Streit mit der Telekom:Abseits der Daten-Autobahn

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Sünzhausen fordert schon lange einen schnellen Internetzugang. Doch nun hat die Telekom die Online-Verbindung ganz gekappt.

Sabina Dannoura

Da muss ein Unternehmer schon einiges bieten, wenn er einem Kunden zumuten kann, eine E-Mail mit einer größeren Datei in Raten zu schicken. Nur dann kann ein Geschäftsmann, der im Freisinger Ortsteil Sünzhausen tätig ist, die elektronische Nachricht empfangen. "E-Mails zu verschicken, ist ein Lotterie-Spiel", schimpft er.

Wer in Sünzhausen eine E-Mail mit einer großen Datei verschicken will, musste dies in Raten tun - bis vor kurzem. Nun funktioniert das Internet gar nicht mehr, die Telekom hat es abgestellt. (Foto: dpa)

Für Sünzhausen, einem Ort mit 749 Einwohnern, liegt die Daten-Autobahn weit entfernt. Doch neuerdings sind die Sünzhausener von der Online-Kommunikation komplett ausgeschlossen: "Von heute auf morgen wurde das Internet abgestellt", berichtet eine Steuerberaterin.

Ein leistungsfähiger Internetanschluss ist für Unternehmen längst unverzichtbar. Auch in Privathaushalten gehört ein Breitband-Anschluss zum Standard. Nicht aber für die Bewohner von Sünzhausen: Sie kämpfen seit längerer Zeit vergeblich um einen schnellen Internetanschluss.

Die Stadt Freising hat vor eineinhalb Jahren bereits eine Umfrage gestartet, um die Orte herauszufinden, in denen kein Breitbandanschluss zur Verfügung steht. Ziel, so hieß es seinerzeit von der Leiterin des Wirtschaftsreferats, Mathilde Hagl, sei eine flächendeckende "Basisversorgung" in einer Übertragungsgeschwindigkeit von 1 bis 3 Megabits pro Sekunde.

Die Resonanz auf diese Initiative fiel allerdings verhalten aus, berichtet Hagl heute. Ausnahme: Aus Sünzhausen habe es viele Rückmeldungen gegeben, "an die 100" schätzt die Rathausbeamtin. Daher habe man versucht, über das Portal der Breitband-Initiative Bayern eine Telekommunikationsfirma für Sünzhausen zu gewinnen. "Leider ohne Erfolg", bedauert Hagl.

Überrascht ist sie allerdings, dass die Situation für den sieben Kilometer von Freising entfernt liegenden Ortsteil "noch dramatischer" sei. Denn in der Bürgerversammlung in Sünzhausen machten Bürger nicht nur deutlich, dass Daten nur im Schneckentempo übertragen werden - eine "existenzbedrohende Situation", wie ein Unternehmer beklagte, weil eine reibungslose Internet-Kommunikation in der Geschäftswelt vorausgesetzt werde.

370 Euro pro Anschluss und Monat

Vor vier Monaten wurde nun einer Steuerkanzlei von der Telekom der Zugang einfach gesperrt. "Das ist für uns dramatisch. Wir versuchen, uns für die wichtigsten E-Mails mit dem Handy-Netz zu behelfen."

Auf die Telekom sind die Bürger nicht gut zu sprechen, denn ihr einziges Angebot an die Sünzhausener besteht aus einem Verstärker, der pro Anschluss und Monat 370 Euro kosten soll. Via Kabel kommt der Ort ebenfalls nicht ins World Wide Web. Auch Hagl übt am Anbieter Telekom Kritik. Das Unternehmen sitze "auf einem sehr hohen Ross" und fordere von den Kommunen hohe Baukostenzuschüsse, um in angeblich unwirtschaftlichen Orten tätig zu werden.

Die Stadt wisse freilich um die Bedeutung von schnellen Internetanschlüssen für die Standortpolitik. Daher werde sich Freising einer von Moosburg, Langenbach und Marzling initiierten Machbarkeitsstudie anschließen, kündigt Hagl an.

Bei diesem Pilotprojekt wollen Gemeinden gemeinsam nach Möglichkeiten für die Daten-Kommunikation suchen: "Es geht nicht nur darum, verschiedene Übertragungswege auszuloten", schildert die Referatsleiterin: Manchmal liege in der Nachbargemeinde eines unversorgten Orts eine Leitung, von der man bisher nichts wisse. "Ich will nicht zu euphorisch sein, aber vielleicht ergibt sich so eine Lösung." Für Sünzhausen momentan die einige Hoffnung.

© SZ vom 21.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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