Tag der offenen Tür:Endlich alles schön und neu beim THW

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Neues Domizil, neue Motivation: Am Samstag, 21. April, von 10 bis 16 Uhr, ist Tag der offenen Tür beim THW. Es gibt eine Fahrzeugschau und Aktionen für Kinder. (Foto: Marco Einfeldt)

Jahrelang waren die Freiwilligen Helfer des Technischen Hilfswerks in Freising in einem alten, feuchten Gemäuer untergebracht. Jetzt haben sie ihr neues Gebäude bezogen und können es selbst noch kaum glauben.

Von Johannes Stuhrmann, Freising

"Das war mal ein Aldi", sagt Michael Wüst. Man könnte es für einen Scherz halten, aber das lang gezogene Gebäude und die roten Ziegel des flachen Dachs erinnern tatsächlich daran. Mittlerweile wurde der Bau entkernt und bekam Fenster. Wüst ist Vorsitzender des Ortsverbands des Technischen Hilfswerks (THW) Freising. Eigentlich wirkt er nüchtern und bodenständig, doch bei dem neuen THW-Einsatzzentrum, das am Freitag eingeweiht wurde, kommt er ins Schwärmen: "Ich dachte anfangs, dass der Supermarkt eine Zumutung wäre, aber er ist das Beste, was uns passieren konnte."

Stolz führt er durch den früheren Verbrauchermarkt, in dem auch mal ein Spielzeuggeschäft betrieben wurde. Wo man früher mit dem Einkaufswagen entlang rollte und in den Regalen nach Waren griff, sind nun Wände gezogen. In der Mitte befindet sich ein quaderförmiger Kasten mit Ausbildungsräumen; ein Lichtschlauch leitet Tageslicht hinein. Wüst öffnet die Tür zur Funkzentrale. Mit ihren sieben Flachbildschirmen und ihrem Mikrofon fühlt man sich wie in einer Flughafenzentrale. Das alles wirkt hochwertig. Ein Dank gilt dem Vermieter, der Firma Adldinger. "Ihnen war es extrem wichtig, eine Unterkunft zu schaffen, in der es Spaß macht zu arbeiten", betont Wüst.

Vor dem Umzug standen die Spinde der THW-Helfer in einem Pferdestall

Als verbindendes Element hat das alte "Stüberl" den Umzug vom Sondermüllerweg mitgemacht. Nebenan wurde eine Industrieküche installiert. Für die 70 aktiven Helfer kann darin gekocht werden, davor musste man sich in eine Teeküche zwängen. Zu den Relikten gehören die Spinde, für neue reichte das Geld nicht. Vorher standen sie aber in einem alten Pferdestall, hier hat man es hell und trocken.

Von den Verbesserungen durch den Umzug an die Rudolf-Diesel-Straße haben sich bereits am Freitag bei der offiziellen Einweihung des Gebäudes zahlreiche Gäste überzeugen können. (Foto: Marco Einfeldt)

In der alten Unterkunft am Sondermüllerweg steckte der Schimmel in den Wänden. 1901 wurde das Gebäude ursprünglich als Bauernhof errichtet. Über 50 Jahre war das THW dort stationiert. "Der Umzug war noch ein Kraftakt, aber eigentlich das kleinste Problem", sagt Wüst. 2006 war bereits ein Neubau geplant. Man brauchte einfach mehr Platz. Dann wurde die Unterkunft gekündigt und es pressierte. Im Dezember 2016 entschied man sich für die Bleibe an der Rudolf-Diesel-Straße; der Umbau dauerte bis April und im Juni ist das THW eingezogen.

"Früher hatten wir nicht mal eine Dieselabsaugungsmaschine. All die Abgase haben sich in der Halle verfangen"

Auf dem Parkplatz ist die Jugendgruppe gerade dabei, die Lastwagen für die Einweihung zu polieren. Ein Junge trägt Wassereimer, ein Mädchen klettert auf den Kranwagen. Die neue Zentrale hat bei den Ehrenamtlichen etwas verändert: "Man merkt einen Motivationsschub", sagt Wüst. "Die wollen hier etwas tun." Schon davor war das Engagement im Ortsverband Freising groß. Rund 300 Einsatzstunden investiert ein Helfer im Schnitt pro Jahr in das THW, im Bund sind es etwa 150 Stunden.

"Jetzt haben wir Bedingungen, die für Ehrenamtliche würdig sind." Es riecht leicht nach Diesel. "Früher hatten wir nicht mal eine Dieselabsaugungsmaschine. All die Abgase haben sich in der Halle verfangen", sagt Wüst und schüttelt den Kopf. Die neue Fahrzeughalle ist 500 Quadratmeter groß, acht Lastwagen passen hinein. "Die Spielzeugautos, die früher hier verkauft wurden, sind groß geworden", scherzt Wüst und klopft auf einen blauen Laster, der wie ein Mix aussieht aus Baustellenfahrzeug und Feuerwehrauto. Beim alten Grundstück war die Einfahrt zu eng und der schlauchförmige Grundriss ließ kaum Raum.

Nur fünf Garagenstellplätze gab es für die Lastwagen, viele Fahrzeuge standen einfach im Freien. Manchmal hat das Aufräumen länger gedauert als der Einsatz selbst", erzählt Wüst. "Jetzt kommen die Fahrzeuge direkt in die Waschanlage, das hebt ihre Lebensdauer." Außerdem befinde sich die gesamte Ausstattung endlich auf dem Gelände und könne einsatztaktisch vorgehalten werden. "All das beschleunigt maßlos," sagt Wüst. Auch die Nähe zur Autobahn ist ein Vorteil. Vor einer Woche erst haben sich drei Fahrzeuge mit 17 Mann auf die A 92 Richtung München aufgemacht, um nach einem Unfall Trümmer von der Fahrbahn zu räumen. Nach einundeinhalb Stunden war alles vorbei.

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Eine weitere Halle hat der THW-Helferverein mit 180 000 Euro finanziert. Insgesamt bieten beide Hallen Platz für 21 Lastwagen, Anhänger und Baumaschinen. Wüst steht nun auf dem Parkplatz des 5500 Quadratmeter großen Grundstücks. Auf der weitläufigen Fläche könnte man sich verloren fühlen und neben den Lastwagen klein vorkommen. Wüst aber wirkt wie ein Hausherr. Als ihm die Sonne ins Gesicht strahlt, muss er sich die Augen reiben. Irgendwie kann er es selbst noch nicht ganz glauben: "Es ist ein Traum. Es ist wie Heimat."

Ein Tag der offenen Tür findet an diesem Samstag, 21. April, von 10 bis 16 Uhr beim THW an der Rudolf-Diesel-Straße 5 statt. Es gibt eine Fahrzeugschau, Aktionen für Kinder mit Hüpfburg, natürlich werden die Besucher auch verpflegt.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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