Politischer Aschermittwoch:Thema Energie "unter den Teppich gekehrt"

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Die ÖDP kritisiert die Planung der Freisinger Innenstadtsanierung.

Von Katharina Aurich, Freising

Hart ins Gericht mit der Freisinger Innenstadtkonzeption sind die Stadt- und Kreisräte der ÖDP bei ihrem Aschermittwochstreffen im "Alten Gefängnis" gegangen. Sie hätten schon seit längerem gefordert, im Zuge der Neugestaltung auch ein Nahwärmenetz zu verlegen, sagte Kreisrat Manfred Reuß. In der Heiliggeistgasse sei es nach Abschluss der Arbeiten bereits zu spät dafür, die Rohre zu verlegen. "Das Thema Energie wurde total unter den Teppich gekehrt", ärgerte sich Reuß.

Diejenigen, die bei der Planung konkrete Maßnahmen zur Kohlenstoffeinsparung verlangten, seien immer wieder auf das Klimaschutzkonzept der Stadt verwiesen worden. Das sei jedoch viel zu allgemein gehalten, kritisierte Helmut Priller, Kreisrat und Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klimatechnik.

Zu siebt diskutierte man bei einer schmackhaften Fischsuppe, dass die rund 120 Hauseigentümer in der Innenstadt aufgrund der massiven Auflagen des Denkmalschutzes keine Chance hätten, ihre Häuser energetisch zu sanieren, sagte Reuß. Weder dürften sie auf den Dachflächen ihrer historischen Häuser Fotovoltaikanlagen anbringen noch in einem Heizkessel aufgrund der Staub- und Geruchsentwicklung Holzpellets verfeuern. Auch die Außenwände könnten schwerlich gedämmt werden. Ein Wärmenetz sei die einzige Möglichkeit, weg von den Gas- oder Ölheizungen zu kommen, so Reuß. Deshalb sollte die Wärme durch ein Leitungsnetz von außen in die Innenstadt strömen. Außerdem würde man dadurch mehr Platz in den Häusern gewinnen, sagte der Physiker zu den Vorteilen. Rund 20 Gigawattstunden im Jahr würden benötigt, um alle Häuser versorgen zu können.

Natürlich müsse man den Eigentümern ein attraktives Angebot machen, damit sie in die Nahwärmeversorgung einsteigen und ihr Haus anschließen. Für die Beschaffung dieser enormen Energiemengen hatten die ÖDP-Politiker einige Ideen parat: Am einfachsten wäre es, die Wärme aus dem Nahwärmenetz des Kraftwerks Anglberg zu beziehen, das bis zum Flughafen reiche. Allerdings stamme die Wärme aus dem Kohlekraftwerk, was eigentlich ein Auslaufmodell sei, betonte Reuß. Daher seien andere Energiequellen, wie eine vier Hektar große Fotovoltaikanlage denkbar, die beispielsweise als Dach über dem Park-und-Ride-Parkplatz am Bahnhof gebaut werden könnte. Sinnvoll sei, sich nicht von einer Energieform abhängig zu machen, man könnte auch den Strom aus einer Biomasseanlage südlich von Freising nutzen oder am Stadtrand eine große Wärmepumpe installieren, spann der Kreisrat die Ideen weiter. Es sei noch nicht zu spät für das Nahwärmenetz, der Planungsausschuss der Stadt sollte in seiner nächsten Sitzung die Verlegung beschließen, so die einhellige Meinung der ÖDP-Politiker. Wo die Energie herkomme und was sie koste, müsse man in einem nächsten Schritt klären.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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