Soziale Landwirtschaft in Nandlstadt:Zukunft des Naturgartens Schönegge ist in Gefahr

Lesezeit: 3 Min.

Duftender Kräutergarten: Der Naturgarten Schönegge in Meilendorf ist weit mehr als ein landwirtschaftlicher Betrieb - dort gibt es auch viele Angebote für kleine und große Besucher. (Foto: Johannes Simon)

In Meilendorf muss die Familie wohl große Teile ihrer Anlage mit Freilandanbau, integrativem Kindergarten und Kräutergarten aufgeben, weil die Pachtverträge nicht verlängert werden. Die Suche nach Ersatzflächen ist schwierig.

Von Petra Schnirch, Nandlstadt

Der Naturgarten Schönegge in Meilendorf bei Nandlstadt steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Pachtverträge für einen Großteil der Flächen werden über das Jahr 2024 hinaus nach aktuellem Stand nicht verlängert. Eine Teil-Umsiedlung in die Nachbargemeinde Attenkirchen ist erst einmal abgelehnt worden. Längst sucht die Betreiber-Familie Schönegge auch andernorts - vorzugsweise im Norden des Landkreises - nach geeigneten Grundstücken. Doch das sei sehr schwierig, sagt Lilian Schwaiger, Tochter von Erhard Schönegge, der den Naturgarten, ein Projekt der sozialen Landwirtschaft, vor mehr als 25 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Horst gegründet hat.

Sie sei zunehmend verzweifelt, sagt Schwaiger - und sie wünscht sich auch mehr politische Unterstützung. Denn gerade weil das Konzept des Naturgartens neben der Landwirtschaft mit Naturkindergarten, Therapie-Reiten und vielen weiteren Aktivitäten eine große soziale Komponente beinhaltet, sei es so schwer, andere Flächen zu finden. Dabei greife hier ein Rad ins andere. Mit einer reinen Landwirtschaft wäre es aufgrund der Privilegierung sehr viel einfacher, eine Baugenehmigung für den Außenbereich zu bekommen.

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Was Lilian Schwaiger nicht so recht in den Kopf will: Die Kindergärten vieler Landkreis-Gemeinden platzen aus allen Nähten, ebenso die Einrichtungen der Lebenshilfe Freising. Auch Therapiereiten und andere Reitangebote sind gesucht. 150 bis 200 Kinder und Jugendliche kommen dafür regelmäßig auf den Hof. Die Landwirtschaft "ist das Herz, die Grundlage" des Öko-Betriebs, die Natur- und Umweltbildung, die Integration von Menschen mit Behinderung aber seien ebenfalls wichtige Säulen. "Das ist ein rundes Konzept", meint Schwaiger, "und wir bewegen auch etwas".

Ihr sei bisher nicht klar gewesen, dass es rechtlich so schwierig werden würde , sagt sie zu den Umzugsplänen. "Wir brauchen Leute, die sagen, so ein Projekt ist uns wichtig: Ich denke, da müsste gesellschaftspolitisch ein Umdenken her zugunsten einer sozialen Landwirtschaft."

Lilian Schwaiger, hier mit Pferd Snorre, bietet in Meilendorf Reit-Therapie und viele andere Aktivitäten mit Pferden an. (Foto: Claudia Reiter Photo-Atelier/OH)

Etwa ein Hektar Fläche gehört den Schönegges in Meilendorf selbst, darauf befinden sich die Wohngebäude, Gewächshäuser und die Schule der Lebenshilfe. Auf dem gepachteten, etwa 5,5 Hektar großen Areal liegen die Freiland-Anbauflächen, der Naturkindergarten, die Pferdehaltung sowie der neu eröffnete Kräuter- und Staudensinnesgarten. Eigentlich wäre der Platzbedarf sogar noch größer, die Lebenshilfe würde gern ein bis zwei weitere Klassen dort unterbringen und auch der Kindergarten ist mit 54 Mädchen und Buben ausgelastet. "Die Warteliste ist lang", sagt Schwaiger.

Dass die Pachtverträge nicht verlängert werden sollen, "war schon ein Schock für uns", erzählt sie. Auch die Alternativ-Planung hat bisher nicht zum Erfolg geführt. In Attenkirchen konnten die Schönegges zwei Hektar Grund erwerben und sie könnten genug Land, etwa zehn Hektar für zwölf Jahre, dazu pachten. "Das wäre eine tolle Möglichkeit", sagt Schwaiger. Teile des integrativen Kindergartens und die Pferdehaltung würden dann umziehen, so die Idee. Eine Teilung des Betriebs wäre aufwendig, aber machbar.

Der Naturkindergarten verfügt über ein schönes Domizil. (Foto: Johannes Simon)

Im Gemeinderat aber fiel die Bauvoranfrage in der Sitzung Ende Juli durch. Die Fläche befinde sich absolut im Außenbereich, ohne Erschließung, erklärt Bürgermeister Mathias Kern. Öffentliche Belange wie eine Zersiedelung sowie der Boden- und Naturschutz sprächen dagegen. In der kommenden Woche ist aber ein runder Tisch mit Vertretern von Gemeinde, Landratsamt und dem Amt für Landwirtschaft geplant. "Wir arbeiten an einer Problemlösung", sagt Kern.

Mit mehr Platz könnte auch die Lebenshilfe zusätzliche Klassen etablieren. Bisher gibt es eine Außenklasse der Berufsschulstufe für acht bis zehn Jugendliche mit Handicap, die in Meilendorf das erste Berufsschuljahr absolvieren. Neben dem Schulunterricht versorgen sie die Tiere oder helfen in der Gärtnerei mit. Auch mit dem Rollstuhl seien einfache Tätigkeiten möglich, schildert Schwaiger.

Die Kinder sind aber auch viel draußen. (Foto: Johannes Simon)

50 Mitarbeitende zählt der Naturgarten Schönegge derzeit, auch zwei Menschen mit Behinderung sind fest angestellt. Außerdem gibt es Praktika, Plätze für ein Freiwilliges Soziales Jahr, Führungen für Schulklassen und Ferienlager. Kinder und Jugendliche können dabei den Naturgarten mit seinen Pflanzen und Tieren entdecken. Zum Programm gehören auch Workshops und viele andere natur- und umweltpädagogische Angebote.

Lilian Schwaiger hofft, dass mit dem bisherige Verpächter, bei dem eine Hofübergabe ansteht, doch noch eine Lösung gefunden werden kann. Sie sagt aber auch, und klingt dabei fast beschwörend: "Wir müssen in verschiedene Richtungen denken, es muss doch einen Weg geben, dass es weitergehen kann." Vielleicht ja dann auch in Attenkirchen.

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