In den Landkreisen Freising und Erding:Anhaltende Trockenheit gefährdet Äcker und den Wald

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Die anhaltende Trockenheit trübt auch die Ernteaussichten der Landwirte in der Region. (Foto: Marco Einfeldt)

Auch die Pflanzen leiden unter der Sommerhitze. Besonders in Neufahrn wird das Wasser knapp. Der Hopfen hat Durst und den Fichten droht eine Invasion der Borkenkäfer.

Von Maya Rychlik, Freising

Die nun schon sehr lang andauernde Hitze und Trockenheit dieses Sommers schadet auch den landwirtschaftlichen Flächen und vor allem den Wäldern der Landkreise Freising, Erding und Ebersberg. Besonders betroffen sind die Landwirte in und um Neufahrn, Eching und Dietersheim. Diese Gemeinden befinden sich auf den Ausläufern der Münchner Schotterebene, die Humusschicht ist hier flacher als im Gebiet des tertiären Hügellands in und um Freising und die flachgründigen Böden können das Wasser schlechter speichern.

"Der Grundwasserstand ist sehr niedrig, das sieht man auch an den Badeseen im Umland", berichtet Franz Steinberger, Landwirt aus Neufahrn. Auf ihren Äckern bauen er und seine Frau Eva hauptsächlich Kartoffeln, Mais und Weizen an, hinzu kommen Soja und Braugerste, sowie etwas Grünland. "Zwar gibt es hier - wie wir es nennen - Adern mit mehr Feuchtigkeit, dennoch ist es sehr trocken", fährt der Ackerbauer fort. Bewässerung sei nur vereinzelt und auf Teilflächen möglich, der hohe Dieselpreis verteuere diese erheblich.

"Vor allem Mais, Sojabohnen, Kartoffeln und die zum Teil schon ausgesäten Zwischenfrüchte sowie der Raps, der demnächst gesät wird, benötigen jetzt Wasser", so Steinberger. Auch führt die Trockenheit dazu, dass die Landwirte in diesem Jahr früher ernten als sonst. "Getreide haben wir bereits Ende Juli geerntet statt normalerweise Mitte August. Hier ist die Ernte auch besser ausgefallen als erwartet und wir konnten zum Teil schon Zwischenfrüchte wie Kresse, Ölrettich, Senf und Phacelia säen", sagt der Landwirt. Mais werde er sogar einen Monat vor dem eigentlichen Termin, normalerweise der 24. September, silieren, da der Bestand dürr und ausgezehrt sei.

Das Wetter soll besser werden für die Radtour durch die Hallertau. (Foto: Marco Einfeldt)

Auch der Hopfen leidet unter der starken Hitze dieses Sommers. Mit Sorge beobachtet Josef Wimmer, Hopfenlandwirt aus Neuhub bei Au in der Hallertau, den Wuchs seiner Hopfenkulturen. "Im Juli und August benötigt die Pflanze mindestens 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Mit etwa 25 bis 30 Litern je Quadratmeter in vereinzelten Feldern im August sind wir weit davon entfernt. Es gibt hier zudem starke Unterschiede je nach Ort", beschreibt er.

Temperaturen ab 30 Grad Celsius vertrage die schattenliebende Auwaldpflanze nur schlecht. "Wegen des ausbleibenden Regens ist der schattenspendende Pflanzenwuchs nicht so üppig wie sonst. Der zum Teil starke Wind trocknet die Bestände zusätzlich aus", so der Landwirt, der auf seinem Betrieb ausschließlich Hopfen anbaut. Die Wasservorräte aus dem letzten, niederschlagsreichen Jahr sind auch bald aufgebraucht."

Nicht-flächendeckender, von Ort zu Ort stark unterschiedlicher Niederschlag ist laut Wimmer für den Hopfen das größte Problem. Wimmer rechnet deshalb auf seinem Betrieb mit Ernteeinbußen von 25 bis 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Etwa 3000 Hektar Hopfen in der Hallertau sind außerdem verhagelt", gibt Wimmer an.

Wie fast alle Hopfenbauern pflanzt Wimmer in seinen Hopfenkulturen Untersaaten an. "Sie beschatten den Boden, fördern das Bodenleben und wirken Erosion entgegen", sagt Wimmer. Im Herbst entstehe außerdem die erste Pilot-Photovoltaikanlage über einem seiner Hopfenfelder. Mit dieser Idee will der Landwirt die Agrarfläche besser nutzen und die Pflanzen vor zu starker Sonnenstrahlung und den zunehmenden Extremwettereignissen schützen.

Im Landkreis Erding ist die Lage insgesamt etwas besser

Im Landkreis Erding ist die Lage allgemein etwas besser als im Freisinger Umland. "Bisher sind wir mit unseren Erträgen ganz gut durchgekommen", sagt Jakob Maier, Ackerbauer aus Niederding, Gemeinde Oberding. So sei die Gras- und Heumahd nur wenig geringer als letztes Jahr ausgefallen.

