Völkerverbindendes Festival:"Besame mucho" und die "oide Kath"

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Zum "Dellnhauser Volksmusikfest" in der Marktgemeinde Au strömen wieder Tausende Besucher. Der Auftritt der Mariachi-Band "Villa Maria" aus Mexiko-Stadt wird zu einem ganz besonderen Highlight.

Von Katharina Aurich, Au

Wieder einmal stand die Marktgemeinde Au tagelang ganz im Zeichen der Volksmusik. Mehr als 15 000 Gäste kamen von Donnerstag bis zum Sonntag beim "Dellnhauser Volksmusikfest" in die Hallertaugemeinde, feierten und genossen die Vielfalt der Musik und vor allem auch die entspannte Atmosphäre. Der ganz besondere Höhepunkt in diesem Jahr war der Auftritt der Mariachi-Band Villa Maria, eine Gruppe aus acht Vollblutmusikern aus Mexiko-Stadt, die eigens zum Volksmusikfest nach Au angereist waren und das Publikum mit ihrer Professionalität und ihrem südlichen Temperament mitreißen konnte. Am Samstag war das Wetter ideal und auch am Sonntag strömten die Besuchern trotz einiger Regenschauer in die Marktgemeinde.

Es war am Samstagabend fast so, als sei man im fernen Süden, als die acht Musiker mit ihren rot-gelben Anzügen und ihren großen Sombreros oben auf der Bühne standen. Als dann Miguel Angel Romero Severiano den Zwiefachen "Unser oide Kath" anstimmte, brandete der Applaus auf. Denn der 20-jährige Severiano war nicht zum ersten Mal in der Hallertau. Die Mariachi Band aus Mexiko City und die Dellnhauser Musikanten aus Au waren nämlich die Hauptdarsteller in der BR-Serie "Mein Job-Dein Job". Jeweils zwei von ihnen hatten den Arbeitsplatz getauscht und einige Tage in der Band und der Stadt auf einem anderen Kontinent verbracht.

Daraus entwickelte sich eine Freundschaft und die Dellnhauser Musikanten luden die acht Mariachis dann noch einmal zum Volksmusikfest in die Hallertau ein. Die "oide Kath" hatten sie bereits in Mexiko gemeinsam einstudiert, erklärte Manfred Leopold. Wie man hören konnte, hatte das Lied einen bleibenden Eindruck bei den Mexikanern hinterlassen.

Die Mitglieder der beiden Bands verständigten sich über die Musik, aber glücklicherweise war auch rasch eine Übersetzerin gefunden. "Kommen Sie nach vorne an die Bühne, die Musiker möchten den Damen in die Augen schauen," ermunterte Manfred Leopold von den Dellnhauser Musikanten die Zuhörer. Da war es schnell vorbei mit der bayerischen Zurückhaltung, die ersten Tanzpaare drehten sich im Kreis, bei den bekannten Schlagern wurde kräftig mitgesungen und bei "Besame mucho" wurde einem ganz warm ums Herz.

Immer wieder traten auch einzelne Mitglieder von den Dellnhauser Musikanten zu ihren mexikanischen Gästen auf die Bühne, sangen und spielten gemeinsam und hatten daran offensichtlich genauso viel Freude wie ihre Zuhörer, die kräftig applaudierten. Nach ihrem Auftritt am Sonntag wollten sich die weit gereisten Gäste noch eine Woche lang Deutschland anschauen, bevor es wieder zurück gehe, berichtete Manfred Leopold. Möglich gemacht haben dieses besondere Gastspiel die zahlreichen Sponsoren des Musikfestes. Doch nicht nur die Musik aus Mexiko faszinierte die Gäste, bereits am Mittwoch hatten Ernst Hutter und die Egerländer Musikanten in Erinnerung an ihren Gründer Ernst Mosch zum Auftakt gespielt. Am Donnerstag war dann das Gastspiel von Martina Schwarzmann seit langem schon ausverkauft. Neben diesen Zugpferden sind das eigentliche Herzstück des Musikfestes die fünf großen und kleinen Bühnen im Biergarten, auf dem Marktplatz, im Schlossgarten, im Hof der Druckerei Butt und des Gasthauses Straßberger.

Hier erlebten die Gäste die ganze Vielfalt der Volksmusik, in großen und kleinen Besetzungen, von Vollprofis bis zu leidenschaftlichen Hobbymusikern. Für Pressesprecherin Heike Fleischmann ist das Schöne am "Dellnhauser Volksmusikfest" die Stimmung vor den Bühnen, man treffe nette Menschen und komme zwanglos rasch ins Gespräch miteinander, beschreibt sie die Stimmung.

Natürlich waren die allermeisten Gäste in Tracht gekleidet und die Damen zeigten die ganze Vielfalt der Dirndlmode. Besonders gut kamen die Stoffe, Lederhosen und Hüte beim Tanzen zur Geltung, als sich die Paare vor der großen Bühne im Schlossgarten zur Musik der Dellnhauser Musikanten drehten. Auch eine kurze Regendusche am Samstagabend konnte das Vergnügen nicht trüben.

Als besondere Schmankerl seien heuer auch die Schäffler aus Osseltshausen aufgetreten, die eigentlich nur alle sieben Jahre tanzten, erklärte Heike Fleischmann. Außerdem gab es die Wanderausstellung "Zwiefacher raus!" zu sehen, die sich dem Phänomen dieses beliebten Volkstanzes mit seinem Taktwechseln widmet. Der Zwiefache, den auch die Dellnhauser Musikanten leidenschaftlich gerne spielen würden, sei eine typisch bayerisch-böhmische Musikgattung, die gespielt, getanzt und gesungen werde und von der Unesco zum Kulturerbe erhoben worden sei, informierte die Pressesprecherin. Seine Besonderheit bestehe im unregelmäßigen Wechsel zwischen Dreivierteltakt (Walzer) und Zweivierteltakt (Dreher), der von den Tanzenden viel Rhythmusgefühl verlange.

Dass sich für Volksmusik nicht nur Menschen, die schon etwas älter sind, begeistern können, bewiesen die zahlreichen jüngeren Gäste. Vor allem die Kapelle Josef Menzl mit ihrer altbayerischen Blasmusik, die am Samstag auf dem Marktplatz spielte, wurde von einem jungen Publikum begeistert beklatscht. Sie sei vor allem beim Nachwuchs sehr populär, erklärte Heike Fleischmann.

© SZ vom 08.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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