Waldwirtschaft:"Man muss immer nach vorne schauen und weitermachen"

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Gut ein Jahr alt sind die Pflanzen, die Lorenz Sixt (Mitte) zusammen mit seinem Sohn Thomas (rechts) nach dem Sturm im vergangenen Jahr gepflanzt hat. Beraten hat ihn Markus Nißl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. (Foto: AELF)

Vor einem Jahr hat ein Sturm einen Teil des Waldes von Lorenz Sixt verwüstet. Jetzt leistet er mit Hilfe von Revierförster Markus Nißl Pionierarbeit, um seinen Forst fit für den Klimawandel zu machen.

Von Peter Becker, Nandlstadt

Der Gewittersturm, der an einem Nachmittag im Juni des vergangenen Jahres über Gründl bei Nandlstadt hinweggefegt ist, hat nur fünf bis zehn Minuten gedauert. In dieser kurzen Zeit richtete er großen Schaden an. Laut Markus Nißl, dem Revierleiter Moosburg beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF), schädigte der Hagel einen 150 Hektar großen Wald massiv. Die Frage ist jetzt, was mit den verwüsteten Flächen geschehen soll, wie der Wald widerstandsfähiger gegen den Klimawandel gemacht werden kann. Landwirt Lorenz Sixt aus Gründl, mit einer Schadensfläche von 0,45 Hektar noch einigermaßen glimpflich davongekommen, schickt sich zusammen mit seiner Familie an, einen Mischwald für die nächsten Generationen aufzubauen.

Nißl zog während eines Pressetermins ein Fazit des Sturms. Windböen hatten Bäume geknickt, viele stehen gebliebene Fichten waren gebogen und dadurch verletzt worden. Die Aufarbeitung des Schadens ist abgeschlossen. Etwa 100 000 bis 130 000 Festmeter Holz seien angefallen, sagt Nißl. Besonders schwer betroffen war der Fichtenbestand, während andere Holzsorten den Sturm relativ gut überstanden hatten.

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Die Entfernung des Sturmholzes sei mit dem Einsatz von 20 Harvestern rekordverdächtig schnell über die Bühne gegangen, schildert Nißl. Somit konnte ein Befall des Holzes mit Borkenkäfern vermieden werden.

Für Landwirt und Waldbesitzer Sixt war klar, dass er den Kahlschlag, den der Sturm in seinem Wald hinterlassen hatte, wieder aufforsten wird. Mit welchen Bäumen, dazu ließ er sich von Nißl vor gut einem Jahr beraten. "Nach größeren Schäden im Wald ist es zwar oft schwierig, sich neu zu motivieren, aber man muss immer nach vorne schauen und weitermachen", sagt Sixt.

Auf den Rat Nißls hin pflanzte der Landwirt mit Hilfe seiner Familie etwa 2000 Weißtannen, Stieleichen, Rotbuchen, Winterlinden und Esskastanien. Der Aufforstungsplan beinhalte eine bunte Mischung, erklärt Nißl. Was die Wahl der Baumsorten anbelangt, müsse jeder Waldbesitzer seine eigene Entscheidung treffen. Sixt hatte sich unter anderem auf seiner "Spielwiese", wie er den kahlen Flecken nennt, für die Esskastanie entschieden, weil sie gut mit Wärme und Trockenheit, den Folgen des Klimawandels, zurecht kommt. Sie gilt als Baum der Zukunft.

