Wohnlich und flexibel:Asylbewerberunterkunft ist fertig

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Bauherr Stefan Perwanger, Hans Heigl und Architekt Robert Kern (von links) vor der neuen Flüchtlingsunterkunft in Zolling. (Foto: Marco Einfeldt)

Das neue Heim in Zolling bietet Platz für 150 Personen, die Raumgrößen lassen sich einfach verändern.

Von Katharina Aurich, Zolling

Einladend sind die Räume in der neuen Flüchtlingsunterkunft in Zolling, vollständig aus Holz gebaut, sehr hell, mit bodentiefen Fenstern, von jedem Zimmer aus kann man auf den umlaufenden Balkon gelangen. Innerhalb von nur zehn Wochen wurden die beiden dreistöckigen Gebäude hinter dem Rewe-Supermarkt auf dem ehemaligen Hörhammergelände errichtet. Ortszentrum, Kindergarten und Schule sind zu Fuß in wenigen Minuten erreichbar.

Am 1. April wird die Unterkunft für 150 Menschen bezugsfertig sein, die Baukosten betragen rund 2,9 Millionen Euro, wie Architekt Robert Kern aus Fahrenzhausen informierte.

Er sowie Bauherr Stefan Perwanger aus Zolling und Holzbauer Hans Heigl aus Schweitenkirchen hätten viel Herzblut in die Planung der Gebäude gesteckt, um verschiedene Anforderungen und Ideen umzusetzen: die Energiesparverordnung sowie die Brandschutz- und Schallschutzauflagen werden erfüllt, die Gebäude werden mit einer Holzhackschnitzelanlage beheizt. Außerdem bestünden die Bauwerke aus Holzmodulen, die jederzeit abbaubar und recycelbar sind, schilderte Kern.

Die sanitären Anlagen plante und baute das Unternehmen Perwanger selbst. Die Innenwände in den Gebäuden könnten herausgenommen und wieder eingefügt werden, sodass größere und kleinere Räume entstehen, schilderte der Architekt. Die Hauptbaustoffe seien Holz und Stahl, umweltschonend und wiederverwendbar. Er habe ein flexibles, wohnliches Umfeld schaffen wollen, das später zum Beispiel auch für Studenten oder als günstiger Wohnraum zur Verfügung stehe.

Jedes Detail in den Gebäuden ist durchdacht, auch die Farben der Türen sind nicht zufällig gewählt: Grau steht für Privatzimmer, blau für Sanitärräume und gelb für die Mitarbeiterzimmer. Das Erdgeschoss ist barrierefrei gebaut. Das Gebäude solle für die Menschen, die darin leben werden, "stimmen", das sei sein Anspruch, sagte Kern.

Schon bei der Planung habe er sich vorgestellt, wie zwei sich fremde Menschen auf zwölf Quadratmetern langfristig miteinander zurechtkommen können. Daher sind die fest eingebauten Holzbetten an der Fenster- und an der Türseite der Räume situiert. Dazwischen sind die Schränke angeordnet, sodass ein klein wenig Privatheit entsteht. Wenn jemand für sich sein will, könne er aus dem Zimmer auf den Balkon hinaus.

Besonders gefällt Kern der Ausblick vom Balkon im dritten Stock, von dort blickt man weit in die Amperauen. Natürlich gibt es Gemeinschaftsräume für Sprachkurse oder ähnliches sowie große Küchen. Viel Augenmerk hat der Architekt auf die Gestaltung der Außenanlagen verwandt. Die Gemeinschaftsräume sind nämlich zum Innenhof situiert, hier sei das Herz der Anlage, wo sich die Bewohner treffen könnten und wo es vielleicht auch einmal lauter zugehen werde. Gedacht hat der Architekt auch an Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder, Kinderwägen und Werkzeug.

In einem Nebengebäude wird der Hausmeister sein Büro haben, es gibt einen großen Waschraum und Platz für alles, was anfällt. Er könne sich vorstellen, dass die Flüchtlinge zum Beispiel aus Holzresten selbst kleine Möbel für ihre Zimmer bauen, ein Regal über dem Bett oder einen Hocker. Die Räume böten ganz bewusst noch Gestaltungsspielraum, erläuterte Kern. Denn wichtig sei für die neuen Bewohner, etwas zu tun zu haben und nicht den ganzen Tag untätig zu verbringen.

Ideal für die Kinder und Jugendlichen ist die große Wiese hinter den Gebäuden, die ebenfalls Perwanger gehört und die den Flüchtlingen zum Spielen oder einfach zum Draußen-sein zur Verfügung stehe, sagte der Bauherr und Installateurmeister. Die Anlage mit 2520 Quadratmeter Nutzfläche wird zum 1. April zunächst für zehn Jahre an die Regierung von Oberbayern vermietet, wann die ersten Flüchtlinge einziehen werden, steht noch nicht fest.

Am Samstag, 2. April gibt es von 13 bis 16 Uhr einen "Tag der offenen Tür" für die Bevölkerung, dann stehen auch Vertreter der Regierung von Oberbayern und der Gemeinde Zolling für alle Fragen zur Verfügung.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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