SZ-Balkonien:Der Charme der Vergänglichkeit

Im Winter sieht der SZ-Balkon eher trist aus. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Pflanzen bleiben, auch im Winter.

Kolumne von Petra Schnirch

Von Naturnähe mag man angesichts der Asphaltwüste an der Freisinger Karlwirtkreuzung und im SZ-Hinterhof nicht wirklich sprechen. Trotzdem bemüht sich die Redaktion, auf ihrem Balkon Insekten sogar im Winter eine Heimat zu bieten. Anders als im Sommer, als bunte Blüten (zumindest vereinzelt) Bienen, Hummeln und Schwebfliegen in den dritten Stock lockten, lassen sich die Erfolge um diese Jahreszeit nicht ganz so einfach nachweisen. Ob tatsächlich einer der braunen Stängel als Winterschlafplatz von irgendwelchem Getier Verwendung findet, ist unklar. Dennoch bleiben die Blumentöpfe vorerst stehen, soweit herrscht Einigkeit.

Ob der triste Balkon ohne oder mit den braunen Halmen sehenswerter ist, daran aber scheiden sich die Geister. Während eine Kollegin einwirft, dass die Pflanzenreste sicher alles andere sind, aber bestimmt nicht schön, kann der Kreis-Spezialist der Redaktion dem Stängel-Gewirr auch optisch durchaus etwas abgewinnen. Bekannt für seinen etwas schrägen Humor, bescheinigt er dem Arrangement einen morbiden Charme.

Nun hat schon die bildende Kunst in Stillleben mit faulenden Früchten oder mit Fliegen besetztem Obst gern die Vergänglichkeit des Lebens thematisiert. Mag man diese Deutungsweise in Bezug auf den SZ-Balkon für überzogenen Unsinn halten, kann eine weitere, zugebenermaßen ebenfalls etwas pathetische Sichtweise nicht so leicht von der Hand gewiesen werden. Die brauen Stängel stehen zugleich für das Ende und den Neuanfang des Lebens - zumindest wenn sich tatsächlich einige kleine Wintergäste dort einfinden sollten.

Vielleicht findet das Blüh-Experiment der Redaktion, sofern es denn fortgesetzt wird, dann in den nächsten Sommern bei Biene und Co. nach und nach etwas mehr Akzeptanz.

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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