Moosburger Narren geben nicht auf:Der Fasching kommt nach Hause

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Bürgermeister Josef Dollinger übergibt den Rathausschlüssel an das Prinzenpaar der Narrhalla. Die darf zwar derzeit nicht auftreten, bietet aber einiges im Netz. Außerdem werden Schaufenster mit Utensilien dekoriert, die an die närrische Zeit erinnern sollen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Josef Dollinger ist nicht Donald Trump. Und Moosburg ist nicht Amerika. Sonst hätte er, um die Amtsübergabe zu verhindern, "jetzt meine Anhänger mobilisiert", sagte Dollinger am Freitagvormittag mit einem Augenzwinkern. Nach nur acht Monaten wolle man ihn schon wieder aus dem Amt drängen, das mache ihn traurig, scherzte der Moosburger Bürgermeister, der dann aber doch bereitwillig seinen symbolischen Rathausschlüssel herausrückte und dem Prinzenpaar der Narrhalla übergab, die der Corona-Pandemie trotzen will. Er freue sich, diese Tradition auch in dieser schwierigen Zeit aufrechtzuerhalten, sagte Dollinger - wenn auch nicht in der ursprünglich geplanten Form. Anstatt dem neuen Prinzenpaar an diesem Samstag beim Ball der Stadt den Schlüssel auszuhändigen, überreichte er ihn am Freitag draußen vor der Rathaustür mit Abstand und Maske an die Hoheiten der Vorsaison, Prinzessin Pia I. und Prinz Tim I.

Da es einen Fasching im herkömmlichen Sinn heuer nicht gibt, hängen Pia Otto und Tim Müller einfach eine Saison dran. "Natürlich ist das heuer viel entspannter", sagte der Prinz, einerseits kenne man jetzt schon alles, andererseits habe man keine Veranstaltungen. Dennoch, so Tim I., "wollen wir den Fasching hochhalten". Man wolle, ergänzte die Prinzessin, "so viel wie möglich virtuell machen".

Narrhalla-Präsidentin Nadine Seidlmayer, die zusammen mit ihrem Präsidenten-Kollegen Michael Ender bei der Schlüsselübergabe dabei war, berichtete von den bereits gestarteten Vorbereitungen auf eine Outdoor-Faschingssaison. Als die Corona-Beschränkungen dann verschärft worden seien, habe man aber das Training wieder abgebrochen. Falls es im Februar Lockerungen gebe und Veranstaltungen möglich sein sollten, "müssen wir schau'n, was geht, wir sind da ganz spontan".

Einstweilen verlegt die Narrhalla den Fasching ins Netz. "Wir machen ganz viele Videos, um den Fasching nach Hause zu bringen", sagte der Prinz. "Auf Facebook und Instagram gibt es von uns ganz viel Fasching", versprach auch die Prinzessin, was in den Videos genau gezeigt werde, sei eine Überraschung, "aber jede Gruppe hat sich was ausgedacht". Jugend- und Erwachsenen-Garde trainieren regelmäßig allein daheim oder per Video-Konferenz. Auch im "richtigen Leben" wird man den Fasching erleben können. Die Narrhalla plant, von übernächster Woche an in den Schaufenstern der Innenstadt Faschingsmotive und -gegenstände auszustellen.

Der Bürgermeister sagte, er habe lange überlegt, ob er in diesen Zeiten die Schlüsselübergabe machen solle, habe sich aus drei Gründen dann aber doch dafür entschieden. Erstens sei die Narrhalla "ein sehr aktiver Verein, von den Kleinsten angefangen bis zu den Senioren, und man muss das Vereinsleben fördern". Zudem sei die Narrhalla ein Aushängeschild der Stadt, nicht nur in Moosburg und im Landkreis, auch bei Auftritten in Berlin habe sie schon ihre Visitenkarte abgegeben. "Außerdem muss man in diesen schwierigen und traurigen Zeiten auch ein bisserl lustig sein, um den Leuten Hoffnung zu geben, dass sich die Lage wieder normalisiert", sagte Dollinger. Die Narrhalla soll in den kommenden Wochen jetzt "die Stadt regieren" und unterhalten, ehe am Rosenmontag die Rückgabe des Rathausschlüssels geplant ist. "Vielleicht können wir da in kleinem Rahmen was machen", so Dollinger. Damit ihn die Herausgabe des Schlüssels nicht gar so schmerzte, bekam er als kleine Entschädigung den aktuellen Faschingsorden. Der sei kein Orden des Prinzenpaars, sondern der Narrhalla an sich, mit dem der Verein für Zusammenhalt werbe, erläuterte die Präsidentin. Zu sehen sind darauf auch das Stadtwappen in Herzform und ein Hinweis auf die 1250-Jahr-Feier.

© SZ vom 09.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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