Archäologie im Landkreis:Aufmerksame Passanten verhindern Zerstörung eines Bodendenkmals

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Archäologenteams werden im Landkreis bei Ausgrabungsarbeiten, wie hier auf dem Plan in Moosburg, immer wieder fündig. (Foto: Marco Einfeldt/Archiv)

Die Bauarbeiten zum Aufstellen eines Mobilfunkmasts sind ohne archäologische Begleitung erfolgt. Bei Ausgrabungen im Landkreis kommen 2023 wieder zahlreiche Objekte aus Steinzeit und Mittelalter zum Vorschein.

Von Peter Becker, Freising

Aufmerksame Personen haben im Herbst des vergangenen Jahres die vollständige Zerstörung eines Bodendenkmals im Osten von Langenbach verhindert. Das geht aus dem Jahresbericht des Freisinger Landratsamts hervor. An der betreffenden Stelle war ein Mobilfunkmast aufgestellt worden, ohne die vorgeschriebene archäologische Begleitung zu beantragen. Die Bauarbeiten hatten bereits Teile des Bodendenkmals beschädigt. Durch das Eingreifen der Passanten gelang es immerhin, die verbliebene Fläche des Kranstandorts zu untersuchen. Dort kamen Gruben zum Vorschein sowie einige Keramikscherben. Dabei handelt es sich wohl um Funde aus der Kultur der Stichbandkeramik aus der Mittelsteinzeit (4900 bis 4500 v. Christus).

An anderen Baustellen im Landkreis lief alles vorschriftsmäßig ab. Archäologen untersuchten Baustellen im Vorfeld nach Zeugnissen aus der Vergangenheit oder begleiteten die Arbeiten. Die ältesten Spuren, die unsere Vorfahren hinterlassen haben, kamen auf dem Baugebiet Wollersdorf II in der Gemeinde Mauern zum Vorschein. Ausgrabungen laufen dort bereits seit Oktober 2022. Die Archäologen fanden jungsteinzeitliche Siedlungsreste der Linearbandkeramik (circa 5400 bis 5000 v. Chr.) sowie der Münchshöfener Kultur (4500 bis 3800 v. Chr.).

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Die Experten hatten dort mit vielen Funden gerechnet, weil die Fläche innerhalb eines bekannten Bodendenkmals liegt. Diese Annahme der Archäologen haben nach Angaben des Landratsamts mittlerweile gut 2000 Befunde bestätigt, die sich durch ihren Grad der Erhaltung unterscheiden. So sind einige Pfostengruben nur noch wenige Zentimeter, andere wiederum bis zu 1,70 Meter tief. Einige Hausgrundrisse stammen aus der Zeit der Linearbandkeramik, doch Reste der 1000 Jahre jüngeren Münchshöfener Kultur sind ebenfalls vorhanden. Dazu zählen zwei Bestattungen von Menschen. Sie sind nach Angaben des Landratsamts in einer ehemaligen Vorratsgrube zusammen mit zwei Keramikgefäßen und einem Hasen beigesetzt worden.

Ein weiteres Betätigungsfeld fanden Archäologen im Baugebiet Neufahrn Nord-West II. Schon bei dessen Planung war klar, dass die bekannte Straße aus der römischen Kaiserzeit involviert sein würde. Diese ist ein Teilstück der sogenannten Isartalstraße, die von Augsburg kommend nördlich von Neufahrn verläuft. Dann schlägt sie einen Bogen Richtung Isar. Die Straße überquert den Fluss an einer bislang nicht bekannten Stelle und verläuft ab Freising südlich der Isar bis zur Mündung in die Donau.

Bei den jüngsten Ausgrabungen klärten Archäologen mit einem gezielten Schnitt den Aufbau der Straße mit den sie begleitenden typischen Gräben. Im nördlichen Teil fand sich eine gut erhaltene Spiralhülsenfibel aus dem zweiten Jahrhundert n. Chr. In der Umgebung der Römerstraße gibt es Gruben und Pfostengruben, die von einer früheren Besiedlung dieser Fläche zeugen.

