Radverkehr im Landkreis Freising:Warten auf den großen Wurf

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Die Verwaltung des Landratsamtes soll Vorschläge zur Konkretisierung und Priorisierung neuer Radwege ausarbeiten.

Von Alexandra Vettori, Freising

Alle wollen mehr Radverkehr und deshalb mehr Radwege, doch damit ist es nicht getan. Seit 2013 hat der Landkreis Freising ein "Radwegemaßnahmen-Konzept", es sind seitdem auch ein paar neue Radwege entstanden, doch der wirklich große Wurf, auch da sind sich alle einig, ist noch nicht gelungen. 856 Kilometer Radwege gibt es bereits im Landkreis. Und was den weiteren Ausbau anbelangt, redete Landrat Helmut Petz (FW) jüngst im Planungsausschuss des Kreistags, der auch für Verkehr und Infrastruktur zuständig ist, nicht lange um den heißen Brei herum: "Die Frage ist, können und wollen wir uns das leisten?" Und dabei meinte Petz nicht nur Baukosten, sondern auch die personellen Ressourcen für die Radwegplanung.

Dazu wollte der Landrat auch einen klaren Auftrag in Sachen Radwegekonzept vom Ausschuss an die Verwaltung: "Wo wollen wir hin? Wir brauchen konkrete Vorschläge und Kriterien für eine Priorisierung." Grünen-Kreisrat Michael Stanglmaier hatte bereits eine Vorgabe: "Es geht um Alltags-Mobilität, nicht um Tourismus. Das wichtigste Kriterium dafür, dass die Menschen umsteigen, ist die Infrastruktur, sind sichere, gute Radwege." Peter Warlimont (SPD) dagegen hatte Zweifel, dass nur die Strecke genügt, damit Leute vom Auto auf's Rad umsteigen. Besser solle man schauen, "wo das stärkste Umsteige-Potenzial ist", wo es Sportvereine, Bildungszentren, Schulwege gebe. Der Ausschuss einigte sich schließlich einstimmig darauf, dass die Landkreis-Verwaltung nun erst einmal Vorschläge zur Konkretisierung und Priorisierung neuer Radwege ausarbeitet.

Eine Machbarkeitsstudie für einen Radweg entlang St 2350 wurde positiv abgeschlossen

Als Beispiel dafür, dass nur der Wille nicht ausreicht, nannte Landrat Helmut Petz den Radweg zwischen Freising und Garching. 2019 wurde eine Machbarkeitsstudie für einen Verlauf entlang der ehemaligen Bundesstraße 11 und heutigen Staatsstraße 2350 positiv abgeschlossen. Baulastträger ist der Freistaat, er würde den Radweg finanziell und mit Fachwissen auch unterstützen, aber nicht bauen. Prinzipiell wäre es möglich, dass das ein Landkreis oder eine Kommune im Rahmen einer Sonderbaulast tut, doch auch im Landratsamt Freising sieht man keine personellen Ressourcen für den Radweg. "Wer zahlt, macht die Arbeit", verdeutlichte Petz, und verwies darauf, dass man den personellen Aufwand für die Planung und Umsetzung des Radwegs auf immerhin eine bis eher zwei Vollzeit-Stellen schätzt.

Darüber wunderte sich Grünen-Kreisrätin Claudia Bosse, "zwei Vollzeitstellen ist eine ganz schöne Hausnummer für ein solches Projekt, das ist mir zu vage". Andreas Kämper, der als Leiter des Sachgebiets Tiefbau im Landkreis-Bauamt nicht nur für die Kreisstraßen, sondern auch für die Radwege daneben zuständig ist, betonte, die Planung sei durchaus aufwendig, je nach Ausführung, dazu kämen viele Abstimmungen, von Wasserwirtschaftsamt bis zu den Grundstückseigentümern.

"Lieber mal anfangen, wo es unproblematisch ist", rät der Landrat

Landrat Helmut Petz schlug deshalb vor, "lieber mal anfangen, wo es unproblematisch ist. Es muss ja nicht unbedingt eine Fahrradschnellbahn sein. Wir haben teilweise schon einen Radweg. Der ist nur 3,50 Meter breit, aber das würde mir auch schon genügen." Bei Gesprächen mit den Bürgermeistern in den Süd-Gemeinden sei ebenfalls klar geworden: "Alle Bürgermeister wollen einen Radweg."

Nachdem bislang schon manch ein ambitioniertes Projekt am Grunderwerb scheitert, regte CSU-Kreisrat Franz Braun an, hier die Rathäuser mit ins Boot zu holen: "Der Grunderwerb ist einfacher über die Gemeinde als das Landratsamt", sagte er. Das betonte auch Georg Krojer, Kreisrat der Freien Wähler und Bürgermeister der Gemeinde Mauern. Der lokale Kontakt sei wichtig.

© SZ vom 14.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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