festauftakt. (Foto: Marco Einfeldt)

Die meisten Besucher des Freisinger Volksfests wollen friedlich miteinander feiern. Täter macht die Polizei rasch dingfest. Ärger gab es indes mit dem Fernsehsender Sat 1.

Von Kerstin Vogel, Freising

Genug Bier wurde getrunken, das Sicherheitskonzept hat sich bewährt, die meisten Besucher wollten einfach nur friedlich miteinander feiern und selbst am Wetter gab es bei diesem 87. Freisinger Volksfest absolut nichts auszusetzen - außer vielleicht, dass Temperaturen von um die 30 Grad den Bedienungen im Festzelt irgendwann dann doch zu schaffen machen.

1005,74 Hektoliter Bier wurden in den zehn Volksfest-Tagen in der Luitpoldanlage getrunken. Das sind zwar vier Prozent weniger als im Vorjahr (1050,53 Hektoliter), der Umsatz bei den nicht alkoholischen Getränken ist jedoch noch nicht erfasst. Denkbar wäre, dass die sommerliche Hitze auch hier den einen oder anderen eher zur Schorle oder zum Wasser hat greifen lassen, wie es am Montag bei der Bilanzpressekonferenz im Rathaus hieß.

Security-Personal aufgestockt und mehr Polizeipräsenz

Man müsse schon "lange suchen, um diese Art Volksfest anderswo zu finden", sagte Roland Debudey, dessen Hofbrauhaus mit dem Volksfest heuer sehr zufrieden war. Kollege Michael Metz von der Staatsbrauerei Weihenstephan freute sich ebenfalls über ein sehr gelungenes Fest auf einem "Riesenniveau", wie er sagte.

Auf einem neuen Niveau bewegten sich in diesem Jahr erstmals die Sicherheitsvorkehrungen, die mit Blick vor allem auf das Attentat von Nizza deutlich verschärft worden waren. Um auszuschließen, dass ein Attentäter wie in dem französischen Badeort mit einem Lastwagen in die Menschenmenge rasen könnte, wurden die Zufahrten zum Volksfest speziell gesichert. Das Security-Personal wurde aufgestockt und auch die Polizei zeigte deutlich mehr Präsenz als in früheren Jahren. Auf das Festgelände selber durften nur die Wirte und wenige andere fahren - was unabhängig von den Terrorängsten von vielen Besuchern als ausgesprochen angenehm empfunden wurde.

Fernsehsender Sat 1 sorgte mit "Kopftuch-Polizistin" für Ärger

Für Ärger hat der Fernsehsender Sat 1 gesorgt. Offenbar um die Reaktionen der Besucher zu "testen", hatte eine Sat-1-Redaktion eine junge Frau in vermeintlicher Polizeiuniform und mit Kopftuch durch das Festzelt geschickt. Doch weder die Polizei noch Festwirt Ludwig Tauscher waren von der Aktion informiert worden - und eine Drehgenehmigung bei der Stadt hatte der Fernsehsender auch nicht, wie es am Montag bei der Pressekonferenz zur Volksfestbilanz hieß. Entsprechend groß war die Verärgerung bei den Verantwortlichen in Freising. Polizeichef Ernst Neuner kündigte an, darüber mit dem Sender noch zu sprechen.

Ein Problem bereitete zunächst auch der den Taxifahrern zugedachte neue Standort an der Isarstraße, der vielen Volksfestgästen dann doch zu weit entfernt war. Später wurde den Fahrern gestattet, teilweise schon auf der Zufahrtsrampe zur Luitpoldanlage zu warten. Das habe sich als gute Lösung für alle Beteiligten erwiesen, sagte Freisings Polizeichef Ernst Neuner: "Es ist ja für die Taxifahrer auch besser, wenn sich bei den Fahrgästen auf dem Weg zum Taxi schon eine erste Ernüchterung einstellt."

Insgesamt ist auch Neuner sehr zufrieden mit dem Verlauf des Freisinger Volksfestes, auch wenn der vergangene Samstag wegen einiger Schlägereien seine Bilanz noch ein wenig getrübt hat. Neun Fälle von Körperverletzung gab es in diesem Jahr (2015: elf), zwei gefährliche Körperverletzungen (2015: eine), elf Diebstähle (drei), einen Raub (0) sowie zwei Sexualstraftaten (drei) und sieben Verkehrsdelikte (zwei). 15 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz haben Neuner und seine Kollegen außerdem festgestellt (2015: 13), "da hätten wir aber wohl noch viel mehr erwischt, wenn ich mehr Personal hätte", so die Vermutung des Polizeichefs.

Betrunkener versuchte die Polizei zu täuschen

Sehr leicht zu erwischen war auch der Hauptdarsteller einer kleinen Anekdote, die Neuner dann noch zum besten gab: Der Mann war wegen augenscheinlicher Trunkenheit am Eingang zur Weinhalle abgewiesen worden und wollte sich dafür wohl rächen. Jedenfalls rief er über Notruf die Polizei an, um als angeblicher Anwohner der Bahnhofstraße eine Ruhestörung durch die Weinhalle zu melden - und übersah dabei, dass zwei uniformierte Polizeibeamte direkt neben ihm standen und alles mithörten. Die Anzeige wegen Missbrauch des Notrufs war da Formsache.

Doch auch alle Gewaltdelikte konnten aufgeklärt werden, sprich: Die Täter wurden geschnappt, was auch aus Sicht von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher sehr erfreulich ist: "Das ist sehr gut, wenn die wenigen, die sich nicht ordentlich aufführen können, dafür auch zur Rechenschaft gezogen werden." In der Stadt gebe es nun bereits Überlegungen, ein generelles Sicherheitskonzept für Veranstaltungen in der Luitpoldanlage zu erarbeiten, wie Eschenbacher ankündigte, auch wenn er sich mit Neuner einig war, dass es die absolute Sicherheit bei derart großen Veranstaltungen nicht geben kann. "Das Konzept weiter entwickeln und verbessern", lautet die Devise des Polizeichefs, "aber die Kirche dabei im Dorf lassen".

Bewerbungsfrist für das nächste Fest läuft noch bis Ende Oktober

Nach dem Volksfest ist bekanntlich immer schon vor dem Volksfest - und so gehörte in die Bilanzpressekonferenz natürlich auch die Ankündigung, dass die Bewerbungsfrist für das Volksfest 2017 noch bis Ende Oktober dieses Jahres läuft. Festwirt Ludwig Tauscher hat bereits durchblicken lassen, dass er "nächstes Jahr gerne noch eine Schippe drauf legen" würde - und man will sich für die Fahrgeschäfte etwas einfallen lassen. Denn so schön und gemütlich das Freisinger Volksfest in diesem Jahr auch gewesen sein mag - vor allem von jungen Leuten hat Festreferent Hubert Hierl auch gehört, "dass ein paar Kracher schon sein dürften".

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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