Nach dem Atomkompromiss:Gemeinsam für den Ausstieg

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Isar 1 soll länger am Netz bleiben - nun regt sich auch in Freising Widerstand. Ein breites Bündnis aus verschiedensten Gruppen plant erste Aktionen gegen die Laufzeitverlängerung.

Alexandra Vettori

Im ganzen Land sorgt die Atompolitik der Bundesregierung für Proteste. Auch in Freising hat sich am Dienstag auf Initiative des Vereins Sonnenkraft ein Bündnis für den Atomausstieg gegründet. Es wehrt sich gegen die beschlossene Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke und setzt sich für einen schnelleren Ausbau regenerativer Energien ein. Die erste Großaktion, zu der das Bündnis aufruft, ist die Menschenkette in München am Samstag, 9. Oktober.

Das Kraftwerk Isar 1 soll acht jahre länger laufen - dagegen regt sich nun auch einigte Kilometer Isaraufwärts Widerstand - in Freising. (Foto: Miguel Villagran/Getty)

Es musste nicht viel diskutiert werden am Dienstag, nur ein bisschen über den Namen des "Freisinger Bündnisses für den Atomausstieg". In der Sache waren sich die rund 25 Anwesenden beim Gründungstreffen allerdings einig: Die geplante Laufzeitverlängerung ist ein Schritt in die völlig falsche Richtung. "Was da geplant ist, ist keine Brücke zu erneuerbaren Energien, sondern eine Wand, gegen die man fährt. Auf die erneuerbaren Energien wird mit dem Vorschlaghammer eingeschlagen, das ist Irrsinn", formulierte es Andreas Henze von Sonnenkraft drastisch.

Neben den beiden großen Zielen hat das "Bündnis für den Atomausstieg" Teilziele beschlossen: So fordert man die sofortige Abschaltung des 31 Jahre alten Atommeilers Isar 1 bei Landshut. Der Atommethusalem, im März 1979 in Betrieb genommen, hätte im Juni nächsten Jahres vom Netz gehen sollen. Nach den neuen Plänen der Regierung dürfte Isar 1 jedoch acht Jahre länger laufen. Das Freisinger Bündnis spricht sich darüber hinaus für die Schließung des gesamten Standortes, also auch des 1988 in Betrieb gegangenen Blocks Isar 2, bis zum Jahr 2018 aus. Außerdem hat man die Freisinger Stadtwerke im Visier: Bis 2025 sollen diese nur noch atomstromfreien Strom verkaufen. Derzeit liegt man immerhin schon weit über der 50-Prozent-Marke.

In der von der Bundesregierung beschlossenen Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke sieht das Bündnis jedenfalls mehr als ein Verzögern von zukunftsweisender Energieerzeugung. Denn das Strukturproblem werde damit festgeschrieben, wie Henze erklärte: "Zu dem ungelösten Atommüll-Problem kommt, dass tatsächlich eine Verringerung des Anteils von erneuerbaren Energien erreicht wird." Im Vergleich zu 2009 soll der Zubau an Windkraft um 65 Prozent weniger werden, der an Photovoltaik um 75 und der an Biomasse um 85 Prozent. Um tatsächlich einen Umstieg zu erneuerbaren Energien zu erreichen, "bräuchte es eine schnell regelbare Energieerzeugung, und keine schwerfälligen Atom- oder Kohlekraftwerke", so Henze. Nur dann könne auf die natürlichen Schwankungen bei erneuerbaren Energien reagiert werden.

Zu den Gründungsmitgliedern des Bündnisses für den Atomausstieg gehören der Bund Naturschutz Freising, die Christen zur Bewahrung der Schöpfung, der DGB, Sonnenkraft, Orts- und Kreisgruppe der Grünen, ÖDP, SPD und der Verein Nachhaltigkeit. Einige Gruppen müssen sich in ihren Gremien noch die letztendliche Zustimmung holen. Die nächste Aktion steht dennoch schon fest: Am Samstag, 2. Oktober, findet von 9 bis 13 Uhr ein Infostand am Marienplatz statt. Und am Samstag, 9. Oktober, ist eine Vor-Demo zur Münchner Menschenkette geplant. Gegen 10.30 Uhr setzt sich die Demo an der Pestalozzischule in der Heilig-Geist-Straße in Gang und zieht zum Bahnhof, vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung, versteht sich.

© SZ vom 01.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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