Blutkrebs-Hilfe:120 Schüler geben Speichelproben ab

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Speichel für den guten Zweck: Belinda Kusch gibt drei Proben aus ihrer Mundschleimhaut ab, Marcus Streitberger informiert sie über die Regeln. Künftig wird sie in der internationalen Stammzellspenderdatei geführt. (Foto: Marco Einfeldt)

An der FOS/BOS in Freising findet alle zwei Jahre eine Typisierungsaktion statt, um an Leukämie Erkrankten zu helfen. Die Resonanz ist groß: "Es kann ja immer sein, dass man das selbst mal braucht", sagt ein Jugendlicher.

Von Clara Lipkowski, Freising

Es ist der Donnerstagmorgen vor Weihnachten, ein paar Schüler der FOS/BOS an der Wippenhauser Straße drängeln sich in der Eingangshalle vor dem Kiosk, andere fläzen sich auf die Stufen unter der Treppe zu den Klassenräumen. Gleich ist die Pause vorbei, aber eigentlich sind die meisten hier in Gedanken schon bei Weihnachten, so kurz vor den Feiertagen besteht der meiste Unterricht aus Filmeschauen. Diesen Zeitpunkt nutzt die Berufsschule, um eine Typisierungsaktion zu machen: Alle Schülerinnen und Schüler können sich bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registrieren, um an Leukämie erkrankten Menschen bei Übereinstimmung der Gewebemerkmale mit einer Knochenmarkspende zu helfen. Da die Schüler nur zwei Jahre an der Schule sind, wiederholt diese die Typisierung in zweijährigem Turnus, denn eine Registrierung ist nur ein Mal nötig.

In Raum 118 geben an 15 Tischen Schüler Speichelproben ab. Tornike Kamkhadze, 22, erklärt einem Mitschüler, wie er die Wattestäbchen im Mund bewegen soll. Vincent Besner, 17, dreht es in der Wange hin und her, die Sanduhr läuft, drei Mal das Ganze. "Halt sie am besten nicht so nah an mich ran, damit ich nicht drauf atme", sagt Tornike, "sonst könnten die Proben verfälscht werden." Er berührt sie auch lieber nicht, "ich will ja nicht meine DNA darauf verteilen." Vincent steckt sie in ein Kuvert, klebt es zu. "Ich finde das gut, denn mir schadet's ja nicht. Man hilft, wo man kann." Eine Mitarbeiterin der DKMS, Beate Mayer, hat Tornike und die 15 Mitschüler seiner Klasse zuvor eingewiesen. Tornike hat sich auch schon registrieren lassen. "Ich hab' das noch nie gemacht und find's einfach gut, hier Verantwortung zu übernehmen. Es kann ja immer sein, dass man das selbst mal braucht."

Es gibt klare Vorgaben: Man muss mindestens 17 Jahre alt sein und 50 Kilo wiegen

Vor dem Raum warten schon die nächsten Schüler, 120 werden sich insgesamt registrieren lassen, 30 weitere später in der Steinkaserne. Auch ein paar Lehrer kommen vorbei, aber die meisten an der Berufsschule sind längst typisiert. Mayer schickt alle potenziellen Spender der Reihe nach zu den Tischen, wo die Schüler das Wichtigste erfragen, etwa das Alter, man muss mindestens 17 Jahre alt sein. Außerdem darf man keine chronischen Krankheiten haben. Eine Schülerin wiegt 48 Kilo, eigentlich ist ein Mindestgewicht von 50 Kilo Pflicht. In so einem Fall entscheidet Beate Mayer. Wann hat sich die Schülerin zuletzt gewogen, nimmt sie eher zu als ab? "Bei 46 Kilo geht es nicht, aber bei 48 gibt es einen Spielraum", sagt Mayer. Da die Typisierung nicht zu einem bestimmten Anlass gemacht wird, sind keine Blutentnahmen nötig, erklärt Jutta Kunstmann. Die Deutschlehrerin organisiert die Typisierung zum zweiten Mal. "Noch vor zwei Jahren hatten wir viel mehr Spender, etwa 300, aber dieses Jahres gab es schon Aktionen." Im Februar hatte es in Freising eine große Typisierung für zwei Schüler gegeben, für einen Jungen aus Rudelzhausen im März eine weitere.

Nach der Probe werden die Stäbchen ins Dresdner Labor der DKMS geschickt. Sie sind ziemlich robust, sie müssen nicht gekühlt, nur in trockener Umgebung gelagert sein. "Wichtig ist, dass das Zellmaterial dranbleibt", sagt Mayer. Nach Auswertung werden die Daten in der weltweit zugänglichen Datei erfasst. Nach etwa acht Wochen erhält man per Post den Spenderausweis und wird kontaktiert, sollte man als Spender infrage kommen.

Die Kosten von 35 Euro pro Probe zahlt die DKMS von Spenden. Um weitere Aktionen durchführen zu können, bittet die Organisation um Unterstützung: Kreissparkasse Tübingen, IBAN: DE54 6415 0020 0001 6893 96, Verwendungszweck: BIZ 804.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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