"Auch die Weizenerträge waren ganz gut, die der Wintergerste jedoch leider unterdurchschnittlich. Jetzt stehen die Ernten von Mais, Sojabohnen und Erbsen an, hier ist das Ergebnis schwer einzuschätzen", so der Landwirt. Niederschläge in der Region waren meist Gewitter und von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich, berichtet er. Die sehr trockenen Jahre 2018/19 und 20 haben die Reserven des Grundwassers erschöpft, was er mit zunehmender Sorge beobachtet. "Das wird eine große Herausforderung für uns Landwirte."

Durch die lange Trockenheit haben die Bäume ein Wasserdefizit, das die wenigen Niederschläge bisher nicht ausgleichen konnten. (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Auch Bäume erfahren in diesen Wochen großen Hitzestress. Im Juli hatte Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) bereits vor der akuten Waldbrandgefahr in Bayern gewarnt. Ralph Kreitz, Revierleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg-Erding, beobachtet mit der Luftrettungsstaffel die Wälder von Erding, Ebersberg, Freising über Sauerlach bis Rosenheim und Miesbach.

"Durch die lange Trockenheit haben die Bäume ein Wasserdefizit, das die wenigen Niederschläge bisher nicht ausgleichen konnten. Vor allem die flach wurzelnde Fichte leidet darunter, da sie das Wasser nicht wie Eiche, Kiefer oder Weißtanne mit Pfahlwurzel aus tieferen Erdschichten ziehen kann", sagt Kreitz. Neben der Fichte gibt es viele, etwas trockenbeständigere Kiefern in den hiesigen Wäldern. "Doch auch die Nadeln der heimischen Waldkiefer sind nicht für diese große Hitze gemacht. Es ist in der Baumkrone zudem heißer ist als in Bodennähe", so der Förster.

Laubbäume wie die Birke können sich besser vor der Trockenheit schützen, indem sie ihre Blätter abwerfen, Nadelbäume haben diese Möglichkeit nicht und leiden deshalb noch stärker unter dem Hitzestress. "Je nach Standort betrifft das die Wälder unterschiedlich", fährt Kreitz fort. "In Erding und Umland dominieren Moose und Auen, im Freisinger Land das tertiäre Hügelland mit sehr unterschiedlichen, teils sandigen Böden, die das Wasser nur schlecht speichern können. Die Isen-Alpmoräne hat sehr schwere Tonböden, wodurch es schnell Wasserüberschuss gibt, zu starker Wind gefährdet dann wieder die flachwurzelnde Fichte."

Vereinzelte Brände waren bislang gut in den Griff zu bekommen

Während es in Mittel- und Oberfranken in vielen Baumbeständen großflächig zu Bränden kam, sind die Wälder in den Landkreisen, Freising, Erding und Ebersberg bisher verschont geblieben. "Bis jetzt hatten wir nur vereinzelte, kleinere Brandherde, die wir gut in den Griff bekommen konnten. Nur in reinen Nadelholzwäldern können diese gefährlich werden.", berichtet Kreitz.

Wegen der lang anhaltenden Trockenheit appelliert er an die Waldbesitzer, die eigenen Bestände mindestens einmal wöchentlich abzugehen und nach typischen Anzeichen des Borkenkäfers zu suchen. So sind zum Beispiel Harztropfen, "Käfermehl" oder abfallende Baumrinde Indikatoren für den Insektenbefall. Ist der Baum einmal befallen, muss er gefällt werden, damit sich der Käfer nicht auch in den umgebenden Bäumen einnistet. Im Landkreis Freising kämpfen die Waldbesitzer zum Teil stark mit Borkenkäferbefall, was an den vielen vom Sturm gebrochenen Fichten nach dem starken Unwetter um Pfingsten liege, so Kreitz.

. Im Landkreis Freising kämpfen die Waldbesitzer zum Teil stark mit Borkenkäferbefall. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

"Aus der Luft können wir eventuellen Käferbefall schon früh sehen. Die Baumkrone wird dann von oben fahl-gelblich und verliert Nadeln", so Kreitz. Bisher haben er und sein Team nur vereinzelte, "wipfeldürre" Bäume im Landkreis Erding aus der Luft gesehen. "Nur Fichten und Kiefern sind bisher betroffen. Den größten Teil des Waldes machen hier die durchschnittlich 1,8 Hektar großen Privatwälder aus und hier stehen größtenteils diese Nadelgehölze. Sie wachsen schnell und sind jung nicht so anfällig gegenüber Wildverbiss", sagt der Revierleiter.

Das mache den Waldumbau schwieriger. Kreitz und seine Kollegen vom AELF beraten Waldinhaber zum Thema Pflanzung und Umbau kostenlos. "Jeder kann aktiv und präventiv etwas tun, das ist besser, als nur zu reagieren", sagt Kreitz. Er rät generell zu Mischwäldern, je nach Standort sind das unterschiedliche Arten. Im Landkreis Erding empfiehlt er die Kiefer nicht, besser seien hier Tanne, Eiche oder Edellaubholz wie die Kirsche. Auch die wärmeliebende Douglasie sei in Ordnung. Die Förster arbeiten hier mit Pflanzmodellen über einen Zeitraum von 50 Jahren.

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