Ab sofort kann sich jeder ganz genau informieren, welches Flugzeug ihn gerade nervt, wohin es fliegt, wie hoch es ist, ja sogar wie schnell. Lärmmonitoring für jedermann, ist das neueste Angebot, mit dem die Flughafen München Gesellschaft (FMG) ihre nachbarschaftlichen Beziehungen verbessern möchte. Tatsächlich ist die neue Plattform mit der Internetadresse www.munich-airport.de/flumo mehr als ein hübsches Spielzeug mit bunten Fliegersymbolen.
"Das Besondere an dem System ist, dass wir verschiedene Bereiche verknüpfen", erklärte Hermann Blomeyer, Leiter der Abteilung Umweltschutz bei der FMG. Das sind zum einen die sekündlich an das Rechenzentrum übermittelten Daten der 16 Lärmmess-Stellen rund um den Flughafen. Sie registrieren rund um die Uhr, ob sich gerade ein Flugzeug nähert und wie laut es ist - und auf der Karte des neuen Internetangebotes ist das anschaulich präzise nachzuverfolgen. Als Blomeyer das System am Mittwochvormittag gegen 11 Uhr vorstellte, waren gerade zehn Flugzeuge im Landeanflug und zwei im Abflug, allesamt als kleine Fliegersymbole ersichtlich, grün für Abflug, blau für Landung. Sogar ein kleines lila Krabbeltierchen krebste als Besonderheit auf der Karte herum, "das ist ein Hubschrauber" erklärte Blomeyer. Insgesamt vier Symbole gibt es, für Hubschrauber, Privat- und Sportflugzeuge, für normale und vierstrahlige Passagiermaschinen. Klickt man auf ein solches Flugzeug, erhält man sofort Daten wie Herkunfts- und Zielort, Flugzeugtyp, Steigprofil oder Flughöhe und kann auf Wunsch auch die Flugspur einblenden lassen. Auch eine Rückschau ist möglich, die Daten werden zwei Monate lang gespeichert. Wer allerdings draußen vom Düsenlärm eines Flugzeugs gestört wird und sofort im Internet nachschauen möchte, mit wie vielen Dezibel und von welchem Flugzeugtyp das geschah, der muss sich gedulden. Die Daten stehen erst mit einer Zeitverzögerung von 20 Minuten zur Verfügung.
Dazu gibt es noch eine zweite Funktion, die auch Menschen interessieren wird, die außerhalb der 16 Lärm-Messpunkte wohnen, sich aber dennoch von Fluglärm gestört fühlen - das "virtuelle Haus". Damit kann man ein Haussymbol an jeden beliebigen Ort auf der Karte des Flughafenumlands setzen und erhält dann genaue Informationen. Durch das Anklicken der in der Nähe des Hauses fliegenden Maschine wird der vom Flugzeug an dieser Stelle ausgehende Lärm berechnet und angezeigt. Auch die exakte Entfernung des Flugzeugs zur ausgewählten Positionen kann man ermitteln lassen. Der Maßstab ist so weit vergrößerbar, dass man auch Häuser in einzelne Straßen setzen und somit auch die Lärmbelastung der eigenen Wohnstatt abfragen kann. Allerdings, so räumte Blomeyer ein, handele es sich hier um errechnete Werte, basierend auf Erfahrungswerten der verschiedenen Flugzeugtypen. Auch Wetterdaten fließen in diese Berechnungen nicht ein. "Aber unabhängig davon", versprach Blomeyer, "sind wir sehr, sehr genau."
Schließlich kann man auf der Plattform auch noch einiges lernen über Lärmmessung und Fluglärmüberwachung im allgemeinen. So sind sämtliche akustische Kenngrößen aufgelistet und erklärt. Wer will, kann sich nach Herzenslust durch Einzel- und Dauerschallpegel sowohl tabellarisch, als auch grafisch arbeiten und das sogar für die zurückliegenden Jahre.
Herbert Knur, der Leiter der Fluglärmkommission, war von dem neuen Angebot der FMG durchaus angetan: "Das verbessert tatsächlich die Transparenz und erhöht das Vertrauen. Es sind alles Echtzeitangaben und jeder kann sich informieren." Allerdings sei es ein anspruchsvolles System, "ich hoffe, dass die Leute damit zurecht kommen." Er selbst habe es daheim in Berglern gleich ausprobiert, bei ihm habe es geklappt. Am Lärm an sich ändere sich freilich nichts, leiser werde es auch nicht, wenn man wisse, wie viel Dezibel es nun genau seien.