75 Jahre FC Neufahrn:"Früher sind die Gegner nach einem Spiel dageblieben und haben mitgefeiert"

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Zum 75-jährigen Bestehen sind über 200 Vereinsmitglieder für ein Foto zusammengekommen. (Foto: Privat)

Der FC Neufahrn feiert seit 75-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Vorab blicken die ältesten Vereinsmitglieder noch einmal zurück und erinnern sich an den Besuch von Sepp Herberger und an die Zeit, als kickende Frauen noch eine Sensation waren.

Von Charline Schreiber, Neufahrn

An einem Mittwoch Mitte Juni sitzt eine Handvoll Mitglieder des FC Neufahrn um einen Tisch vor dem Vereinshaus am Galgenbachweiher. Seit 75 Jahren bildet der Verein ein sportliches Zuhause für jede Altersgruppe, Anfang Juli soll das Jubiläum groß gefeiert werden. An diesem Abend mit dabei ist auch Alban Winner, der nur ein Jahr nachdem der Verein 1947 gegründet wurde als Mitglied dazu kam. Rudolf Echlwech ist seit 70 Jahren Teil des FC Neufahrn und auch Josef Hölzl kam 1955 als Spieler dazu.

Zu Beginn der Vereinsgeschichte spielte man noch in einer Kiesgrube mit Bällen aus Leder, sagt Hölzl. Das erste Sportheim, das 1957 eingeweiht wurde, habe nur zwei Umkleidekabinen, einen Dusch- und einen kleinen Aufenthaltsraum gehabt. Verglichen mit dem Gebäudekomplex heute sei das kaum vorstellbar, findet Vorstand Hans Peter Pohle. Die ältesten Mitglieder des FC Neufahrn erzählen von ihren Erinnerungen an die Vereinsgeschichte, darunter Wettbewerbe, Hallenturniere und ein ganz besonderer Höhepunkt zum 25-jährigen Bestehen: Fußball-Legende Sepp Herberger besuchte den FC Neufahrn im Jahr 1972. 1000 Mark spendete Herberger damals dem Verein, ein beispielloses Ereignis, das die Mitglieder auch rückblickend noch schwelgen lässt.

In den Anfängen war der FC Neufahrn ein reiner Fußballverein, 1970 kam dann aber die Tischtennis Abteilung dazu. Seit über 40 Jahren sei die Abteilung "eine reine Freizeittruppe", jedes Alter ist vertreten, erzählt Leiter Jürgen Fuchs. Heute zählt das Team 14 Mitglieder. "Natürlich ist das Platzangebot im Übungsraum begrenzt, sodass nur zwei bis drei Platten bespielbar sind", sagt Fuchs. Vor einigen Jahren seien aber "dank der offenen Zusammenarbeit mit dem Vorstand" zwei neue Tischtennisplatten angeschafft worden. Es habe sich eine "starke Kameradschaft" entwickelt, sodass der Verein auch über den Tischtennis hinaus Freizeit und Urlaub miteinander verbringe. In der Abteilung gehe es um den Spaß am Sport, aber auch um den Ehrgeiz. "Beim Tischtennis haben auch die Alten die Chance, gegen die Jungen zu gewinnen", so Fuchs.

Sepp Herberger besuchte 1972 den FC Neufahrn zum 25-jährigen Jubiläum. Von links: Josef Hölzl, Alt-Bundestrainer Sepp Herberger und Rudolf Eschlwech. (Foto: Privat)

1985 wurden dann auch die Stockschützen fester Bestandteil der FC Neufahrn. "In den letzten Jahrzehnten hat sich der Stocksport stark verändert. Was früher ein Hobby der Bauern im Winter war, steht jetzt kurz davor, eine olympische Disziplin zu werden", sagt Abteilungsleiter Michael Sigl. Der FC Neufahrn sei aktuell mit drei Mannschaften im Meisterschaftsbetrieb vertreten, die erste und zweite Mannschaft spiele in der Bezirksliga um Auf- und Abstieg. Die dritte Mannschaft sei in diesem Jahr wieder neu angemeldet worden und starte in der Kreisklasse C. Besonders während der Pandemie sei das Training gut angenommen worden, sagt Sigl, neue Mitglieder kamen dazu. "Der Sport bringt die Menschen zusammen." Erst vor drei Jahren wurden die acht Stockbahnen für rund 55.000 Euro saniert, ein Großteil wurde selbstständig vom Verein geleistet.

Die größte Abteilung, der Fußball, zählt heute insgesamt 19 Mannschaften. Die erfolgreichste Zeit sei Ende der 90er und Anfang 2000 gewesen. Zeitweise habe der FC Neufahrn sogar in der Bezirksoberliga gespielt. Aktuell spielt der Verein der ersten Herrenmannschaft in der nächsten Saison in der A-Klasse, erst in der vergangenen Saison mussten sie einen Abstieg hinnehmen. Die Damenmannschaft gehört seit 1971 zum Team. "Damals war das eine Sensation, heute ist das Normalität", sagt Hölzl. An die 500 Zuschauer kamen damals zu den Spielen der Frauen, aber auch heute ist das Interesse weiterhin groß.

Die Damenmannschaft wird 1971 Teil des FC Neufahrn, zum Spiel gegen den TSV 1860 München kamen 500 Zuschauer. (Foto: Privat)

Die Mentalität im Sportverein habe sich verändert, sagt Hölzl, das sei nicht nur beim FC Neufahrn so. Viele junge Mitglieder spüren nicht mehr die gleiche Verbundenheit. "Früher sind die Gegner nach einem Spiel dageblieben und haben mitgefeiert, das gibt es heute nicht mehr." Freundeskreise bewegten sich damals hauptsächlich im Verein, heute seien die Menschen viel weiter verstreut. "Die Zeit ist eine andere." Der FC Neufahrn ist für die ältesten Mitglieder mehr als nur ein Sportverein. "Man lebt das", sagt Josef Hölzl. Er ist Familie, Erinnerung und für einen bedeutenden Anteil ihrer Lebenszeit auch Lebensmittelpunkt gewesen. "Ich bleibe Mitglied", sagt Alban Winner. "Bis zum Ende."

Ende des Monats findet die 75-Jahr-Feier auf dem Vereinsgelände des FC Neufahrn statt. Von Donnerstag, 30. Juni, bis zum Festsonntag am 3. Juli soll das Bestehen des Vereins mit Sport, Musik und einem Festumzug gefeiert werden. Bei Schreibwaren Hiller, in der Bahnhofstraße 53, findet der Kartenvorverkauf statt.

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