Wohnen in Freising:Wieder Ärger im Steinpark

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Der Platz vor dem Steincenter in Neustift eignet sich super, um dort ein wenig herumzuradeln. Das dachten sich auch Jugendliche, die dann allerdings mit den städtischen Lastenleihrädern ihre Gaudi hatten. Die Anwohner haben aber noch ganz andere Probleme. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Anwohnergemeinschaft schlägt erneut Alarm. Es geht um Lärm, um Vandalismus und um Drogenhandel auf dem Areal rund um das Steincenter. Der erneute Vorstoß kommt gerade rechtzeitig, findet CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger.

Von Regina Bluhme, Erding

Ein "sozialer Brennpunkt", ein "Drogenumschlageplatz", habe sich auf dem Areal rund um das Steincenter in Neustift etabliert, darauf hat CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger kürzlich im Hauptausschuss aufmerksam gemacht. Die "Bürgerinitiative Steinpark" berichtet in einer Pressemitteilung von Vandalismus, offenen Belästigungen und sogar tätlichen Angriffen. Nach Angaben des Freisinger Polizeichefs Matthias Schäfer wiederum ist im gesamten Jahr 2022 kein einziges Drogendelikt aus dem Areal aktenkundig. "Das ist nicht die Bronx", sagt er. Neustift und die Bronx von New York in einem Satz. Was ist da los?

Das Steincenter mit Lebensmittelläden, Drogerie, Apotheke und Arztpraxis ist vor zehn Jahren auf dem Areal der ehemaligen Steinkaserne eröffnet worden. Auf der einen Seite mehrere Hochhäuser im Altbestand, auf der anderen Seite das neue Wohngebiet "Steinpark" und mitten drin das "Atrium", das zum Verweilen einlädt. Seit Jahren sorgt der Vorplatz für Ärger.

Der Platz vor dem Steincenter ist ein beliebter Treffpunkt. Anwohner klagen über Vandalismus, Ruhestörung und Müll. (Foto: Marco Einfeldt)

Er sei von Anwohnern auf die Missstände angesprochen worden, sagt Rudi Schwaiger am Telefon. Die Stadt habe erst jüngst tätig werden müssen, nachdem dort Jugendliche sich mit den dort stationierten Lastenleihrädern Rennen geliefert hatten. Jetzt müsse etwas geschehen, auch weil sich das "Thema Sozialer Brennpunkt" auf dem Areal mit der künftigen Nutzung des ehemaligen Stabsgebäudes als Flüchtlingsunterkunft "eher noch verschärfen wird". Schon jetzt sei hier "die öffentliche Sicherheit und Ordnung massiv gefährdet".

Der CSU-Stadtrat sieht die Stadt in der Pflicht, dort gebe es ein Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung: Die Stadt solle zusätzlich zu der Polizei doch ihr Sicherheitspersonal auf Streife in den Steinpark schicken. Auf einen Streetworker angesprochen, sagt Schwaiger, das wäre eine zusätzliche Option, "nur: wir finden niemand".

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Was die Bürgerinitiative, nach eigenen Angaben ein loser Zusammenschluss von Anwohnerinnen und Anwohnern des Steinpark-Areals, in der Pressemitteilung beschreibt, klingt heftig. "Von der Politik wird die Schuld des Vandalismus und der Konflikte am Steinpark auf alkoholisierte Personen heruntergebrochen", schreibt Anwohnerin Anke Neumeier. "Die sind jedoch eher eines der geringeren Probleme. Die meisten Belästigungen kommen von meist nüchternen, aber konfliktsuchenden Jugendlichen, denen keinerlei andere Räume mit Beschäftigungsmaßnahmen geboten werden." Die Anwohner berichteten dabei von Ruhestörung, Verschmutzung, Vandalismus, offenen Belästigungen und sogar tätlichen Angriffen.

Der Steinpark sei "ein klarer Drogenumschlagsplatz", nur um "einiges subtiler" als der Bahnhof: "Die Übergaben finden meist aus teuren Autos statt, die sofort weiterfahren oder werden im Verborgenen durchgeführt." Dem Zusammenschluss der Anwohner zufolge kommt die Polizei meistens zu spät und erst nachdem Beschwerden von mehreren Nachbarn eingegangen sind. Das gebe den Randalierern genug Zeit, in Sicherheit zu flüchten, nur um Minuten später wieder zum gleichen Ort zurückzukehren und weiterzumachen.

Ein echter Treffpunkt für Jugendliche in Neustift fehlt

Die Anwohnerinnen und Anwohner der Steinpark fordern den Stadtrat dazu auf, aktiv zu werden. Den Jugendlichen müssten Orte geboten werden, wo sie sich aufhalten und beschäftigen können, ohne konsumieren zu müssen. Die nächste Sportstätte oder ein Jugendzentrum seien zu weit weg; es brauche eine Lösung direkt in Neustift. Vermehrte Kontrollen durch die Polizei und ein Sicherheitsdienst am Steinpark seien unumgänglich. Außerdem müsse die Politik endlich wieder auf die Bürger zugehen.

Es gibt auch andere Ansichten in Neustift: Ein nach eigenen Angaben "Alt-Neustifter" (Name der Redaktion bekannt) schreibt in einem sozialen Netzwerk über die Neuzugezogenen im Steinpark: "Man hat auch seine Wohnung in einem Neubaugebiet gekauft, in dem es vorher schon ein Einkaufszentrum namens ,SteinCenter' gab." Die Jugendlichen aus den umliegenden Wohnblöcken würden sich natürlich an den Spielplätzen auch im Steinpark aufhalten "- und sicher ist hier auch schon der ein oder andere Joint konsumiert worden". Aber: Einen Drogenumschlagplatz, eine offene Alkoholikerszene und unhaltbare Zustände könne er nicht erkennen.

Die Polizei nehme die Anliegen "durchaus ernst"

"Wir nehmen die Anliegen der Anwohner durchaus ernst und wir kontrollieren auch", betont Matthias Schäfer, der Leiter der Polizeiinspektion Freising. Er habe Anweisung gegeben, dort, soweit möglich, immer wieder zu kontrollieren, auch als Zivilstreife. Aber die Polizei habe auch noch andere Einsatzschwerpunkte.

Es sei unbestritten, dass es auf dem Areal dort zu Straftaten komme, so Schäfer. "Wobei die körperlichen Auseinandersetzungen meist unter den Beteiligten selbst ablaufen." Im vergangenen Jahr sei kein einziges Drogendelikt aus dem Bereich Steinpark in den Akten geführt. Gleichwohl müsse eine "gewisse Dunkelziffer" zugestanden werden, aber: "Das ist nicht die Bronx", sagt Schäfer. Niemand brauche Angst zu haben, wenn er dort einkaufen gehen wolle. Von Seiten des Centermanagements ist dagegen nur ein Satz zu erfahren: "Wir befinden uns im Austausch mit der Bürgerschaft und der Stadt."

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