Großeinsatz für die Neufahrner Feuerwehr:Feuer im  Mesnerhaus

Lesezeit: 3 min

Ein Gast einer nahen Bar bemerkt Rauchgeruch und schlägt Alarm. Dachstuhl und zweites Obergeschoss des historischen Gebäudes werden schwer beschädigt. Die Kripo untersucht die Brandursache.

Von Kerstin Vogel, Neufahrn

Es ist ein Schock für die Neufahrner und ein schwerer Rückschlag für die Ortsplanung: In der Nacht zum Mittwoch hat es im denkmalgeschützten Mesnerhaus an der Dietersheimer Straße gebrannt. Den dabei entstandenen Sachschaden kann die Polizei noch nicht beziffern, doch es geht um mehr als nur materielle Schäden. Denn bei dem Haus neben der Alten Kirche handelt es sich um das älteste profane Gebäude im früheren Neufahrner Dorfkern.

Jetzt ist der Dachstuhl fast völlig zerstört und noch ist unklar, wie es nun mit den Plänen für eine Sanierung und neue Nutzung weitergeht. Auch die Brandursache ist noch nicht geklärt, die Kripo Erding ermittelt noch. Hinweise auf Brandstiftung gibt es nach Auskunft der Polizei aber bisher nicht.

Gegen 22.30 Uhr hatten Gäste des benachbarten Kellerlokals Brandgeruch bemerkt, der über die Lüftung hereinkam. Sie gingen ins Freie, und dort hat es dann auch schon "gut gequalmt", so ihre Beobachtung. Sofort alarmierten sie die Feuerwehr. Als diese wenig später kam, schlugen die Flammen schon aus dem Dachstuhl, wie Kommandant Reinhold Kratzl berichtet. Die Neufahrner Wehr war mit 40 Leuten und fünf Fahrzeugen im Einsatz und bekam auch noch Unterstützung von der Feuerwehr Eching, die mit einer zusätzlichen Drehleiter anrückte. Trotzdem waren die Löscharbeiten schwierig. Zunächst musste eine über das Dach laufende Stromleitung unterbrochen werden, später war der Holzboden mit Wasser vollgesaugt - laut Kratzl war deshalb nicht auszuschließen, dass er durchbricht. Über die Drehleitern wurde dann von oben her gelöscht.

Doch trotz des schnellen Einsatzes der Feuerwehr wurde der Dachstuhl des leer stehenden Gebäudes nahezu vollständig zerstört. Menschen oder benachbarte Gebäude waren aber nicht gefährdet, wie die Polizei betont. Noch in der Nacht nahm der Kriminaldauerdienst der Kripo Erding die Ermittlungen zur Brandursache auf, am Vormittag übernahmen die Brandfahnder die weitere Arbeit. Heute sollen die Untersuchungen fortgesetzt werden. Dabei wird auch ein Sachverständiger des Landeskriminalamtes erwartet.

Erschüttert über die Nachricht vom Brand zeigte sich auch Ernest Lang, der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins. Dieser führt seit längerem Gespräche mit Bürgermeister, Neufahrner Gemeinderäten und Verwaltung über die Zukunft des denkmalgeschützten Hauses. Nun sei es "die Aufgabe der Polizei zu ermitteln, warum in dem seit Jahren unbewohnten Gebäude plötzlich ein Feuer ausbrechen konnte", so Lang.

Das Mesnerhaus stammt im Kern aus dem 17. Jahrhundert. Bis zur Säkularisation 1803 war es eine Friedhofskapelle. Danach wurde es zum Schulhaus umfunktioniert und Mitte des 19. Jahrhunderts zu seiner heutigen Größe erweitert. Es diente unter anderem als Wohnhaus und Arztpraxis, und von den 1970er Jahren an war das Gebäude dann Sitz des Türkischen Arbeitnehmervereins. Seit einigen Jahren steht das alte Mesnerhaus allerdings leer, seit 1998 ist die politische Gemeinde - wie auch in früheren Jahren schon einmal - Eigentümerin.

Befunduntersuchungen durch das Landesamt für Denkmalpflege und Ortstermine mit Fachleuten hatten in den vergangenen zwei Jahren ergeben, dass das Haus von der baulichen Substanz her und in seiner Bedeutung für die Ortsgeschichte sanierungswürdig ist. Im Gemeinderatswahlkampf 2014 hatten sich alle Bürgermeisterkandidaten für einen Erhalt und eine Sanierung des Hauses ausgesprochen.

Zuvor hatte es Überlegungen für einen Verkauf gegeben, die aber in der Bevölkerung auf heftigen Widerstand stießen. Das hatte dann auch zur Gründung des Heimat- und Geschichtsvereins geführt, das künftige Nutzungskonzept ist dort immer wieder ein großes Thema. Zuletzt waren zum Beispiel ein "Haus für Ortsgeschichte und Vereine", ein Depot der Heimatpflege oder auch ein Atelier für örtliche Künstler im Gespräch.

Erst am Montag hatte der Gemeinderat zudem beschlossen, die Aufnahme in ein Städtebauförderungsprogramm zu beantragen. Dabei ging es dem Gremium zum einen um den "zentralen Versorgungsbereich Ortsmitte", zum anderen aber auch um die "historische Ortsmitte". Im alten Ortskern bilden das Mesnerhaus, die alte Kirche, das frühere Schulhaus - das heutige Jugendzentrum - und das benachbarte frühere Kolonialwarengeschäft ein Ensemble, das viele wieder etwas mehr in den Fokus rücken wollen.

Der Brand im Mesnerhaus bedeutet hier einen Rückschlag. "Welche Konsequenzen zu ziehen sind, werden die nächsten Wochen zeigen", so Heimatvereins-Vorsitzender Ernest Lang.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: