Das THW zieht endlich um:Glücksgefühle bei den Helfern

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Die Hilfsorganisation zieht demnächst in ihr neues Quartier an der Rudolf-Diesel-Straße um. Dann ist endlich Schluss mit Schimmel, Feuchtigkeit und drangvoller Enge

Von Peter Buchholtz, Freising

Michael Wüst, Ortsbeauftragter des Technischen Hilfswerks (THW) in Freising, und sein Stellvertreter Manfred Kürzinger sind "einfach glücklich", wenn sie durch die Hallen und Räume der neuen THW-Unterkunft an der Rudolf-Diesel-Straße gehen. Noch ist nicht alles fertig, Handwerker und Maler sind täglich auf der Baustelle unterwegs. Mit dem Umzug von Möbeln und Ausrüstung aus der alten Unterkunft wurde aber schon begonnen. Die Junghelfer knien am Boden und bauen Regale für das Lager auf, für das in der neuen Unterkunft reichlich Platz ist.

Alle packen mit an: Der THW-Nachwuchs hilft beim Ein- und Ausladen des Materials. (Foto: Marco Einfeldt)

Platz ist es, der den ehrenamtlichen Helfern in der alten Unterkunft am Fuß des Dombergs nicht erst seit gestern fehlt. Seit 1960 ist das THW auf dem schlauchförmigen Grundstück untergebracht, das sich inzwischen in einem fast unzumutbaren Zustand befindet. Michael Wüst, seit über 30 Jahren im Freisinger THW, erinnert sich, dass es schon vor seiner Zeit hieß: "Hier brauchen wir nichts machen, wir ziehen ja um."

Für den Unterhalt, also die sogenannte Aufrechterhaltung der Nutzbarkeit, habe es vom Bundesinnenministerium keine Mittel gegeben, berichtet Wüst. Das zeigt sich auch bei einer Begehung der alten Räume. Es schimmelt, Putz und Tapeten kommen von den Wänden. Das liegt auch daran, dass das Gebäude zur Hälfte im Domberg steht und von diesem völlig durchfeuchtet wird. Auch die Einsatzzentrale, von der aus Einsätze mit bis zu 400 Kräften geleitet wurden, sieht eher aus wie ein Museumsstück.

Ein Team des THW-Nachwuchses baut im neuen Gebäude an der Rudolf-Diesel-Straße Regale zusammen. (Foto: Marco Einfeldt)

Vor dem Gebäude steht ein großer Container, für Wüst eines der wichtigsten Elemente des Umzugs. "Wenn drei Leute sagen, das haben wir noch nie gebraucht, dann fliegt's weg". Bis zum 30. August zieht das THW vollständig aus, dann wird das Grundstück an die Kirche übergeben, die es für die Einrichtung der Domberg-Baustelle braucht. Außer den Spinden, dem Mobiliar aus dem Stüberl und den Materialien geht nichts in die neue Unterkunft mit. Darüber sind die Helfer froh.

Im neuen Quartier hat die Hilfsorganisation endlich mehrere Garagen und viel Platz. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Büro im ersten Stockwerk folgt dann Wüsts "persönliches Highlight": einfach verglaste Fenster. Im Winter müsse der Ausbildungssaal nebenan von Dienstag an beheizt werden, damit er am Samstag einigermaßen warm sei. "Die Unterkunft ist nicht mit den gewachsenen Anforderungen an das THW gewachsen", sagt Wüst. Auch in dem Jugendraum, der dem Nachwuchs zur Verfügung stehen soll, kommt die Tapete von den Wänden. "In dem Dreckloch kann ich mich nicht umziehen", habe einmal eine Junghelferin über den Spindraum gesagt, die eigentlich großen Gefallen am THW gefunden habe.

Nicht nur im Gebäude, auch draußen mangelt es an Platz. Die Garagen bieten nicht genügend Stellplätze für alle Fahrzeuge, Zelte vergammeln in feuchten Lagern, teure Anhänger und Fahrzeuge sind außerhalb der Garagen der Witterung ausgesetzt. So kann ein Einsatz auch mit Eiskratzen an der Scheibe beginnen.

Ein weiterer Nachteil ist die schmale Zufahrt zu dem etwa 2000 Quadratmeter großen Gelände. Kommen Helfer bei einem Einsatz mit Privatfahrzeugen an, während andere schon mit Einsatzfahrzeugen aufbrechen, wird der Sondermüllerweg, der eher eine Gasse ist, schnell zu einem verstopften Nadelöhr. Das wird schon auf einer der Umzugsfahrten in die neue Unterkunft deutlich, als ein Fahrzeug entgegen kommt: "Dieser Knoten, das ist das klassische Problem", sagt Michael Wüst und fügt an: "Jetzt wird Tetris gespielt." Das neue Gelände in Lerchenfeld erstreckt sich auf 63 mal 75 Meter. Das Problem, das keine zehn Minuten zurückliegt, wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen: Auf dem Hof bleibt genügend Platz zum Abstellen von Fahrzeugen und Rangieren mit den großen Lastwagen. Diese finden Platz in den vier Doppelgaragen der westlichen Halle, an der zudem eine Waschhalle und die Werkstatt angeschlossen sind. Die Halle ist außerdem ausgestattet mit einer modernen Dieselabsauganlage.

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Im nördlichen Teil stehen in einer zweiten Halle, die mit 180 000 Euro aus dem Helferverein finanziert wurde, auf sieben Stellplätzen die kleineren Fahrzeuge, geschützt vor Regen, Wind und Kälte. Nebenan finden weitere drei Fahrzeuge oder Anhänger unter einem Carport Platz.

Im Herzstück der neuen Unterkunft auf der Ostseite ist ein dunkelbrauner Linoleumboden verlegt. Das Gebäude wirkt warm und gemütlich, auch wenn bisher noch keine Möbel vorhanden sind. Zugführer Marco Eisenmann kümmert sich darum, dass IT und EDV funktionieren. "Exemplarisch für ganz viele" und "das, was den Ortsverein ausmacht", sei seine Arbeit, sagt Michael Wüst. "Wir haben aber auch das Glück gehabt, dass wir mitplanen durften", sagt Eisenmann.

Im Herbst soll dann alles fertig sein, dann ist auch eine große Einweihungsfeier mit einem Tag der offenen Tür an der Rudolf-Diesel-Straße geplant. Zunächst wird die Liegenschaft für zwölf Jahre von der Firma Adldinger an den Bund vermietet. Vorige Woche hatte der Kreisausschuss entschieden, sich mit maximal 150 000 Euro an den Projektkosten zu beteiligten, von denen bislang noch rund 350 000 offen sind.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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