THW zurück aus Slowenien:"So eine Dankbarkeit habe ich noch nie erfahren"

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Zwölf bis 14 Stunden täglich haben die Brückenbau-Spezialisten des Freisinger THW gearbeitet, um zwei neue Überwege zu errichten. (Foto: THW)

Innerhalb von nur acht Tagen haben die Freisinger Brückenbauexperten im Überschwemmungsgebiet zwei neue Überwege geschaffen. Die Arbeitstage sind lang, das Gelände schwierig. Am Ende fließen auch ein paar Tränen.

Von Paula Dick, Freising

Planmäßig ist das Team des THW Freising in dieser Woche aus dem 570 Kilometer entfernten Einsatzort in Prevalje, Slowenien, zurückgekehrt. Die Bilanz liest sich durchweg positiv: Zwei Brücken zu je 60 Tonnen mit 30 Meter Länge und einer Traglast von bis zu 40 Tonnen konnten die Freisinger Brückenbauexperten und -expertinnen in nur acht Tagen Arbeitszeit errichten. "Das ist ein echter Weltrekord", stellt der Freisinger Gruppenführer der Fachgruppe Brückenbau, Florian Wigger, fest. Der Arbeitseinsatz in dem Überschwemmungsgebiet sei trotz fordernder Bedingungen ein voller Erfolg gewesen. 30 Grad, kein Schatten, zwölf bis 14 Stunden tägliche Arbeitszeit sowie teilweise schwierig zu bearbeitendes Gelände erschwerten den Bau.

Ohne die gute Zusammenarbeit im Team des THW sowie mit den slowenischen Ortskräften wäre dies nicht möglich gewesen. "Die Slowenen waren durchaus beeindruckt von der Professionalität und der guten Organisation unserer Mannschaft. Wir wiederum waren vom Pragmatismus der Ortskräfte begeistert", schildert THW-Ortsbeauftragter Michael Wüst. Bereits sieben Tage nach der Alarmierung in Freising stand die erste der beiden Behelfsbrücken vom Typ Bailey nahe der Ortsmitte von Prevalje. Nachdem einige weitere Teile aus Deutschland geliefert worden waren, konnte der Bau der zweiten Brücke in Angriff genommen werden.

Neben der schweren Arbeit waren für die Helfer auch die hohen Temperaturen eine Belastung. (Foto: THW)
Ein Teil von Prevalje war nach den Unwettern nur noch schwer zu erreichen. Nun steht den Menschen wieder eine Brücke zur Verfügung. (Foto: THW)
Die Dankbarkeit der Menschen über die Hilfe aus Freising war groß. (Foto: THW)

Diese sollte einen durch die massiven Überschwemmungen abgeschnittenen Teil wieder mit dem Rest der Stadt verbinden. Die betroffenen Häuser waren zuvor lediglich durch einige höchst unsichere und steile Wege zu erreichen gewesen. Wüst schildert die Herzlichkeit der vor Ort lebenden Menschen. "Manche kamen einfach vorbei und haben uns Essen und Getränke vorbeigebracht. So eine enorme Dankbarkeit habe ich noch nie erlebt".

Für ihn sei der Erfolg des Einsatzes und die Selbstverständlichkeit der Unterstützung auch ein Beleg für eine gemeinsame europäische Identität. "Europäer sein heißt am Ende mehr als ein gemeinsames Verständnis über den Krümmungsgrad der Banane", sagt er. Neben zahlreichen Zaungästen, die den Bau beobachteten, machte sich auch der slowenische Verteidigungsminister, Marjan Šarec, dem der Zivilschutz untersteht, ein Bild vom Fortschritt des Baus und lobte das Tempo. Auch die feierliche Übergabe der Brücken vom THW an den Bürgermeister von Prevalje zeugt von der Bedeutung des Einsatzes für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt.

"Wir konnten Menschen physisch wieder miteinander vereinen. Dadurch haben wir Verbindendes geschaffen und Bleibendes hinterlassen", sagt Wüst. Die Arbeit im Katastrophengebiet bedeute immer auch eine emotionale Belastung. So sei bei der Abreise durchaus die ein oder andere Träne geflossen. Zurück bleiben zwei Brücken, die mit genügend Ersatzteilen für die nächsten Jahre erhalten bleiben können. Der deutsche Botschafter in Slowenien, Adrian Pollmann, stellte fest: "Eigentlich bin ich hier ja der Botschafter. Im Moment sind Sie aber die besten Botschafter Deutschlands, die man sich wünschen kann"

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