Mittagsbetreuung:Immer länger in der Schule

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Heutzutage ist es nichts Besonderes mehr, wenn Kinder bis 16 Uhr in der Schule bleiben. (Foto: Robert Haas)

Viele berufstätige Eltern nutzen für ihre Kinder das Angebot der Mittagsbetreuung. Die Gemeinden lassen sich das einiges kosten, pädagogisch geschultes Personal aber ist dafür nur schwer zu finden.

Von Katharina Aurich, Zolling

Noch vor 15 Jahren sind die allermeisten Kinder in ländlichen Gemeinden wie Haag, Zolling oder Attenkirchen nach der letzten Schulstunde nach Hause gegangen, wo die Mutter mit dem Mittagessen wartete und anschließend die Hausaufgaben betreute. Heutzutage ist es dagegen nichts Besonderes, wenn Kinder bis 16 Uhr in der Schule bleiben. Die Nachfrage nach einem Platz in der Mittags- und Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen und an der Zollinger Mittelschule ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und auch die Betreuungszeiten werden immer länger. Den Löwenanteil der Kosten dafür, die auch aus staatlichen Zuschüssen und Elternbeiträgen finanziert werden, müssen bisher die Gemeinden tragen.

Auf etwa 40 000 Euro beziffert Haags Bürgermeister Anton Geier den gesamten Aufwand für die Mittagsbetreuung der Gemeinde im Jahr 2014. Darin sind sowohl die fixen Ausgaben für Personal als auch die Raumkosten enthalten. Bis 15.30 Uhr werden die Schulkinder in Haag versorgt, 40 Eltern nutzen jetzt im neuen Schuljahr dieses Angebot.

Die Kinder erhalten aus der Küche des Seniorenheims in Zolling ein Mittagessen, können auf dem Pausenhof der Schule oder in der Mehrzweckhalle toben und wenn sie wollen, helfen ihnen die Betreuerinnen bei den Hausaufgaben. Die Anforderungen an dieses freiwillige Angebot, das nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune gehört, steigen, wie der Bürgermeister sagt.

Viele verhaltenssauffällige Kinder

Es werden nicht nur immer mehr Kinder angemeldet, sondern darunter seien auch immer häufiger Mädchen und Buben, die besondere Aufmerksamkeit benötigen, um soziale und schulische Defizite auszugleichen. Das könnten die Mitarbeiterinnen, die zwar als Mütter Erfahrung mit Kindern haben, pädagogisch aber nicht geschult seien, nicht ausgleichen, stellt Geier klar. "Wir haben einen Nachholbedarf, die Anforderungen an die Betreuung von Schulkindern werden steigen". Aber gutes, ausgebildetes Personal zu finden, sei schwierig.

In Zolling besuchen 36 Schüler der Mittelschule die offene Ganztagsschule. Sie werden am Nachmittag bis 16 Uhr in drei Gruppen betreut, von den Mitarbeiterinnen ist nur eine pädagogisch ausgebildet. Leider gebe es eine Warteliste, nicht alle Schüler, die sich anmelden, können auch aufgenommen werden, sagt Schulleiter Richard Bauer. Da die Schule derzeit umgebaut wird, ist der Platz begrenzt. Ungefähr 40 Grundschulkinder werden in der Mittagsbetreuung versorgt, sie kommen allerdings nicht alle jeden Tag, sodass in den beiden Gruppen täglich etwa zwölf Kinder betreut werden. Das Mittagessen wird in der Schulküche frisch gekocht und ist mit einem Preis von 3,20 Euro erschwinglich.

Bei diesem Preis müsse natürlich ein Zuschuss gewährt werden, sagt Bauer. Die Kosten für die offene Ganztagsschule sowie für die Mittagsbetreuung trägt der Schulverband Zolling, in dem die vier Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft - Attenkirchen, Zolling, Haag und Wolfersdorf - zusammengeschlossen sind. Aus allen Nähten platzt die Mittagsbetreuung in Attenkirchen. 70 Kinder sind für das neue Schuljahr angemeldet, das seien mehr als die Hälfte aller Grundschulkinder, schildert Hildegard Wiesner. Bisher besuchten etwa 50 Kinder die Mittagsbetreuung. Die Erzieherin leitet seit 18 Jahren die Einrichtung, die 1997 mit zwölf Kindern startete. Mit ihrem Team hat Wiesner nun einen zusätzlichen Raum in der Schulaula und dem Wintergarten eingerichtet. Die Zusammenarbeit mit der Schule laufe sehr gut, betont Wiesner. Die erfahrene Pädagogin legt Wert darauf, dass die Mittagsbetreuung keine "Aufbewahrung" sei. Das sechsköpfige Team, darunter zwei Studentinnen der Grundschulpädagogik, gestalte täglich bis 16.30 Uhr ein anspruchsvolles Programm aus Lernen, Sport und Spiel.

Inzwischen habe sich die Mittagsbetreuung in der Gemeinde etabliert, bilanziert Wiesner zufrieden. Das war 1997 noch ganz anders, erinnert sie sich. Die Mamas wurden oft schief angeschaut, wenn ihre Kinder in die Mittagsbetreuung gingen, manche hätten sich gar nicht getraut, das öffentlich zu sagen.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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