Eine Hofstelle haben Archäologen in einem Baugebiet in Eching entdeckt. Ob diese zu der kleinen Siedlung gehört, deren Ausdehnung auf diesem Bild Michaela Schauer und Manuel Mietz vermessen, ist bislang nicht bekannt. (Foto: Marco Einfeldt/Archiv)

Im Umfeld einer Baustelle im südwestlichen Ortskern von Eching förderten Untersuchungen etwa 80 relevante Funde zutage. Dazu gehört ein Langhaus aus dem frühen Mittelalter mit einer Länge von gut 16,5 und einer Breite von über fünf Metern. Die Archäologen rechnen diese einer Hofstelle zu. Ungeklärt ist bis jetzt, ob sie zu einer etwa hundert Meter entfernten Siedlung gehörte oder eigenständig war. Dazu fanden die Archäologen Keramik, die sie in das elfte Jahrhundert n. Chr. datieren.

Spannend bleiben die Ausgrabungen in Moosburg. Sie bieten immer wieder tiefe Einblicke in die Stadtgeschichte. Archäologinnen und Archäologen haben seit 2022 Gruben, Pfostengruben, Brunnen und Öfen aus dem hohen und späten Mittelalter (11./12. bis 15. Jahrhundert) dokumentiert. Grabungen beförderten Hunderte Keramikfragmente, Objekte aus Eisen, Glas und Tierknochen an die Oberfläche. Auf dem Plan gab es zudem zahlreiche Überreste von Bestattungen.

2023 folgten Arbeiten zur Abdichtung des Fundaments der Filialkirche St. Johannes. Auch dort fand das Archäologenteam zahlreiche Gräber. Unter den acht geborgenen Bestattungen waren drei Kinder und ein Jugendlicher. Kleine Kleiderhaken, Perlen und Medaillons sind erhalten. Sie weisen auf eine Herkunft aus der frühen Neuzeit hin.

Die Marktgemeinde Au möchte Funde in der Sparkasse ausstellen

Seit 2021 laufen in der Marktgemeinde Au begleitende Ausgrabungen im Zuge der Sanierung und Neugestaltung der Oberen und Unteren Hauptstraße. Dabei kamen in tieferen Schichten immer wieder Überreste eines "mittelalterlichen Prügelwegs" zum Vorschein. Diese Teile wurden freigelegt und dokumentiert. Untersuchungen des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege datieren die obersten Holzlagen um das Jahr 1720. Für ältere Bereiche gibt es noch keine Angaben. In einem anderen Bereich entdeckten Archäologen Mauerreste und viel Fundmaterial. Diese stammen aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Die Marktgemeinde plant, Teile des Holzbohlenwegs zu konservieren und zusammen mit weiteren Funden in der Sparkasse auszustellen.

2023 hat das Landesamt für Denkmalpflege Analysen nach der Radiokarbonmethode (C-14-Analyse) für Gräber im Umfeld des Neufahrner Mesnerhauses in Auftrag gegeben. Einige der am tiefsten liegenden Bestattungen datieren nach Angaben des Landratsamts in das achte und neunte Jahrhundert. C-14-Analysen haben das Landesamt für Denkmalschutz und der Heimat- und Geschichtsverein Neufahrn zu den gefundenen Gräbern am Pfarrweg in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse verorten diese auf die zweite Hälfte des siebten bis in das achte Jahrhundert.

Mit Spannung werden die Ergebnisse der C-14-Analysen an den drei Münchshöfener Bestattungen aus Mauern, Wollersdorfer Feld, sowie die archäobotanischen Untersuchungen zweier Schlitzgruben erwartet. Diese sind typisch für die Steinzeit, mangels entsprechender Funde geben ihre Funktionen aber immer noch Rätsel auf.

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