Menschenkette:Zusammen gegen rechts

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Klaus Lüchau (Mitte) hat dazu aufgerufen, in Moosburg "gegen von Rechten inszenierte Aufmärsche" zusammenzustehen. Die Demo vor dem Rathaus nutzte er auch gleich, um für Corona-Impfungen zu werben. (Foto: Birgit Gleixner)

Auch in Moosburg ist man nicht gewillt, "Spaziergängern" den öffentlichen Raum zu überlassen. Zu einer coronakonformen Gegendemo vor dem Rathaus kommen mehr Menschen als erwartet

Von Alexander Kappen, Moosburg

In ganz Deutschland gehen derzeit Menschen auf die Straße, um ihren Unmut über die geltenden Coronamaßnahmen zum Ausdruck zu bringen. Mittlerweile tun sie das auch in Moosburg. Doch dort ist man offenbar nicht gewillt, "Spaziergängern" den öffentlichen Raum zu überlassen.

Für den Moosburger Klaus Lüchau sind das nicht ausschließlich harmlose Bürger, die sich nach Feierabend mal eben die Beine vertreten wollen. Deshalb rief er unter dem unzweideutigen Titel "Moosburg steht zusammen gegen von Rechten inszenierte Aufmärsche!" zu einer Demonstration auf, zu der sich am Montagabend weit mehr als die von ihm erwarteten 20 Menschen vor dem Moosburger Rathaus einfanden, um coronakonform für ihre Sache einzustehen.

Flankiert von einem nicht unerheblichen Aufgebot der Polizei, bildeten die Demonstranten schweigend eine Menschenkette. "Mit Abstand, Mundnasenschutz und Schals von Hand zu Hand", wie es zuvor angekündigt worden war. Man wolle zeigen, "dass wir nicht bereit sind, die Angriffe auf unsere demokratische Stadtgesellschaft zu dulden", hieß es, "den Opfern dieser Pandemie in unserer Stadt werden wir damit gedenken und den aufopfernden Menschen im Gesundheitswesen unseren Respekt zollen". Lüchau selbst hielt währen der Demonstration ein selbst gemaltes Schild mit einer klaren Botschaft vor sich: "Bitte lasst Euch impfen! Ihr schützt dadurch Euch + UNS!"

Die Menschen, die sich am Montag vor dem Rathaus aufhielten, waren offensichtlich aber nicht alle erschienen, weil sie dem Aufruf zu "Solidarität und Rücksicht in der Pandemie" gefolgt waren. Um die Demonstrationsfläche herum scharten sich zunehmend Menschengruppen, die offenbar dem anderen Lager zuzuordnen waren und von der Polizei schließlich einen Häuserblock weiter auf den "Plan" geschickt wurden. Dort habe die Stadt extra eine Ausweichfläche gekennzeichnet, um die Gruppen im Fall der Fälle auseineinanderhalten zu können, erläuterte Josef Mühlberger, der Geschäftsleiter im Rathaus. Am Plan waren die rund 50 Spaziergänger plötzlich Spaziersteher - und als die Polizei sie nach einem Versammlungsleiter fragte, verstreute sich die Menschenansammlung rasch wieder in alle Himmelsrichtungen.

Das Wichtigste sei, dass alles friedlich bleibe, meinte Christian Bidinger, Leiter der Moosburger Polizeiinspektion. Die genaue Zahl der anwesenden Beamten nannte er nicht, aber man sei mit einem ausreichenden Aufgebot da. In einem solchen Fall, in dem zwei Gruppen mit gegensätzlichen Ansichten aufeinanderträfen, müsse man grundsätzlich mit ein bisschen mehr Leuten präsent sein.

Ein Passant wollte die Sorge vor einer möglichen Eskalation nicht teilen. Er kenne Leute auf beiden Seiten, sagte er, und er glaube nicht, dass diese aufeinander los-gingen. Ein anderer wiederum hatte den Eindruck, dass sich da nicht nur lauter Moosburger gegenüberstanden, die einander kennen, aber in der Corona-Frage halt mal unterschiedlicher Ansicht sind. Seitens der Spaziergänger habe er kaum einen gekannt, sagte er.

Während der Demo, die Lüchau gemäß Genehmigung pünktlich um 19 Uhr auflöste, blieb alles friedlich, wofür sich der Organisator auch ausdrücklich bei der Polizei bedankte. Fortsetzung folgt. "Nächsten Montag sehen wir uns wieder", kündigte Lüchau an.

© SZ vom 05.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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