Die Esskastanie gilt als Baum der Zukunft in Zeiten des Klimawandels. Sie kommt auch mit Trockenheit und Hitze gut zurecht. (Foto: Marco Einfeldt)
Bereits drei Jahre alt sind diese Bäume, die Lorenz Sixt nach einem Borkenkäferschaden gepflanzt hat. (Foto: AELF)

Schon vor drei Jahren hatte der Landwirt auf einer vom Borkenkäfer geschädigten Fläche Esskastanien, Elsbeeren, Wildkirschen, Stieleichen, Winterlinden und Douglasien angepflanzt. Auf nassem Untergrund Erlen. Die Bäume machen zwar Arbeit, doch das sei planbar. "Dann geht es aber erst richtig los", erklärt Sixt. Zwei bis drei Mal im Jahr befreien seine Familie und er die einzelnen Pflanzen von Unkraut. Die restliche Fläche des Waldbodens bleibt bedeckt, der Boden soll ja nicht austrocknen. Über das schlechte Wetter im Frühjahr hatten zwar viele Menschen geklagt, aber der Regen ließ die jungen Pflanzen gut anwachsen.

Dafür setzten Hitze und Trockenheit im Juni und Juli dem jungen Bestand umso mehr zu. Mit 20 000 Liter Wasser versuchte Sixt dem Mangel beizukommen. In zwei Durchgängen bekam jedes Pflänzchen zehn Liter Wasser zugemessen. "Trotzdem haben es auf dem Südhang nicht alle Pflanzen geschafft", zieht Sixt eine Bilanz. "Etwa 15 Prozent sind vertrocknet." Deshalb will der Waldbesitzer im Herbst noch einmal nachpflanzen. Zusätzlich setzt das Wild den jungen Bäumen zu, so dass ein Kultivieren der betroffenen Flächen ohne Zäune kaum möglich ist.

Rückschläge werden für die Waldbesitzer nicht ausbleiben

Wohin die Reise für die Waldbesitzer hingeht, weiß derzeit niemand so genau. Nißl prophezeit, dass die Schadflächen in den kommenden Jahren zunehmen werden. Stehengebliebene, gebogene Bäume werden über kurz oder lang ein Raub von Borkenkäfer, Stürmen und Trockenheit werden. Nißl sagt, dass bei den Neupflanzungen auf Fichten größtenteils verzichtet werde. Die Fichte ist zwar der Brotbaum der Forstwirtschaft, aber dem Klimawandel kaum gewachsen. Verzichtet wird auf sie dennoch nicht, da sie weniger gefährdet durch Verbiss ist. Außerdem wird sich der Nadelbaum auf unbearbeiteten Flächen weiter ausbreiten.

Alles in allem warteten auf Waldbesitzer jede Menge Herausforderungen. Rückschläge würden nicht ausbleiben. "Die Arbeiten im Wald haben sich durch die Klimaveränderung auf das ganze Jahr ausgeweitet", stellt Sixt fest. Früher hätten im Sommer nur die Jungpflanzen gepflegt werden müssen. Die Hauptarbeit sei im Winter erledigt worden.

Seit ein paar Jahren richten im Sommer Borkenkäfer und Stürme immer mehr Schaden an. "Die letzten Wochen sind wir ein bis zwei Tage pro Woche damit beschäftigt, Käferholz zu beseitigen", schildert Sixt. Das komme "on top" zur normalen Ernte- und Hopfenarbeit dazu.

Rentabilität darf nicht im Vordergrund stehen

Für den Landwirt ist Wald eine Herzensangelegenheit, ein Generationenvertrag. "Wir werden weiter versuchen, einen gesunden Mischwald für die nächsten Generationen aufzubauen, so wie es unsere Vorfahren auch gemacht haben." Rentabilität dürfe dabei nicht im Vordergrund stehen.

Ein Wald ist laut Sixt eine Angelegenheit von drei Generationen. Sein Sohn Thomas bringt es auf den Punkt: "Wir haben die Arbeit, aber von den Bäumen haben wir nichts." Außer von dem Effekt natürlich, dass sie CO₂ speichern. Den Wald angesichts des Klimawandels umzubauen, ist für Sixt "Pionierarbeit", deren Ergebnis nicht abzusehen ist. Das sieht auch Nißl so. Keiner wisse, was in 50 oder 100 Jahren sein werde.

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