Freisinger Kreativenszene:Marktplatz für Kreativität

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Selbstgemachtes statt anonyme Massenware bieten Hobbyhandwerker aus Freising und Umgebung an. (Foto: Marco Einfeldt)

Die "Freisinger Wirschafft" bietet im Eingangsbereich des Buchladens Pustet Selbstgemachtes aller Art an. Zwei Jahre nach der Eröffnung blickt Gründerin Melanie Spornraft auf eine produktive Zeit zurück

Von Charline Schreiber, Freising

Vor zwei Jahren hat Melanie Spornraft die "Freisinger Wirschafft" gegründet. Bislang haben sich über 50 Kreative zusammengefunden, die ihre Handwerke im Eingangsbereich bei Bücher Pustet ausstellen und verkaufen können.

Das Konzept der Wirschafft ist noch immer dasselbe wie im Sommer 2019: Als lokales Gegenstück zur Massenproduktion wird durch Selbstgemachtes aller Art ein Kreativmarkt geschaffen, der Freisinger Kunsthandwerkern und Kunsthandwerkerinnen die Möglichkeit bietet, ihre Produkte unter die Menschen zu bringen. Die Bedingung für den Verkauf sei, dass die Produkte in eine der zehn Holzkisten passen müssen, die im Eingang des Bücherladens platziert sind, erzählt Spornraft. Seither haben hier diverse Handarbeiten ihren Platz gefunden - Handyhalterungen, Holzaquarelle, Keramikschalen, genähte oder gestrickte Textilien aber auch Lebensmittel wie Honig und selbst gebrautes Bier.

Starterbühne für Kreative

Für die Kreativen sei die Wirschafft eine Starterbühne, sagt Spornraft. Einige seien mit einem eigenen Label und Logo schon weiter, die meisten haben aber keine eigene Manufaktur. "Mir ist es ein Anliegen, dass man in einen Laden gehen, die Produkte anschauen und anfassen kann und sich dann für etwas entscheidet", betont die 35-Jährige. Mit einem Onlineshop könnten sie und ihre Kreativen kommerziell mehr erwirtschaften, glaubt Spornraft, die Wirschafft sei aber eine gemeinnützige Organisation, die es sich zum Ziel gesetzt habe, Hobbykreative miteinander zu vernetzen und ihnen den Traum vom Verkauf der eigenen Ware zu ermöglichen. Der Mietbetrag von zehn Euro pro Woche für eine Kiste würde nur die Kosten decken, verrät Spornraft.

Über die vergangenen zwei Jahre haben sich immer wieder mal Kooperationen ergeben, erzählt die Wirschafft-Gründerin. Die Freisinger Bank, zum Beispiel, stelle den Kreativen drei Glasvitrinen zur Verfügung, in denen die Produkte zu Werbezwecken in der Stadt ausgestellt werden. Auch in einem Schaufenster in der Freisinger Altstadt darf die Wirschafft während Renovierungsarbeiten die Handwerke der Kreativen präsentieren. Der Verkaufsort bleibe aber der Buchladen Pustet. Hier könne man danach fragen, die speziellen Fundstücke personalisieren zu lassen. In Sonderanfertigungen sind Gravuren, Farbwünsche, Stickereien und mehr möglich. Spornraft stellte fest, dass besonders Firmen auf dieses Angebot zurückgreifen, die sich für ihre Mitarbeiter etwas Persönliches wünschen.

Der Kreativmarkt ist eine Herzensangelegenheit

Melanie Spornraft selbst ist promovierte Molekular-Biologin. Die Wirschafft führt sie neben ihrem normalen Berufsleben am Abend, wenn sie nach Hause kommt. Überfordern würde sie das nicht, sagt Spornraft, der Kreativmarkt sei eine Herzensangelegenheit und es wäre schade, wenn diese lokale Initiative nicht weitergeführt würde. Neben den Kreativprodukten, Kooperationen und neu geschlossenen Freundschaften gab es auch einen bitteren Beigeschmack: Diebe nutzten die Position der Kisten und der darin liegenden Stücke zu ihrem Vorteil. Vereinzelt seien immer wieder Produkte gestohlen worden. Diese Vorfälle seien ärgerlich, besonders weil viel Arbeit in jedem einzelnen Handwerk stecke, erzählt Spornraft.

Neben der Herstellung der einzelnen Produkte sei die Vermarktung der Kreativen, die Vorstellung ihrer Person und des Handwerks auf den kleinen, am Produkt hängenden Etiketten, aufwendig. Spornraft kritisiert, dass durch Diebstahl die Wertschätzung der Arbeit vollends verloren ginge. Der Aufwand für die Beschreibung der Kreativen und ihrer Arbeit sei der Grund, warum das Sortiment nicht ständig wechsele, wie anfänglich geplant. Außerdem müsse sich das Produkt erst einmal etablieren und schrittweise Aufmerksamkeit erhalten. Wann die Produkte ausgetauscht werden, folge also keinem festen Zeitschema, sondern werde individuell angepasst, erklärt Spornraft.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Einzelhandel haben zwar den Verkauf der Produkte beeinflusst, nicht aber die Motivation und Produktion der Kreativen, erinnert sich die 35-Jährige. Die Wirschafft hoffe aber, dass zukünftig wieder Handarbeitsabende, offene Stammtische und Workshops stattfinden können. Diese Art des Austausches würde coronabedingt fehlen. Melanie Spornraft ruft dazu auf, über die Webseite www.wirschafft.de Kontakt aufzunehmen und Ideen einzubringen. Der Slogan "made in Freising" solle nicht abschrecken, betont Spornraft, auch Kreative aus den nahen umliegenden Städten können mit ihren Handwerken Teil der Wirschafft sein.

© SZ vom 11.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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