Proteste nutzen nichts:Hühnerfarm wird gebaut

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Landratsamt erteilt Landwirt die Baugenehmigung und verwahrt sich gegen Vorwürfe der Anlieger

Peter Becker

Michael Facchini, Sprecher der Anwohnerinitiative gegen die geplante Hühnerfarm im Zollinger Ortsteil Moos, ist erbost. Im Dorf hat das Gerücht die Runde gemacht, Landwirt Martin Felsner dürfe vorzeitig mit dem Bau des Mastbetriebs beginnen. Das Landratsamt bestätigt dies. Facchini empfindet das Verhalten der Behörde "skandalös". Er vermutet hinter diesem Vorgehen ein bewährtes bayerisches Prinzip: "Jetzt bauen wir mal, dann sehen wir schon." Das heißt im konkreten Fall, dass Felsner mit dem Bau der Hühnerfarm beginnen und für vollendete Tatsachen sorgen könne und im Zweifelsfall bei irgendwelchen Verstößen gegen rechtliche Vorschriften allenfalls eben eine geringfügige Geldstrafe bezahlen müsse. Facchini vermutet hinter dem Vorgehen des Landratsamts eine gewisse Strategie. Er hegt die These, dass die Behörde den Bauantrag Felsners einfach genehmigt habe, in der Hoffnung, dies würde in den Turbulenzen der Aktionen gegen die dritte Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos untergehen. Der Sprecher der Anwohnerinitiative ärgert sich auch darüber, bislang keine Informationen darüber erhalten zu haben, wie die Fachbehörden den Bau der Hühnerfarm beurteilen. "Die Behörde will den Antragsteller schonen", vermutet er deshalb. Eva Dörpinghaus, Pressesprecherin des Landratsamts, verwehrt sich gegen den Vorwurf, das Verfahren wäre still und heimlich und obendrein auch noch superschnell durchgewunken worden. Die Behörde hatte eigentlich ein Informationsgespräch zur Genehmigung des umstrittenen Projekts in Moos geplant. Gerüchte in Zolling, Felsner habe schon mit dem Bau der Anlage begonnen, durchkreuzten die Absicht des Landratsamts. "Der offizielle Bescheid ist noch nicht draußen", erklärt Eva Dörpinghaus. Die Genehmigungsbehörde wollte auch noch die schriftliche Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts abwarten, die bislang nur mündlich vorliegt. Dann wären sowohl Felsner als auch den Mitgliedern der Anwohnerinitiative die Bescheide zugeschickt worden. Die Behörde hätte noch eine gewisse Frist verstreichen lassen, um sicherzugehen, dass die Briefe zugestellt sind und hätte dann zu einem erklärenden Gespräch gebeten. Von Heimlichkeit kann keine Rede sein", sagt Eva Dörpinghaus verärgert über die Vorwürfe Facchinis. Die Pressesprecherin verweist auf die zahlreichen Veranstaltungen zur geplanten Hühnermast. Nach den geltenden Vorschriften gibt es keinen triftigen Grund, die Hühnermast bei Moos abzulehnen. Dies ging auch aus einer Zollinger Gemeinderatssitzung zum Bauvorhaben hervor. Felsner hat nun offenbar mit Blick auf den bevorstehenden Winter um einen vorzeitigen Baubeginn gebeten und dem hat das Landratsamt stattgegeben. Den Status Quo will Facchini allerdings nicht ohne Weiteres akzeptieren. Die Anwohnerinitiative erwägt seiner Auskunft nach rechtliche Schritte, um das Projekt zu stoppen. Er weiß auch von einer Nachbarin, der Felsner versprechen musste, mit der Hühnerfarm einen größeren Abstand zu ihrem Wohnhaus zu wahren. Sonst würde sie ihre Unterschrift zurückziehen, in dem sie dem Bau des Mastbetriebs zustimmte. Von einem Abstand von zwanzig Metern sei die Rede gewesen, sagt Facchini. Von einer solchen Absprache weiß Eva Dörpinghaus nichts. "Das Gebäude ist um fünf Meter nach Süden verschoben worden", sagt sie auf Nachfrage.

© SZ vom 27.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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