Viele Klagen:Personalmangel und Übergriffe belasten Feuerwehren

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Auch in Freising ist der Feuerwehrdienst ein Ehrenamt. Genügend Einsatzkräfte zu alarmieren, sei nicht immer leicht, sagt Kommandant Anton Frankl. (Foto: Sebastian Widmann)

Für die Einsatzkräfte wird es immer schwieriger, Ehrenamt und Beruf zu vereinbaren - und sie wünschen sich mehr Respekt

Von Thilo Schröder, Freising

Übergriffe, häufige Fehlalarme, zu wenig Personal und Ausrüstung: Die Beschwerdeliste der Feuerwehren im Landkreis ist lang. Und sie ist nicht neu. In einem rund eineinhalbstündigen Gespräch ließ sich Staatsminister und CSU-Kreisvorsitzender Florian Herrmann am Mittwoch von Feuerwehrvertretern die Problemfelder schildern. Beim jährlichen Sommergespräch im Bräustüberl Weihenstephan ging es aber auch um Themen wie den Katastrophenschutz, der immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Lauscht man den fünf Feuerwehrvertretern, stellt sich die Frage: Wieso nimmt man die geschilderten Probleme im Alltag nicht wahr? Ein Beispiel: Bei der Bekämpfung eines Brandes in einem Holzhandellager in Wang am 4. August waren rund 300 Feuerwehrleute im Einsatz - eine beachtliche Zahl. Das lag aber wohl am Wochentag: "Das war an einem Samstag. Wenn es am Dienstag ist, bringen wir 120 Leute zusammen", sagt Kreisbrandrat Manfred Danner zur schwierigen Personalsituation. Der Feuerwehrdienst sei außerhalb der Großstädte ein Ehrenamt, betont der Freisinger Feuerwehrkommandant Anton Frankl, das sich häufig nicht mit dem Beruf vereinbaren lasse.

"Es wird ja schon viel Werbung gemacht", verteidigt Minister Herrmann die politischen Bemühungen um einen Personalausbau. Es würden zwar neue Azubistellen geschaffen, und die sollten nicht nur die vielen Einsatzkräfte ersetzen, die dieser Tage in den Ruhestand gehen. Doch dafür müssten wiederum Ausbilder von den Feuerwehren abgezogen werden. "Ich frag' mich immer: Kann der Staat da Anreize setzen?", sagt Herrmann. Vorschläge der Feuerwehr folgen prompt: Ehrenamtsermäßigungen in öffentlichen Einrichtungen, das Ehrenamt als Kriterium bei der Förderung günstigen Wohnraums. Das kenne man aus anderen Kommunen. Zugleich mangelt es an Ausrüstung sowie einheitlichen Regeln für die Ausstattung von Einsatzfahrzeugen. "Es müsste eine Musterausschreibung geben, bei der ich sage: Da ist 90 Prozent abgedeckt", schlägt Kreisbrandinspektor Helmut Baur vor.

Im Zuge des Klimawandels wird zudem der Katastrophenschutz immer wichtiger. ein Katastrophenschutzzentrum, mehr landkreisübergreifende Kontingente, Fahrzeuge zur Bekämpfung von Waldbränden sowie für Unfalleinsätze mit chemischen Substanzen. Für solche Investitionen müssten die Kommunen Anreize bekommen durch staatliche Unterstützung, fordern die Feuerwehrvertreter. "Wir sind deutlich weiter als Fürstenfeldbruck", kommentiert CSU-Kreisvorsitzender Herrmann den Ausrüstungsstand.

Kritisiert wird aber auch die Haltung der Bevölkerung gegenüber Einsatzkräften. Man beobachte einen Mangel an Respekt und eine gestiegene Erwartungshaltung, es gebe Übergriffe, auch seitens der Unfallopfer, das Aggressionspotenzial sei höher, schildert Kreisbrandinspektor Helmut Schmid. Bei 430 Fehlalarmen im vergangenen Jahr in Freising sei es außerdem eine "Kunst, die Motivation der Einsatzkräfte hochzuhalten", sagt Frankl. Zudem müsse man oft Aufgaben der Polizei oder der Abschleppdienste bei Unfällen übernehmen. "Wir werden langsam zum Mädchen für alles."

© SZ vom 31.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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