Motorcross-Kids:"Ich mag es, die Jungs zu überholen"

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Kleine Maschinen, doch Abheben wie mit großen. Auch Kinder und Jugendliche fahren beim MSC Freisinger Bär Motorcross auf dem Geände am Münchener Flughafen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die 14-jährige Tanja Schlosser fährt Motocross-Rennen und tritt dabei nicht nur in der Damenklasse an. Im Offroad-Park am Münchner Flughafen zeigen Kinder und Jugendliche ihr Können.

Von Laura Caspari, Freising

Die Motoren der Zweitakter brummen, die Fahrer spielen mit dem Gas, warten, dass die Stangen vor ihnen nach hinten kippen und der Weg frei wird. "Noch fünf Sekunden bis zum Start", tönt es aus den Lautsprechern, der Lärm wird lauter, erinnert an einen Schwarm sehr wütender Bienen. Endlich fallen die Gitter, jetzt heißt es Kupplung loslassen, Gas geben. In der ersten Kurve bilden die Fahrer einen großen Pulk, nach und nach zieht sich das Feld aber auseinander. Spätestens jetzt verliert das ungeübte Auge komplett den Überblick. Um zu erfahren, wer vorne liegt, verlässt man sich auf die Durchsagen.

Tanja Schlosser allerdings sticht aus der Masse heraus - ihrem knallgelben Helm mit dem Irokesen aus roten, grünen und blauen Borsten sei Dank. "Den habe ich mir extra gekauft, der ist so was wie mein Markenzeichen", sagt die 14-Jährige.

Lenny, 7, und Quirin, 7, gehören zu den jüngsten Motocross-Fahrer im Offroad-Park am Münchner Flughafen. (Foto: Marco Einfeldt)

25. Motocross-Rennen der Süd Bayern Serie

Schlosser ist am Samstag im Zweitakt-Cup auf der Motocross-Strecke des Motorsportclubs (MSC) Freisinger Bär sowie in der neu hinzugekommenen Damenklasse gestartet. Im Offroad Park des Vereins am Münchner Flughafen fanden am Samstag und Sonntag die 25. Motocross-Rennen zur Süd Bayern Serie statt, bei denen Teilnehmer verschiedenster Altersklassen gegeneinander antraten. Der Samstag war dabei vor allem den Kindern und Jugendlichen gewidmet. Von der kleinsten Klasse mit einem Hubraum von 50 Kubikzentimetern für Sechs bis Neunjährige über die Gruppe von 65 Kubikzentimetern für die Acht- bis Zwölfjährigen bis zu den 85ern für Zehn- bis 16-Jährige waren die Jugendgruppen vertreten.

Der Zweitakt-Cup als großes Highlight des Tages stand hingegen allen Fahrern offen, die 2002 oder früher geboren wurden. Jede Klasse fährt zwei Läufe über 15 oder 20 Minuten, die Punkte für die beiden Platzierungen werden addiert, dann steht der Sieger fest.

Papa Jens Schmidt übernimmt im Fahrerlager das Feintuning der Maschine von Sohn Lenny, 7 (links). Freund Quirin, 7, schaut zu. (Foto: Einfeldt)

Ein durch die Luft hüpfender Irokesenhelm

"Die Damenklasse haben wir dieses Mal eingerichtet, weil die Damen von der Leistung her stärker werden und sich die Teilnehmerzahl dadurch auch erhöht", erklärt Stefan Grünwald von der Streckensicherung. Die Frauenklasse fuhr zwar bei den Zweitakt-Cup Teilnehmern mit, wurde aber separat gewertet. Der durch die Luft hüpfenden Irokesenhelm von Tanja Schlosser war dabei nicht zu übersehen - im Gegensatz zu den anderen Damen ließ es Schlosser sich auch nicht nehmen, ihren Lauf sowohl in der Damenklasse als auch im Zweitakt-Cup werten zu lassen. "Ich mag es, die Jungs zu überholen", lacht Schlosser. Denn so mancher Vater, verrät sie, ärgere sich, wenn ihr Sohn von einem Mädchen überholt wird.

Wenn man sich mit dem schlanken, hoch gewachsenen blonden Mädchen unterhält, ahnt man nicht, welche Kraft in ihm steckt. Beim zweiten Start fuhr Schlosser zu früh los und verhakte sich in der Absperrstange. Sie kam als Vorletzte los, kämpfte sich aber bis auf den vierten Platz vor. Als Siegerin der Damenklasse und Viertplatzierte beim Zweitakt-Cup ist sie mit ihrer Leistung zufrieden.

Der 13-Jährige Luca Harms hat Spaß am Fighten

Auch Luca Harms, der in der 85er-Klasse startete, ist stolz auf seinen Sieg. "Ich war aber eigentlich schon immer vorne mit dabei", erklärt der 13-Jährige. Seit fünf Jahren fährt er Motorcross, Spaß macht ihm dabei vor allem "mit Valentin fighten". Seinen Rivalen Valentin Kees kennt er "schon lange", die beiden kämpften um den ersten Platz. Den ersten Lauf gewann Kees, Harms wurde zweiter, im zweiten Lauf setzte er sich aber durch. Da der zweite Lauf schwerer gewertet wird, landete Harms bei gleichem Punktestand zu Kees in der Gesamtwertung auf Platz eins. Von der Rivalität zwischen den beiden ist hinter der Ziellinie nichts mehr zu sehen. Nach dem ersten Lauf hielt Kees hinter dem Ziel an und wartete auf Harms - die beiden stießen ihre Fäuste zusammen und fuhren weiter.

Dass Motorcross nicht gerade ungefährlich ist, nehmen die Fahrer in Kauf. "Das Stürzen gehört dazu", erklärt der zwölfjährige Alen Blagajcevic. "Der Sport macht Spaß, man muss aber auch kämpfen." Wirklich passiert ist ihm bis jetzt noch nichts, von einem verstauchten Arm und einem verletzten Handgelenk abgesehen. Harms hingegen hat sich bereits zweimal den Arm gebrochen, lässt sich davon aber nicht abschrecken. Auch am Samstag stürzte bei einer Trainingsrunde ein Teilnehmer so schwer, dass er ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Am Sonntag starteten noch die Erwachsenenklassen mit Motorrädern bis zu 650 Kubikzentimetern. Die Ergebnisse zu den Rennen folgen.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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