Start mit Problemen:Die Schlacht am warmen Büfett

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Geduldig warten die Gäste der neuen Mensa, bis sie sich ihr Essen holen dürfen. Die Blockabfertigung entspannt die Situation. (Foto: Catherina Hess)

Seit ihrer Eröffnung wird die Mensa am Garchinger Campus von Studierenden überrannt. Mit Blockabfertigung, Leitsystem und längeren Öffnungszeiten soll sich die Lage bessern

Von Gudrun Passarge, Garching

Zwei Studenten drehen auf dem Absatz wieder um, als sie die Schlange auf der Treppe sehen. Nein, warten wollen sie nicht. Doch die meisten nehmen es eher gelassen. Seit Semesterbeginn gibt es in der neuen Mensa auf dem Garchinger Campus eine Blockabfertigung, um dem Andrang Herr zu werden. "Das ist noch die beste Lösung", sagt ein Student, der warten muss. "Keine fünf Minuten" dauere die Wartezeit, sagt ein anderer. Studentenvertreter sind kritischer: "Ich kann mir vorstellen, dass einige Studis schon so frustriert sind, dass sie gar nicht mehr kommen", sagt etwa Zaim Sari, studentischer Vertreter im Senat und der Hochschulleitung der Technischen Universität. Er setzt sich für längere Öffnungszeiten und ein besseres Schlangenmanagement ein. Langfristig, sagt Sari, sei eine zweite Mensa auf dem Campus nötig.

Wer sich um die Mittagszeit der neuen Mensa nähert, ist in bester Gesellschaft. Trauben von Menschen ziehen über die Straßen, angezogen von dem Gebäude, das am 5. September eröffnet wurde. Ein Grund mag die Qualität des Essens sein, denn alle Befragten sagen, es sei besser als vorher. Ein Grund mag auch sein, dass die Auswahl am Campus, wo allein 17 000 Studenten ihre Vorlesungen und Kurse haben, nicht sonderlich groß ist. Die neue Mensa gibt nach Angaben des Studentenwerks in Spitzenzeiten 6200 Essen aus und damit viel mehr als in der alten. 1750 Menschen haben hier gleichzeitig Platz. Und trotzdem wird es mittags regelmäßig eng.

Vielleicht hänge die Kritik damit zusammen, dass jeder gedacht hat, sie sei größer, schöner und moderner als die alte und sollte deswegen auch besser funktionieren, sagt Studentenvertreter Sari. Denn Schlangen, die gab es auch in der alten Mensa. Aber da standen alle in einer Reihe, weil die Essensausgabe anders geregelt war. Jetzt gibt es keine Linien mehr, sondern den "Free Flow", was bedeutet, jeder Gast kann direkt zu seinem gewünschten Essen gehen und es sich nach seinen Vorstellungen zusammenstellen. "Wenn sie den Bereich größer gemacht hätten, vielleicht wäre es besser gewesen", überlegt ein Student. "Man steht sich überall im Weg."

Das hat auch Sari beobachtet. "Man weiß gar nicht, in welcher Schlange man steht." Aus Sicht des Studentenwerks ist jedoch die Zeit, in der man im Free-Flow-Bereich steht, nicht länger als in der Linienausgabe. Gregor Fricke, der Leiter der Abteilung Hochschulgastronomie des Studentenwerks, ist zuversichtlich, dass sich die Abläufe noch einspielen. "Dennoch sehen wir beim Speiseleitsystem Optimierungsbedarf." So realisierten einige Gäste nicht, dass das gleiche Essen an zwei Countern hintereinander angeboten wird. Darauf weisen neuerdings Mitarbeiter hin.

Genauso einspielen muss sich noch der Umgang mit den 24 Selbstbedienungskassen. Noch klappt das in der laut Studentenwerk größten Selbstbedienungsmensa Deutschlands nicht reibungslos. Ein Gast steht gerade an der Kasse und tippt und tippt - und staunt. Er hat zwei blanke Hähnchenbrüste auf dem Teller und einen kleinen Nachtisch. Der angezeigte Preis: 12,78 Euro. Er bittet eine studentische Hilfskraft um Unterstützung. Am Ende muss er etwas über fünf Euro bezahlen. "Dass sich das neue System erst noch einspielen muss, war uns von vorneherein bewusst", sagt Fricke. Deswegen sei auch die Zahl der Mitarbeiter aufgestockt worden, und auch Führungskräfte seien "täglich vor Ort, um lenkend einzugreifen".

Eine Reaktion auf die Schlangen an der Essensausgabe ist die Blockabfertigung. Ein Mitarbeiter sperrt die Treppe oben mit einem Band ab, bis sich die Situation entspannt hat. "Dadurch ist es besser geworden", sagt auch Studentenvertreter Sari. Er kritisiert dennoch, dass die Öffnungszeiten im Vergleich zur alten Mensa gekürzt wurden. Statt wie früher von 11 bis 16 Uhr gibt es nur noch bis 14 Uhr Essen. "Leute, die bis 14 Uhr Vorlesung haben, kriegen nichts mehr", sagt Sari. Das habe er selbst schon erlebt. Es gebe zwar noch die "Stucafés", aber die hätten wenig Vegetarisches im Angebot und seien etwas teurer.

Fricke rechtfertigt die Verkürzung der Öffnungszeiten mit der Inbetriebnahme des Gebäudes innerhalb kurzer Zeit. Die Mitarbeiter müssten sich stellenweise auf ein komplett anderes Arbeiten einstellen. Außerdem müssten außerhalb der Öffnungszeiten noch einige kleinere Arbeiten am Gebäude erledigt werden. Von Montag, 4. November, an soll die Essenszeit laut Fricke auf 14.30 Uhr verlängert werden. Bei Bedarf werde man auch früher oder länger öffnen.

Bleibt noch die Kritik, die von Studenten geäußert wird, wonach das Essen teurer geworden sei. Es habe keine Preiserhöhungen gegeben, sagt Gregor Fricke. Die Gerichte kosteten 75 Cent pro 100 Gramm, das vegane Tages-Essen sogar nur 33 Cent pro 100 Gramm, bekannter ist es als "Ein-Euro-Essen". Diese Preise würden auch in den anderen Mensen des Studentenwerks verlangt. Für Fleisch und Fisch gibt es eine Festpreiskomponente. Die Preise sollen laut Fricke zudem stabil bleiben: "Preiserhöhungen sind in absehbarer Zeit nicht geplant." Allerdings berichten manche Studenten, dass sie mehr bezahlten als vorher. Das kann aber auch an der Selbstbedienung liegen. "Am Anfang habe ich mir größere Portionen genommen, die ich dann gar nicht geschafft habe", sagt einer. Inzwischen nehme er wieder weniger und findet: "Die Preise sind okay." Ein Studienanfänger bestätigt das: "In meiner Schule waren sie höher."

© SZ vom 02.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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