Mitten in Freising:Wohnen und ernten

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In der Stadt wohnen und eigenes Gemüse anbauen: An der Rotkreuzstraße ist eine ungewöhnliche Wohnanlage für Studenten geplant. Foto: BHB Bayern GmbH (Foto: BHB Bauträger GmbH)

Im Projekt "Bee Free" entstehen an der Rotkreuzstraße 73 Studentenappartements und eine kleine Landwirtschaft in der Stadt.

Von Petra Schnirch, Freising

An der Rotkreuzstraße in Freising, Ecke Karwendelring, sollen 73 Studentenappartements entstehen. Das Besondere an dem Projekt "Bee Free": Die künftigen Bewohner können im Gemeinschaftsgarten und auf Balkonen Obst und Gemüse anbauen. Bis 2021 will der Münchner Bauträger BHB, passend zum grünen Campus, ein "grünes Wohnquartier" umsetzen. In den nächsten Tagen wird der Bauantrag im Rathaus eingereicht. Läuft alles nach Plan, will das Unternehmen im Herbst mit dem Bau beginnen. Es betritt damit Neuland. Bisher gebe es kein vergleichbares Wohnprojekt für Studenten, sagt Architektin und Stadtplanerin Kerstin Hartig. "Das wird sicher Wellen schlagen."

Im Herz der Anlage, auf 770 Quadratmetern, ist der "große Garten" geplant. Er befindet sich zwischen den beiden Gebäuden. "Hier wird die Landwirtschaft in die Stadt geholt", sagt Melanie Hammer, Geschäftsführerin der BHB Bauträger GmbH Bayern. Die Studenten sollen dort selbst Nahrungsmittel anbauen und ernten, unterstützt durch Landwirtschaftspaten. Auch Kooperationspartner am Campus sucht der Bauträger derzeit. Ein erstes Gespräch fand zudem mit Andreas Stuber vom Lehrbienenstand, dem Vorsitzenden des Imkervereins, statt. Er hat sich bereit erklärt, die Studenten beim Aufstellen von Bienenvölkern zu unterstützen.

Zweiter Baustein ist das "grüne Haus", das in Holzbauweise am Ende des Gartens entstehen soll. Dort können dann Gartengeräte, Möbel, Pflanztöpfe und Samen gelagert werden sowie Kochutensilien und ein Grill. In einer Gemeinschaftsküche können die Studenten Marmelade einkochen, Obst oder Gemüse einwecken und einfach zusammen sitzen. Als eine Art Lebensmittel-Tauschbörse soll dort zudem ein Vorratsschrank stehen. An einem Laubengang sind Rankgitter vorgesehen, an denen Bohnen, Weinreben, Hopfen oder Obst-Spalierbäume wachsen können. Die Appartements sind zwischen 15 und 33 Quadratmeter groß. Auch ihre Loggien eignen sich für den Gemüseanbau.

Die Geländer sind in den Plänen als Pflanztröge beziehungsweise kleine Hochbeete konstruiert. Im Untergeschoss befinden sich kühle Lager- und Vorratskeller. Durch eine App sollen sich die Bewohner vernetzen, sie können dann Informationen zu Garten, Pflanzen und Ernte austauschen und sich organisieren.

Kerstin Hartig und Melanie Hammer gehörten 2009 zu dem Team, das mit der Idee "Agropolis München", einem Agrikulturpark für das Stadtentwicklungsgebiet Freiham, den Wettbewerb "Open Scale" gewonnen und für Aufsehen gesorgt hatte. Nachhaltigkeit und geschlossene ökologische Kreisläufe seien ihr wichtig, sagt Hartig, ergänzt um den sozialen Aspekt des studentischen Wohnens. Das Konzept sei auf Freising mit seinen Landschaftsarchitektur- und Gartenbaustudenten zugeschnitten. Es fördere die Identifikation mit dem neuen Wohnort. Vorgestellt wird das Projekt auch bei den Münchner Immobilientagen an diesem Wochenende.

In der Stadt Freising will man sich zu den Plänen wegen des laufenden Verfahrens noch nicht äußern, der Bau von Studentenwohnungen wird jedoch ausdrücklich begrüßt.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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