Halbzeitbilanz:Eine Krise jagt die andere

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Vor drei Jahren wurde Helmut Petz im Kreistag vereidigt. Jetzt zieht Petz eine Halbzeitbilanz. (Foto: Marco Einfeldt)

Corona, Ukraine-Krieg, Geflüchtete und Energiekrise: Helmut Petz hatte in den vergangenen drei Jahren ein herausforderndes Amt als Landrat. Doch viele seiner Wahlversprechen seien erledigt oder auf den Weg gebracht, zieht er eine Halbzeitbilanz.

Von Peter Becker, Freising

Helmut Petz (FW) ist seit 31. März als Richter am Bundesverwaltungsgericht offiziell im Ruhestand. Jetzt könne er sich voll und ganz seinem Amt als Landrat des Freisinger Landkreises widmen, sagte er. Was er natürlich die vergangenen drei Jahre schon getan hat. Während einer Pressekonferenz zog er am Donnerstagvormittag eine Halbzeitbilanz seines Schaffens. Und die fiel durchaus positiv aus. "Vieles ist fertig oder auf den Weg gebracht", resümierte Petz.

Der Landrat ist mittlerweile Krisen gewohnt. Vor drei Jahren, zu seinem Amtsantritt, hatte Corona den Landkreis fest im Griff. Es folgte der Krieg in der Ukraine, in dessen Gefolge viele Geflüchtete im Landkreis ankamen. Gleichzeitig schnellten die Preise für Energie in die Höhe. Und im Hintergrund droht stets die Klimakatastrophe, die auch das Leben im Landkreis radikal verändern könnte. Doch bis zur Energiewende, die sich der Landkreis schon vor 16 Jahren auf die Fahne geschrieben hatte, ist es noch ein weiter Weg.

Das Freisinger Klinikum fährt jedes Jahr ein Defizit von mehreren Millionen Euro ein. Mit der Krankenhausreform könnte sich das zum Positiven ändern. (Foto: Marco Einfeldt)

Die konstituierende Sitzung des neu gewählten Kreistags begann gleich mit einem Paukenschlag. Petz hielt es für angeraten, den damaligen Geschäftsführer des Freisinger Klinikums "abzulösen". Im Krankenhaus "hat eine Stimmung wie in einer zerrütteten Ehe geherrscht", beschrieb Petz seinen Eindruck. Maren Kreuzer übernahm. "Ein wahrer Glücksgriff", lobte Petz. Im Klinikum herrscht wieder Aufbruchstimmung. Medizinisch und wirtschaftlich sei dieses gut aufgestellt. "Dunkle Gewitterwolken" dräuen zwar ob der angestrebten Krankenhausreform. Doch die Klinik scheint gut gerüstet, um die Einstufung als Regelversorger in der Region zu schaffen.

Eng mit dem Klinikum verknüpft ist die Wohnungsbau GmbH, deren beabsichtigte Abwicklung der Kreistag verhindert hat. Zweck ist, günstige Wohnungen für Beschäftigte des Landkreises und des Klinikums zu schaffen. Im Mai wird eine neue Geschäftsführung zu bestellen. Ziel ist es, den Bestand um etwa 200 zusätzliche Wohnungen auf bis zu 450 zu erweitern. Dafür gebe es eine Förderung bis zu 80 Prozent der Kosten, betonte Petz. Mit den günstigen Wohnungen könnte sich das Freisinger Klinikum einen Vorteil gegenüber Mitbewerber aus der Region verschaffen.

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Ein dringendes Anliegen war dem Landrat von Anfang an die Energiewende. Dabei sollen die Klimaschutzziele möglichst ohne Einbußen bei der Lebensqualität der Menschen im Landkreis geschafft werden. Dieser setzt künftig verstärkt auf große Photovoltaikanlagen und Windräder; wenn es sein muss, auch in Landschaftsschutzgebieten. "Da musste ich schon über meinen eigenen Schatten springen", gestand der Landrat. Während einer Klimakonferenz wurde im vergangenen Jahr eine Halbzeitbilanz zur Energiewende gezogen. Dieser folgt am 23. Juni eine zweite zum Thema "Landwirte und Energie".

Bis 2027 muss der Landkreis auf dem Areal der einstigen Steinkaserne gebaut haben. Sonst kann es die Stadt zurückkaufen

Was die Behörde selbst betrifft, ist der Ausbau des einstigen Stabsgebäudes der Steinkaserne zu einem zweiten Standbein des Landratsamt. Da drängt ein wenig die Zeit, denn bei dem Geschäft mit dem Landkreis hat sich die Stadt ein Wiederkaufsrecht ausbedungen. Das heißt, der Landkreis muss bis zum Jahr 2027 seinen beabsichtigten Neubau für seine Angestellten auf dem Areal fertig gestellt haben. Sonst könnte die Stadt das Gelände zum damaligen Kaufpreis zurück erwerben. Doch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hatte signalisiert, dass dies nicht beabsichtigt sei.

Gehörig ins Geld gehen die Investitionen in die Schulen des Landkreises. Die Übernahme des Hofmiller-Gymnasiums ist bereits beschlossen, der Neubau des Berufsschulzentrum an der Wippenhauser Straße steht an. Wobei der Landkreis bemüht ist, die hohen Kosten zu drücken, ohne die Attraktivität des Gebäudes zu mindern.

Positive Signale gibt es aus der Staatskanzlei für die Verlängerung der U 6 und den Radschnellweg nach Garching

Zuversichtlich ist Petz, dass er weitere Wahlversprechen einlösen kann. Für den U-Bahn-Lückenschluss zwischen dem Garchinger Forschungsgelände und der S-Bahn-Linie 1 habe er nach anfänglichen Absagen zuletzt "positive Signale aus der Staatskanzlei" erhalten. Gleiches gilt für den Fahrradschnellweg zwischen Freising und Garching, den der Landkreis in Sonderbaulast bauen will. Und nicht zu vergessen: Auf Initiative von Kreisrat Benno Zierer (FW) wird die Belastung mit Ultrafeinstaub-Partikeln in der Flughafenregion gemessen. Petz ist überzeugt, dass die Europäische Union nun Grenzwerte festlegen werde.

Im Laufe der Amtszeit von Petz könnte wohl die bisherige Altersgrenze für Landräte in Bayern fallen. Ob der Landrat da nicht über eine zweite Amtszeit nachdenkt? Angesichts der vielen laufenden, interessanten Projekte sei dies verlockend, sagte Petz. Doch die Frage stelle sich erst in zwei Jahren. Und schließlich gebe es auch ein Leben nach dem Beruf und dem Amt des Landrats.

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