THW-Umzug:Viel zu lange vertröstet

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Der Bund hat über Jahre geschlampt und keine Fakten geschaffen

Von Peter Buchholtz

Katastrophale Zustände herrschen in der Regel an den Einsatzorten des THW, nicht aber in der eigenen Unterkunft. Um die Zustände in der bisherigen Liegenschaft des Ortsverbands Freising bewerten zu können, muss man kein Experte sein. Es reicht ein Blick in die Ecken, an die Wände und auf die sanitären Anlagen, der sagt: Hier besteht Handlungsbedarf - und das nicht erst seit gestern. Gefahrgut, das nicht sachgemäß gelagert werden kann, Garagen ohne Abgasabsaugung, Fahrzeuge, die im Ernstfall einsatzfähig sein müssen, aber unter freiem Himmel vor sich hin rotten, sind nur ein Teil der Missstände. Dabei kann man dem Kreisverband selbst keinen Vorwurf machen. Struktur, Ordnung und Verantwortungsbewusstsein sind dort zur Genüge vorhanden.

Geschlampt hat wohl eher der Bund, der den Kreisverband jahrelang vertröstet hat, ohne Fakten zu schaffen. Wer sich jetzt noch vor Augen führt, dass in der nicht zu Unrecht als "Loch" bezeichneten Unterkunft 80 Ehrenamtliche ihre Freizeit opfern, um eine Pflichtaufgabe des Bundes zu übernehmen, dem wird ganz eindrücklich klar, was das Gegenteil von Wertschätzung bedeutet. Seit 2006 kämpft der Ortsverband um eine adäquate Lösung, noch bis Anfang des Jahres war nicht klar, ob der gesamte Zug nicht als Zwischenlösung eine Containerbehausung beziehen muss.

Dass die Jugendarbeit beim Freisinger THW trotzdem noch funktioniert, ist bemerkenswert und darf nicht zu falschen Schlüssen führen. Denn nur weil sich die Helfer mit den Zuständen am Sondermüllerweg arrangiert hatten, heißt das noch lange nicht, dass sie gerne damit gelebt haben. Dass der Einsatz in eigener Sache nun ein Ende hat, ist zu einem Teil auch der Kirche zu verdanken, die auf dem bisherigen Gelände die Baustelleneinrichtung für den Umbau des Dombergs errichten möchte und die Frist für den Auszug mehrere Male verlängert hatte. Zumindest um eine Katastrophe müssen sich die Ehrenamtlichen in Zukunft nicht mehr sorgen.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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