Tipps vom Landesbund für Vogelschutz:Natur statt Vogelhäuschen

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Der oft beklagte Rückgang vieler Vogelarten hat nichts mit Futtermangel in den kalten Monaten zu tun, sondern mit dem Verschwinden von Lebensräumen. Die Winterfütterung ist unter Experten zudem umstritten.

Von Alexandra Vettori, Freising

Am Freitag, 4. Januar, beginnt wieder die Stunde der Wintervögel. Gartenbesitzer und Vogelliebhaber können dann bis 6. Januar während einer beliebigen Stunde die Vögel zählen, die an einem bestimmten Platz vorbei kommen, und das Ergebnis in die Datenbank des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) einspeisen. Die jährlichen Zählungen geben interessante Aufschlüsse darüber, wie sich die Populationen verändern. Heuer steht die Aktion unter dem Motto "Hinschauen bildet!" Denn eine Studie des Instituts für Didaktik der Biologie an der Münchner Universität hat ergeben, dass bayerische Schüler zwischen zehn und 19 Jahren nur noch fünf der 15 häufigsten Arten kennen.

Auch wenn Amsel und Meise noch munter durch die Gärten flattern, macht der Mensch den Vögeln das Leben schwer. Das reicht von den makellos glatten Hausfassaden, in denen sich keine Brutplätze mehr finden, über die ebenso makellosen Gärten, in denen es kaum Nahrung und Unterschlupf gibt, bis hin zur Monokultur-Landwirtschaft, die viele Insekten auslöscht, die wiederum Hauptnahrungsquelle vieler Vogelarten sind. Manch ein Tierfreund reagiert auf das Artensterben mit verstärkter Fütterung, zumal Tierbedarfshandlungen immer vielfältigere Vogelfutter-Sortimente anbieten.

Die winterliche Vogelfütterung ist umstritten

Das aber ist, sagt zumindest der Bund Naturschutz, falsch verstandene Tierliebe. Denn vor allem häufig vorkommende Vögel besuchen die Futterstellen, seltene und bedrohte Arten, wie Feldlerche, Kiebitz und andere Feldvögel, kommen dagegen nicht. Geht es nach dem Bund Naturschutz (BN), wird das Vogelhäuschen ohnehin erst ab minus fünf Grad und bei geschlossener Schneedecke bestückt. Dabei gelten die bekannten Grundsätze: Futter muss vor Witterung geschützt sein und die Futterstelle regelmäßig gereinigt werden, damit sich die Vögel keine Infektionen einhandeln.

Beim Landesbund für Vogelschutz sieht man die Sache entspannter. Hier verweist man darauf, dass es noch keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu gibt, ob nun Ganzjahres- oder reine Winterfütterung besser für Vögel ist. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) sieht kein Problem darin, das ganze Jahr zu füttern, wenn auf die Hygiene und das richtige Futter geachtet wird. Denn auch wenn es oft viele Keime an Vogelhäuschen gibt, bedeutet leicht gefundenes Fressen für Vögel laut LBV auch weniger Stresshormone, schnelleren Federwuchs und bei einigen Arten auch eine verbesserte Kondition.

Das Beste ist ein naturnaher Garten

Allerdings betont man auch beim LBV, dass ein Vogelhäuschen keinen naturnahen Garten ersetzt und bedrohten Vögeln kein Überleben sichert. Hier bräuchte es politische Entscheidungen. Auch betont der LBV, dass Vögel je nach Jahreszeit unterschiedliches Futter brauchen, etwa zur Jungenaufzucht. Im Winter geht es vor allem um energietechnisch günstig verwertbare Nahrung, also Fett.

Geeignet sind Sonnenblumenkerne, Hirse, Getreide, Fett-Kleie-Mischungen und Rosinen. Rotkehlchen und Amseln, die Weichfutter bevorzugen, nehmen auch Haferflocken und Äpfel. Tabu sind Brot und Speisereste, da diese Salz enthalten können. Beide Naturschutzverbände plädieren dafür, Garten und Balkon vogelfreundlich zu gestalten. Der Rückgang vieler Vogelarten habe nichts mit winterlichem Futterengpässen zu tun, sondern mit dem Verschwinden von Lebensräumen. Das heißt für Gartenbesitzer: Hecken, Stauden, Altgras und Disteln stehen lassen, hier überwintern Insekten und Larven, die Vögel auch im Winter fressen können. Auch die Samenstände von Blumen und Gräsern, die Beeren von wildem Wein und Efeu bieten Nahrung. Deshalb sollte ein Rückschnitt erst im Frühjahr erfolgen. Auch wer selbst Lebensmittel aus ökologischem Landbau konsumiert, trägt zum Vogelschutz bei, weil hier Pestizide tabu sind.

Tipps an der Musterfutterstelle

Wer sich die Musterfutterstellen des LBV ansehen möchte, kann das in Freising auf der Roseninsel tun. Diese liegt nahe dem Wörth, zwischen Fürstendamm und Moosach. Auch in Neufahrn hat der LBV eine solche Futterstelle eingerichtet, sie befindet sich bei der Sozialstation, Fürholzerweg 8.

© SZ vom 28.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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