Unzufriedenheit auf allen Seiten:Angst vor Skatern und Rauchern

Lesezeit: 2 min

Die Stufen vor dem Quartiersplatz im Steincenter werden manchmal von Skateboardfahrern genutzt. Nicht allen Anwohnern gefällt das. (Foto: Marco Einfeldt)

Anwohner melden Bedenken gegen den Bebauungsplan "General-von-Stein-Kaserne" an, der zwei Schulen in deren Nachbarschaft vorsieht. Betreiber des Steincenters ärgern sich über schrumpfende Gewerbeflächen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Dreieinhalb Stunden lang hat sich der Planungsausschuss des Stadtrats am Mittwoch wieder einmal mit dem Bebauungsplan "General-von-Stein-Kaserne" befasst, genauer: mit den Änderungen für den Bau der beiden Schulen in dem neuen Stadtviertel. Denn nicht nur der Betreiber des Einkaufszentrums Steincenter ist mit den Planungen bekanntlich nicht einverstanden und hat rechtliche Schritte angedroht - auch einige Anwohner haben erhebliche Bedenken geäußert.

Die Stadt Freising möchte auf der noch freien Fläche östlich des Stabsgebäudes zwei Schulen für das Wohnquartier bauen - mit 44 Klassen, in denen einmal gut 500 Grund- und 600 Mittelschüler unterrichtet werden sollen. Alles in allem ein mit knapp 70 Millionen Euro ebenso teures wie ambitioniertes Projekt, für dessen Erschließung unter anderem eine leichte Verschiebung der Weinmiller-Straße nach Westen vorgesehen ist. Außerdem sollen die noch brach liegenden Gewerbeflächen zwischen dem ehemaligen Stabsgebäude und dem Steincenter etwas kleiner werden - und vor allem gegen diese beiden Punkte hatte sich der Betreiber des Steincenters bereits im Juni zur Wehr gesetzt.

Der Betreiber des Steincenters hätte lieber mehr Gewerbe

Kritisiert wird, dass die Fläche vor dem Steincenter, die für Veranstaltungen genutzt werden kann, durch die Verschiebung der Weinmiller-Straße deutlich kleiner werde, in der aktuellen Einwendung ist die Rede von um 550 der bislang 950 Quadratmeter. Außerdem laufen die Geschäfte in dem Einkaufscenter offensichtlich immer noch nicht optimal. Die Mieter des Steincenters hätten jetzt "über fünf Jahre ihre Planumsätze nicht erzielen können", heißt es in der Einwendung - und die Anwälte des Betreibers machen dafür auch die noch fehlende ergänzende Gewerbebebauung zum Stabsgebäude hin verantwortlich. Man habe dringenden Erweiterungsbedarf für die Sparkassen-Filiale und das Fitness-Studio im Steincenter, außerdem zahlreiche Nachfragen nach Arztpraxen und damit verbundenen Dienstleistungen, heißt es in der Einwendung. Die Stadt Freising freilich bleibt bei der Einschätzung, dass der Quartiersplatz trotz der Neugestaltung für Veranstaltungen nutzbar bleibt, "die Erreichung von Planumsätzen nicht Gegenstand der Bauleitplanung ist" und daher an der Planung festgehalten werde.

Seitens der privaten Einwender geht es vor allem um den zunehmenden Verkehr, den Lärm und andere Belastungen, die von den Schulen und auch dem ebenfalls geplanten Sportgelände ausgehen dürften. So kritisiert ein "teuer hierher gezogener Anwohner" sinngemäß eine zu erwartende Wertminderung der angrenzenden Wohnimmobilien und bemängelt wie andere auch, dass er sein Grundstück 2013 in dem guten Glauben erworben habe, nebenan werde lediglich eine Grundschule mit überschaubarer Schülerzahl gebaut.

Kommentar
:Urbanes Leben aushalten

Wer in ein neues Stadtviertel zieht, muss damit rechnen, dass sich dort auch tatsächlich ein Stadtviertel entwickelt.

Von Kerstin Vogel

Anwohner fürchten, ein neuer Weg könnte "Partymeile" werden

Weil zudem die Sportstätten nun wohl auch von Vereinen genutzt werden sollen, fürchtet er wie auch andere Anlieger eine Lärmbelästigung am Wochenende und in den Ferien. Ein geplanter Weg zur Erschließung der Schule von der Carl-Dettenhofer-Straße könnte "durchaus das Potenzial zu einer beliebten Meile für die Schulraucher, für Partygänger oder für Skater haben", lautet eine weitere Sorge, während andere Einwendungen die Zunahme des motorisierten Verkehrs beklagen. Mit der vorliegenden Planung werde von der Weinmiller Straße zur Mainburger Straße hin ein "Nadelöhr" geschaffen, das in den Stoßzeiten zu "chaotischen Zuständen führen wird". Die angedachte Ampel auf Höhe der Mainburger Straße könne dieses Problem nicht lösen.

Nachdem einige Stadträte diese Sorge teilen, soll zumindest über die Ampel noch einmal geredet werden. Ansonsten will die Stadt mit Ausnahme kleinerer Korrekturen an der Planung festhalten - unter anderem, weil man sich durch Umstände wie die demografische Entwicklung und Veränderungen in der Schul- und Familienpolitik dazu gezwungen sieht. Freising habe als wachsendes Oberzentrum eine "bedeutende Funktion hinsichtlich der Bereitstellung zentraler Einrichtungen für das Stadtgebiet und das Umland", heißt es dazu in der Stellungnahme der Verwaltung. Dazu zähle die Bereitstellung sozialer Infrastrukturen - und: "Die Dynamik in der Entwicklung trifft auch und speziell auf Schulen und Kindergärten zu." Der überarbeitete Bebauungsplan wird nun noch ein weiteres Mal öffentlich ausgelegt.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: