Konsumverhalten:"Der Verbraucher kann die Welt verändern"

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Das Thema Nachhaltigkeit beim Bauen ist Sabine Schweighöfer (l.) sehr wichtig, am Uferlos-Festival berät sie regelmäßig Besucher. (Foto: Marco Einfeldt)

Sabine Schweighöfer ist seit sieben Jahren im Nachhaltigkeitszelt auf dem Freisinger "Uferlos"-Festival engagiert. Sie will die Menschen überzeugen, bewusst einzukaufen

Interview Von Lea Förster

Freising - Das Uferlos hat 2018 sein zehntes Jubiläum gefeiert. Fast genauso lang ist Sabine Schweighöfer als Mitwirkende im Nachhaltigkeitszelt vertreten. Zum siebten Mal war sie mit ihren Kollegen aus einem Lerchenfelder Naturbaustoffhandel dabei, um die Besucher an natürliche Materialien heranzuführen und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu stärken.

SZ: Haben Sie das Gefühl, dass sich das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Gesellschaft verstärkt hat?

Sabine Schweighöfer: Was sich verbessert hat, ist mit Sicherheit, dass wir leichter gefunden werden. Es wäre vermessen zu sagen, wir erreichen 100 Prozent der Bevölkerung. Aber wir sind froh, wenn die Leute, die dafür sensibel sind, aufmerksam werden. Nur so kann das Ganze wachsen.

Und das Thema Nachhaltigkeit an sich - ist das präsenter in den Köpfen?

Verbal hat es sich verbreitet. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass es überall mit Substanz gefüllt ist. Was heute nicht alles "nachhaltig" ist . . .

Das Motto vom Uferlos lautet "Nachhaltig, fair und glücklich leben". Darf sich das Festival als nachhaltig bezeichnen?

Auf alle Fälle. Das Motto kam mit der Entstehung des Nachhaltigkeitszeltes 2012. Natürlich gibt es immer etwas, was man besser machen kann, aber da gibt es jedes Jahr Schritte in die richtige Richtung. Das Nachhaltigkeitszelt wird unterstützt, wird größer. Den Vorträgen zum Thema wird seit Jahren Raum gegeben. Dieses Jahr stand unter dem Motto Müllvermeidung. Mit dem Nachhaltigkeitsquiz wird versucht, Bewusstsein zu schaffen. Auch auf dem Festivalgelände sonst hat sich was getan. Etwa mit dem Geschirr: Es gibt diese wieder auffüllbaren Becher. Das Thema Nachhaltigkeit wird nicht als Deckmäntelchen genommen. Die Veranstalter stehen als Menschen dahinter, die haben persönliches Interesse daran, das ist das Schöne.

Was ist Ihre Motivation, sich für das Thema Nachhaltigkeit einzusetzen?

Meine Kollegin und ich sind auch Schreinerinnen, und auch unser Kollege war in einer Schreinerei beschäftigt, von dem her haben wir einen sehr starken Bezug zum Werkstoff. Über unseren Laden sind wir in den Kontakt mit natürlichen Materialien und Oberflächen gekommen. Uns ist eine Wertigkeit des Materials einfach sehr wichtig. Und das verschwindet in unserer Kunststoffwelt immer mehr. 2012 konnten wir einen Container der Wanderausstellung Bau-Natour zum Uferlos holen, der nachhaltiges Bauen präsentiert hat. Und so sind wir in engeren Kontakt mit den anderen Firmen gekommen. Daraus ist dann immer mehr geworden.

Was ist die Hauptbotschaft, die Sie im Nachhaltigkeitszelt vermitteln wollen?

Letztendlich einfach andere Werte. Wir wollen die Leute wieder in Verbindung bringen - also das Bewusstsein einzuschalten beim Einkaufen. Die größte Macht letztlich ist einfach der Verbraucher. Der Verbraucher kann die Welt verändern.

Wer kommt in das Nachhaltigkeitszelt?

Ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass es immer mehr werden. Viele laufen interessehalber durch, die vielleicht einfach noch nicht über diese Themen nachdenken. Das Konzept in dem eigenen Gemeinschaftszelt gab es heuer erst zum zweiten Mal. Und da muss man sagen, dass es besser angenommen wurde, viel mehr Leute gekommen sind und sich dort auch aufgehalten und Gespräche mit den Ausstellern geführt haben. Seit 2017 ist Greenpeace Moosburg dabei, eine Gruppe, die sehr engagiert auf die Leute zugeht. Treffpunkt Ehrenamt ist jetzt im Zelt integriert. Auch die Klimabeauftragte der Stadt hat einen Stand organisiert. Also, das ist toll.

Bereitet es Ihnen viel Arbeit, das Festival vorzubereiten?

Ja, aber es ist im Laufe der Jahre weniger geworden, weil es sich doch ein bisschen einspielt und die Aufgaben auf mehr Leute verteilt sind. Vom Veranstalter und dem Team wird gigantisch viel Arbeit geleistet. Nur der Aufbau ist schon phänomenal. Der Platz ist einfach eine leere Fläche und 14 Tage später steht eine ganze "Stadt". Ich bin jedes Jahr wieder fasziniert.

Was bewegt Sie dazu, seit mittlerweile sieben Jahren beim Uferlos dabei zu sein?

Es ist eine tolle Stimmung auf dem Festivalgelände. Eine Messe für nachhaltige Produkte gibt es in Freising sonst gar nicht, von dem her ist es für uns gut, uns zu präsentieren. Das Uferlos ist einfach ehrlich. Deshalb hoffen wir auch, dass der Nachhaltigkeitsbereich mit ernst zu nehmenden Partnern weiter wächst.

Was ist Ihre Bilanz zum Uferlos 2018?

Das Nachhaltigkeitszelt hat durch die Integration der Sparkassen-Kleinkunstbühne auf alle Fälle gewonnen und ist für die Besucher noch attraktiver geworden. Mich freut, dass das Uferlos mit der Freisinger Gruppe von Foodsharing zusammenarbeitet. Von der Gruppe wurden jeden Tag etwa 50 Kilo Lebensmittel eingesammelt, verteilt und so vor dem Wegwerfen bewahrt. An die Gastronomen wurde der Hinweis ausgegeben, dass kein Plastikgeschirr ausgegeben werden soll und daran hielten sie sich. Strohhalme wurden nur noch auf Nachfrage ausgegeben. Der Abfall blieb trotz steigender Besucherzahlen konstant, also konnte die Menge reduziert werden. Es hat sich viel getan.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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