Lehrermangel im Landkreis Freising:"Das Schulsystem war am Kollabieren"

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Kerstin Rehm, Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, warnt schon seit Jahren vor einem immer größer werdenden Lehrermangel. (Foto: Marco Einfeldt/Marco Einfeldt)

Auch im Landkreis macht sich der eklatante Lehrermangel bemerkbar. Nun sollen unter anderem mehr Förder- und Fachlehrer ausgebildet werden, um die Schulen zu entlasten. Kerstin Rehm, Kreisvorsitzende des BLLV, begrüßt das sehr.

Von Gudrun Regelein, Freising

Gewarnt vor dem Lehrermangel habe sie schon seit Langem, sagt Kerstin Rehm, Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). Geschehen aber sei seitens des Kultusministeriums lange Zeit nichts. Zwischenzeitlich eskalierte die Situation auch im Landkreis Freising: "Wir hatten nicht mehr nur einen Lehrermangel, wir hatten einen Lehrernotstand", sagt Rehm. Besonders im vergangenen November und Dezember war die Situation an den Grund- und Mittelschulen prekär. "Das Schulsystem war am Kollabieren."

Mittlerweile aber suchte der Leiter der Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU), den Kontakt zu Rehm. Einige Gespräche fanden statt, um gemeinsam praktikable Lösungen zu finden. Unter anderem sollen nun Quereinsteiger und die Einstellung von Schulassistenzen zu einer Entlastung in den Schulen führen. Auch den aktuellen Plan des Kultusministeriums begrüßt Rehm sehr. Durch deutlich bessere Aufstiegschancen für die Förder- und Fachlehrer nämlich soll der eklatante Mangel abgefedert werden. Zudem sollen mehr Ausbildungsplätze für diese geschaffen werden. "Für junge Menschen mit mittlerem Schulabschluss bietet eine Karriere als Fach- oder Förderlehrer eine "vielversprechende Berufsperspektive", sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) kürzlich während einer Pressekonferenz.

Kaum noch Fachlehrer an den Grundschulen

"Wir freuen uns, dass vom Kultusministerium damit endlich Vorschläge aufgegriffen wurden, die der örtliche Personalrat bereits im vergangenen Oktober gefordert hat", betont Kerstin Rehm. Förderlehrer unterstützten die Schüler in hochqualifizierter Form bei deren Defiziten, Fachlehrer dagegen leisteten einen wichtigen Beitrag zur sozialen, kognitiven und emotionalen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, erklärt sie. Für die Lehrkräfte bedeute dies eine enorme Entlastung. Gerade im Grundschulbereich gebe es kaum noch Fachlehrer, deren Stunden, wie Werken und Textiles Gestalten, müssten von Grundschullehrkräften übernommen werden, die dafür eigentlich nicht ausgebildet seien.

Anreize für die Förder- und Fachlehrer zu schaffen, sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagt Rehm. Langfristig aber müssten sich unbedingt wieder mehr junge Menschen für ein Lehramtsstudium entscheiden, um endlich den Lehrermangel beheben zu können. "Dafür sind unter anderem eine bessere Bezahlung, eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine größere Wertschätzung durch die Politik notwendig", fordert Rehm.

An der Grundschule am Steinpark unterrichten auch Quereinsteiger

Dass Förderlehrer bessere Aufstiegschancen erhalten sollen, sei eine "sehr gute Idee", sagt Sabine Jackermaier, Leiterin der Grundschule Freising am Steinpark. Fach- oder Förderlehrer seien sinnvoll ergänzende Berufe in der Lehrerlandschaft. "Auch wir haben das Glück, eine äußerst fähige Förderlehrerin zu haben. Dies ist nicht in jeder Schule der Fall."

An der Grundschule am Steinpark konnten in diesem Schuljahr zwar die Pflichtstunden besetzt werden, berichtet Jackermaier. Der Vorkurs aber, den bisher unter anderem die Förderlehrerin gehalten hat, darf nun nur noch von Substituenten, also Kräften, die irgendein Hochschulstudium absolviert haben, unterrichtet werden. Beim Vorkurs gehe es vor allem um die Sprachförderung von Kindern im letzten Kindergartenjahr. "Zusätzlich unterstützen uns Lehrkräfte, die noch in der letzten Phase ihrer Ausbildung sind und dazu stundenweise weitere Quereinsteiger", sagt Jackermaier. Mit den Quereinsteigern habe man beste Erfahrungen gemacht.

Die Schulleiterin unterrichtet auch noch selber

Stunden müssten derzeit also noch nicht ausfallen, aber mit den regulären Lehrkräften sei es nicht mehr möglich, Wahlfächer anzubieten. Dies könne nur noch mit extern geworbenen Personen geleistet werden. Auch sie unterrichte selber noch, berichtet Jackermaier. Das biete ihr als Schulleiterin die Möglichkeit, nicht den unmittelbaren Draht zu den Kindern zu verlieren. Die Zahl der Unterrichtstunden für die Schulleiter müsse allerdings überdacht werden, sagt sie. Denn ein Schuljahr habe immer wieder organisationsintensive Phasen, in denen der Schulleiter beispielsweise unmittelbarer Ansprechpartner für die Eltern sein müsse. "Einer regulären Unterrichtsverpflichtung ist dann nur schwer nachzukommen. Hier allen gerecht zu werden, ist schwer."

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