SZ-Adventskalender:Am Limit

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Immer mehr Menschen im Landkreis sind bedürftig und sind froh, bei der Tafel gegen den symbolischen Preis von einem Euro Lebensmittel zu bekommen. (Foto: Marco Einfeldt)

Immer mehr Menschen geraten durch die Inflation und hohen Energiepreise in Existenznöte. Auch die Tafel Freising zählt immer mehr Kunden, ihre Ressourcen sind bald erschöpft.

Von Gudrun Regelein, Freising

Die Inflation und die hohen Preise für Energie treffen viele Menschen gerade in einem hochpreisigen Landkreis wie Freising schwer. Viele wissen nicht mehr, wie sie mit ihrem knappen Budget ihren Lebensunterhalt finanzieren sollen. Seniorinnen und Senioren mit kleinen Renten sind beispielsweise besonders betroffen, aber auch Familien, vor allem Alleinerziehende, mit einem nur geringen Einkommen rutschen schnell in finanzielle Nöte.

Auch bei der Tafel Freising spürt man das. Der Ansturm in diesem Jahr war groß, so groß, dass erneut ein Aufnahmestopp drohte. "Wir hatten in diesem Jahr 300 neue Kunden", berichtet Vorsitzender Manfred Schimmerer. Darunter waren etwa 180 Menschen, die wegen des Krieges aus der Ukraine geflüchtet waren. Schon im vergangenen Jahr stand man kurz vor einem Aufnahmestopp, entschied sich damals dann aber, einen Zwei-Wochen-Rhythmus einzuführen. In einer Woche werden seitdem die ukrainischen Flüchtlinge versorgt, in der anderen die sogenannten Altkunden. "Sonst hätten wir es nicht mehr handeln können. Mit dem Zwei-Wochen-Rhythmus funktioniert es noch", sagt Schimmerer. Sonst würde die gespendete Ware nicht mehr ausreichen - und die Warteschlange wäre sehr lange.

Viele Tafeln mussten bereits einen Aufnahmestopp verhängen

Freising ist aber kein Einzelfall, im Gegenteil: Die Lage bei vielen Tafeln deutschlandweit ist deutlich angespannter. Schon die Corona-Pandemie hat zu hohen Belastungen geführt, danach folgten immer höhere Lebenshaltungskosten, die Inflation und zuletzt die wieder hohe Zahl an Flüchtlinge. Die mehr als 960 Tafeln versorgen mittlerweile so viele bedürftige Menschen wie nie zuvor. Deutschlandweit sind es etwa zwei Millionen. Etwa 40 Prozent der Tafeln mussten bereits einen Aufnahmestopp verhängen.

In Freising sei die Situation derzeit zwar grenzwertig, aber noch könne man alle Menschen versorgen, berichtet Schimmerer. In der Woche, in der ukrainische Flüchtlinge kommen, zählt man etwa 280 Abholer, in der Woche mit den Altkunden - Rentnerinnen und Rentner, Alleinerziehende, arbeitslose Menschen und Flüchtlinge aus anderen Ländern - etwa 260 bis 270. Ein Abholer versorge aber oftmals nicht nur sich selbst, sondern mehr Personen, oft sind es Familien, erklärt Schimmerer. Er hofft, dass sich diese Zahlen stabilisieren, denn bei mehr als 300 Abholern in einer Woche werden keine neuen mehr aufgenommen.

Zukauf von Lebensmitteln ist mit Spendengeldern möglich

Mehr könne man nicht mehr versorgen, "das ist ausgereizt - wegen der Räumlichkeiten und der Warenmenge." Noch sei man aber in der glücklichen Lage, gut versorgt zu werden. Ansonsten müsste die Tafel Lebensmittel mit Spendengeldern oder den Ein-Euro-Geldern - jeder Kunde muss für seinen Einkauf symbolisch einen Euro bezahlen - zukaufen.

"Momentan kriegen wir es noch ganz gut hin", sagt Schimmerer. Auch dank der engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiter, 20 neue seien in diesem Jahr dazugekommen. Der Tafelvorsitzende ist sehr dankbar dafür. Wie lange das aber noch so sein wird, kann auch er nicht sagen. Seit einigen Wochen werden dem Landkreis wieder mehr Flüchtlinge zugewiesen, bis Dezember waren es alle 14 Tage etwa 50. Derzeit leben gut 4000 geflüchtete Menschen im Landkreis. "Wir machen uns natürlich Sorgen um die Zukunft", sagt Schimmerer. Denn angesichts der geplanten neuen Unterkünfte in Freising müsse die Tafel im kommenden Jahr mit mehr Kunden rechnen.

Über Spenden für den Zukauf von Lebensmittel sei die Tafel immer dankbar, betont Schimmerer. Im kommenden Frühjahr werde nun endlich auch das dringend benötigte neue Kühlfahrzeug geliefert. Wie dessen Finanzierung genau laufen werde, wisse man noch nicht, sagt Schimmerer. "Es könnte sein, dass wir auch da auf Spenden angewiesen sind."

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