Stunde der Wintervögel:Deutlich weniger Wintergäste in den Gärten

Lesezeit: 2 min

Im Landkreis Erding hat der Feldsperling bei der alljährlichen "Stunde der Wintervögel" seinen Spitzenplatz klar verteidigt. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Im Landkreis Freising verteidigt der Feldsperling bei der alljährlichen Zählaktion seinen Spitzenplatz. Waldbewohner wie der Eichelhäher machen sich dagegen rar, ebenso Zugvögel aus dem Norden.

Von Petra Schnirch, Freising

In den Top Five hat sich nichts verändert: Auch in diesem Jahr liegt der Feldsperling bei der Winter-Vogelzählung im Landkreis Freising auf Platz eins. Gesichtet wurden 1461 Exemplare. Auf den Rängen zwei und drei folgen Haussperling (1389) und Kohlmeise (802) vor Amsel und Blaumeise. Die Anzahl der gezählten Vögel zeigt jedoch, dass der Winter 2023 dennoch ein besonderer ist. Es beteiligten sich deutlich weniger Menschen an der Mitmach-Aktion - und sie bekamen im Schnitt weniger Vögel in ihren Gärten zu Gesicht. Amsel und Kohlmeise waren fast überall präsent. Bayernweit hatte wieder der Spatz, der Haussperling, den Schnabel vorn.

Jedes Jahr rund um den Dreikönigstag ruft der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) zur "Stunde der Wintervögel" auf, um Aufschlüsse über die langfristige Entwicklung der Vogelpopulationen zu erhalten. Im vergangenen Jahr beteiligten sich im Landkreis 575 Personen in 427 Gärten, diesmal waren es nur 307 an 233 Standorten. Vielleicht weil viele im bisher milden Winter mit sehr wenig Schnee gar keine Futterhäuschen oder -säulen befüllt hatten.

Der Stieglitz mag strukturreiche Gärten, in denen er viele Samen findet. (Foto: Wilfried Martin/imago/imagebroker)
Typische Waldvögel wie der Eichelhäher dagegen lassen sich deutlich seltener blicken. (Foto: imago/Klaus W. Schmidt)

Im Schnitt entdeckten sie dabei innerhalb einer Stunde 31,3 Vögel. Zum Vergleich: Im Januar 2022 waren es noch 35,9. Auch die absoluten Zahlen fallen deutlich aus: Die Teilnehmer der Aktion sichteten im Landkreis insgesamt 7293 Vögel, vor einem Jahr waren es noch 15 323. Sorgen bereitet der Rückgang den Experten beim LBV jedoch nicht. Gerade im Winter schwanke die Zahl in den Gärten stark. "Die Besuche an den Futterstellen im Siedlungsraum sind abhängig von der aktuellen Witterung, aber auch vom Nahrungsangebot in den umliegenden Wäldern und sogar in den nördlichen Ländern Europas - von dort können nämlich Wintergäste nach Bayern einfliegen", erklärt LBV-Biologin Angelika Nelson.

Über die Jahre habe die Zahl der Vögel in den Gärten in den meisten Ländern abgenommen. "Schneearme, milde Winter werden immer häufiger. Bergfink, Erlenzeisig und Wacholderdrossel finden in ihren skandinavischen Brutgebieten ausreichend Nahrung und kommen nicht zu uns nach Mitteleuropa", schildert Nelson. Auch Waldvögel wurden am Zählwochenende Anfang Januar nur wenige gesichtet. Aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels produzieren Baumarten wie Eiche, Buche und Fichte laut LBV sehr viele Früchte und Samen. "Wenn Eicheln und Bucheckern in Fülle im Wald liegen und nicht von Schnee bedeckt sind, zieht es Buchfink, Eichelhäher und Gimpel zur Nahrungssuche nicht in die Gärten."

Dies bestätigen die Ergebnisse aus dem Landkreis: Die Teilnehmenden meldeten 40 Erlenzeisige (2022: 194), 15 Eichelhäher (2022: 153) und 15 Gimpel (2022: 79). Deutlich stärker vertreten als im vergangenen Jahr waren dagegen die farbenprächtigen Stieglitze mit 140 Exemplaren, 2022 waren es 123.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: