Lärmschutz an der A 9:Auch Allershausen hätte es gerne leiser

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Paunzhausen und Schweitenkirchen haben gekämpft, und können auf Lärmschutz hoffen. Nun klinkt sich auch Allershausen ein - und fordert gleiches Recht für alle.

S. Dannoura

Der Bürgermeister der Autobahn-Gemeinde Allershausen, Rupert Popp, dringt auf Gleichbehandlung für die Anrainer der A 9. Die Nachbarkommunen Paunzhausen und Schweitenkirchen können auf Lärmschutz hoffen, wenn die Standspur zwischen dem Autobahnkreuz Neufahrn und dem Dreieck Holledau freigegeben wird. Dafür haben sich unter anderem die CSU-Abgeordneten Franz Obermeier und Florian Herrmann stark gemacht. Nun will auch Allershausen von den in Aussicht gestellten Lärmschutzwänden profitieren. Popp mahnt in einem Schreiben an die Autobahndirektion Südbayern den "Gleichheitsgrundsatz" an.

Stau auf A 9: Der Verkehr auf der am stärksten frequentierten Nord-Süd-Achse Europas macht den Allershausenern schwer zu schaffen. (Foto: ag.ddp)

Die A 9 ist mit einem Verkehrsaufkommen von knapp 100.000 Fahrzeugen täglich die am stärksten frequentierte Nord-Südachse Europas. Ein von der Autobahndirektion in Auftrag gegebenes Gutachten geht im Jahr 2020 von einer Belastung von ungefähr 119.000 Kraftfahrzeugen aus - der Verkehr würde also um etwa 22 Prozent zunehmen. Verschärft haben sich die Stauungen zwischen dem Kreuz Neufahrn und der Holledau, seit dem der südliche Abschnitt der A 9 auf acht Streifen ausgebaut wurde. Deshalb soll, als Sofortmaßnahme, der Seitenstreifen temporär zum Befahren frei gegeben werden: das Stück zwischen dem Kreuz Neufahrn und Allershausen bereits Ende dieses Jahres, der Abschnitt bis zum Dreieck Holledau soll voraussichtlich 2011 folgen.

Die Gemeinden Paunzhausen und Schweitenkirchen engagieren sich bereits seit Jahren für Lärmschutz. Neuen Schwung erhielten diese Bemühungen durch die angekündigte Freigabe der Standspur: Ein Arbeitskreis bildete sich, die Bürgermeister Hans Daniel (Paunzhausen) und Albert Vogler (Schweitenkirchen) organisierten Mitte März eine Veranstaltung mit Freisinger Abgeordneten, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen. Und tatsächlich: Die Kulisse mit mehr als 300 verärgerten Bürgern machte bei den Behörden Eindruck.

Bislang stand die Autobahndirektion auf dem Standpunkt, eine Freigabe des Standstreifens, dessen Unterbau lediglich zum Befahren für Lastwagen tragfähig gemacht werde, sei kein Vollausbau auf acht Fahrstreifen - zusätzliche Schutzmaßnahmen folglich nicht erforderlich. Politiker im Landtag konnten bei einer Besprechung jedoch einen überraschenden Kompromiss aushandeln: Wenn die Gemeinden die notwendigen Grundstücke für Lärmschutzwände erwerben, werden diese von der Baubehörde im Vorgriff auf einen späteren Ausbau auf acht Fahrspuren errichtet ; sobald eine achtstreifige Erweiterung der A 9 auf in Angriff genommen wird, kauft der Bund den Gemeinden diesen Grund ab.

Bis dieser Durchbruch erzielt wurde, der noch vom Bundesverkehrsministerium abgesegnet werden muss, fungierte Allershausen als Beobachter. Im Planfeststellungsverfahren für die Freigabe des Seitenstreifens hatte der Gemeinderat keine Einwände erhoben. Und auch als die Nachbarn in Paunzhausen mit einer Klage gegen die Pläne der Autobahndirektion drohten und sich eine Initiative gründete, schwang man sich im Rathaus lediglich zu einer Anfrage an die Autobahndirektion auf. "Uns sagte man: Spart euch ein Schreiben, denn die Freigabe des Standstreifens ist keine neue Baumaßnahme und deshalb gibt es auch keinen Anspruch auf Lärmschutz", erklärt Rupert Popp, warum er sich so spät in den Kampf seiner Bürgermeisterkollegen einklinkt. Die haben für Allershausen die politische Vorarbeit geleistet.

Popp verlangt nun, dass Lärmschutzmaßnahmen auch in seinem Gemeindegebiet "untersucht und gegebenenfalls errichtet werden". Schließlich sei die Gemeinde nicht nur durch täglich mehr als 15.000 Fahrzeuge durch den Ort belastet, sondern auch "enorm" durch die Autobahn-Magistrale München-Berlin: Wegen der zur Zeit täglichen Staus würde der Verkehr auf die A 9 in Allershausen ein- und ausgeleitet, worunter besonders die Orte Leonhardsbuch und Aiterbach in erheblichem Maße zu leiden hätten. Popp weiter: Die Lärmentwicklung für die Bürger sei "kaum noch zu ertragen". Deshalb solle geprüft werden, ob der Wall im Süden von Leonhardsbuch nicht verlängert und für die Ortschaften Eggenberg, Unterkienberg und Aiterbach ein Lärmschutz eingerichtet werden könne.

Persönliche Aussagen decken auf, weshalb Popp bislang ein wenig halbherzig für Lärmschutz gekämpft hat. Denn er hegt Zweifel, ob der Bund Geld für solche kostspieligen Maßnahmen bereitstellen wird. Außerdem räumt der Rathauschef ein: "Es wird ein lärmmindernder Asphalt auf die Fahrbahnen aufgebracht, nach den Berechnungen müsste es für die Anwohner sogar leiser werden." Wenn sich der Verkehr auf acht Spuren verteile, erhoffe er sich persönlich davon weniger Staus und Ableitungen auf die Umgehungsrouten der A 9.

© SZ vom 29.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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