Schwimmkurse:"Unsere Kapazitäten sind einfach erschöpft"

Lesezeit: 3 min

Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist auch in Freising groß. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Immer mehr Kinder können nicht schwimmen. Grund dafür ist auch die lange Corona-Zwangspause. Jetzt ist die Nachfrage nach Seepferdchenkursen im Landkreis Freising groß - doch die Wartelisten sind lang.

Von Gudrun Regelein, Freising

In der vergangenen Woche war Auftakt der diesjährigen Kampagne "Bayern schwimmt". Die Wasserwacht in Bayern will in den Wochen bis zu den Sommerferien möglichst viele Kinder zu sicheren Schwimmern machen, der Nachholbedarf ist groß, immer weniger Kinder können schwimmen. Laut einer von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Auftrag gegebenen Studie können 20 Prozent der Kinder im Grundschulalter nicht schwimmen und knapp 60 Prozent der Kinder fühlen sich im Wasser nicht sicher. Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist entsprechend groß, die Wartelisten lang.

Das ist auch beim TSV Jahn Freising so, dort sind die Wartelisten sogar bereits geschlossen - so lange sind sie. "Unsere Kapazitäten sind einfach erschöpft", sagt Anna Becker, Abteilungsleiterin Schwimmen. Der TSV Jahn bietet Seepferdchenkurs für Kinder ab vier Jahren an, die das Schwimmen lernen möchten. Daneben gibt es noch den Bronzekurs, bei diesem wird der Schwimmstil verbessert, damit sich das Kind sicherer im Wasser bewegen kann und den Kraulkurs für Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene.

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Insgesamt 150 Kinder und Jugendliche nehmen pro Jahr an diesen Kursen teil, etwa 50 sind es bei den fünf Seepferdchenkursen. Daneben gebe es noch Sommerferienkurse, aber die Zeiten, in denen der Verein im Freisinger Erlebnisbad Fresch seine Kurse abhalten könne, seien limitiert. "Mehr geht nicht. Außerdem sind wir alle ehrenamtlich tätig, sagt Becker. "Unsere Trainer sind auch so schon am Limit."

Dass die Zahl der Kinder, die nicht mehr schwimmen können, stetig wachse, habe verschiedene Gründe, sagt Becker. Die Pandemie sei einer, daneben gebe es aus Kostengründen immer weniger Schwimmbäder. Und die neueren hätten zumeist nur noch ein Schwimmbecken. Ein anderer Grund: "Früher waren es oft die Eltern, die ihren Kindern das Schwimmen beibrachten, das hat sich inzwischen aber verändert", erklärt Becker. "Die Eltern können oder wollen das nicht mehr machen - und melden ihre Kinder lieber für einen Kurs an."

Die des TSV Jahn zumindest sind zumindest schon seit Langem ausgebucht. Für viele Eltern sei das nicht nachvollziehbar, sagt Becker. "Die finden das sehr ärgerlich, dass sie keinen Platz bekommen." Das Schwimmen zu lernen hält die Abteilungsleiterin aber für überlebenswichtig. Wichtiger als ein schöner Stil sei allerdings, sich selbst retten zu können, sagt sie. Das Seepferdchen-Abzeichen sei aber für Eltern kein Freifahrtschein, ein Kind alleine im Waser zu lassen.

Im Erlebnisbad Fresch stehen derzeit 340 Kinder auf der Warteliste. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Auch die Wasserwacht Freising bietet in Kooperation mit der Stadt Freising Schwimmkurse an - gedacht sind diese für Vorschulkinder. Die Stadt unterstützt die Kurse finanziell und übernimmt die Organisation. "Damit sind wir schon vollständig ausgelastet", sagt Katharina Wildgruber, Vorsitzende der Wasserwacht Freising. Auch bei der Wasserwacht übernehmen ehrenamtliche Helfer die Ausbildung, zwischen zehn und 15 sind es, die von etwa 20 jungen Wasserwachtlern unterstützt werden. Zehn Kurse finden jedes Jahr statt, bis zu 150 Vorschulkinder nehmen daran teil. Anfragen von Eltern gebe es immer wieder, aber: "Wir können powermäßig einfach nicht mehr stemmen."

Im Erlebnisbad Fresch stehen derzeit 340 Kinder auf der Warteliste, berichtet Betriebsleiter Alexander Frederking. Neben fünfwöchigen Schwimmlernkursen gibt es Crashkurse in den Ferien, insgesamt etwa 500 Kinder nehmen im Jahr daran teil. "Das heißt aber nicht automatisch, dass ein Kind dann auch wirklich schwimmen kann", betont Frederking. Etwa die Hälfte würde die Seepferdchen-Prüfung nicht bestehen. Deshalb werden Folgekurse angeboten.

Im nächsten Jahr soll es größere Kurse geben

Noch mehr Kurse könne man trotz der enormen Nachfrage derzeit aber nicht anbieten, sagt der Betriebsleiter. "Die Kapazitäten sind erschöpft - beim Personal und hinsichtlich der Becken." Aber im kommenden Jahr will man mehr Kinder pro Kurs aufnehmen und diese dann in zwei Gruppen aufteilen: Mit Kindern, die schon etwas Erfahrungen haben und solche, die Berührungsängste haben und sich erst ans Wasser gewöhnen müssen. Insgesamt 100 Kinder mehr pro Jahr könnten dadurch Schwimmen lernen.

"Wir appellieren immer wieder an die Eltern, das Schwimmen immer wieder zu üben", sagt Frederking. Auch während der laufenden Kurse, Schwimmen müsse immer wieder praktiziert werden. "Das ist nicht so wie beim Radfahren: einmal gelernt und dann kann man es." Für Eltern, die keinen Platz in einem Kurs bekommen haben, hat Frederking dann auch noch einen Tipp: Auf keinen Fall ewig mit dem Schwimmen lernen warten, sagt er. Auf Youtube gebe es viele Videos zum Thema, auch solche, die für Kinder geeignet seien. Beispielsweise mit Trockenübungen für zu Hause. "Als Einstieg sind die auf jeden Fall geeignet", sagt der Fresch-Betriebsleiter.

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