Kommunalwahl in Moosburg:Acht Bewerber für den Chefsessel

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Außer der neuen Gruppe Fresh schickt jede Moosburger Partei einen Bürgermeisterkandidaten in die Wahl am 15. März

Georg Hadersdorfer (CSU)

Georg Hadersdorfer, CSU. (Foto: Marco Einfeldt)

Der 58-Jährige bezeichnet sich als "Moosburger durch und durch" und will als Nachfolger seiner Parteikollegin Anita Meinelt nun mindestens die kommenden sechs Jahre lang die Geschicke seiner Geburtsstadt leiten. Als Betriebsleiter der Heinz-Tochterfirma GEO trägt er Verantwortung für rund 30 Mitarbeiter. Hadersdorfer, den viele Moosburger unter seinem Spitznamen "Hadschi" kennen, ist verheiratet, hat eine Tochter und eine Enkelin. Er war früher als Eishockeyspieler und Trainer beim EV Moosburger aktiv und ist heute unter anderem als Fußballtennisspieler, Übungsleiter und Zweiter Vorsitzender des RGSV Moosburg immer noch dem Sport sehr verbunden. Hadersdorfer sitzt seit 1999 im Stadtrat, zunächst für die Freien Wähler und jetzt für die CSU. Seit 2002 bekleidet er das Amt des Sportreferenten.

Josef Dollinger (FW)

Bereits zum dritten Mal bewirbt sich Josef Dollinger, 60, in diesem Jahr um den Chefposten im Moosburger Rathaus. Dollinger, verheiratet und Vater einer Tochter, sitzt seit 2002 im Stadtrat und seit 2008 im Kreistag. Er ist Heilpraktiker sowie Betreiber der Rosenhof-Lichtspiele. Inzwischen hat er die Leitung des Kinos samt Gastronomie an seine Tochter übergeben. Dollinger ist Mitglied zahlreicher Vereine, ein passionierter Handwerker und Spezialist für Bauprojekte aller Art. Derzeit ist er Zweiter Bürgermeister, FW-Fraktionsvorsitzender sowie Bau- und Liegenschaftsreferent des Stadtrats. Das Vizebürgermeisteramt hätte 2014 zunächst sein damaliger Fraktionskollege, Georg Hadersdorfer übernehmen sollen, der später zur CSU wechselte. Doch Dollinger meldete dann selbst sein Interesse an und wurde schließlich gewählt.

Michael Stanglmaier (Grüne)

Der promovierte Biochemiker Stanglmaier - 56 Jahre alt, in Freising geboren, seit mehr als 50 Jahren in Moosburg zu Hause, derzeit Dritter Bürgermeister und seit vielen Jahren Stadt- und Kreisrat - ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Er arbeitet derzeit für eine Nicht-Regierungsorganisation und war zuvor unter anderem in der Krebsforschung tätig. Stanglmaier ist seit 2002 Energie- und Umweltreferent des Stadtrats, Experte im Bereich Fahrradverkehr und Stellvertretender Vorsitzender des ADFC Bayern. Man könnte sagen, er ist eine Art Moosburger Umweltminister. Von Mai an würde er nun gerne als Erster Bürgermeister Verantwortung fürs Große und Ganze übernehmen, "ein Klima der Wertschätzung und Offenheit schaffen und alle gesellschaftlichen Gruppen in die weitere Entwicklung einbinden".

Gunnar Marcus (SPD)

Gunnar Marcus, SPD. (Foto: Marco Einfeldt)

In Witten bei Dortmund geboren, ist Gunnar Marcus, Jahrgang 1974, ein Kind des Ruhrgebiets. Nach der Lehre als Brauer und Mälzer kam er zum Studieren nach Weihenstephan. Inzwischen arbeitet er als Abteilungsleiter für IT bei einem Freisinger Unternehmen. Durch seine aus Moosburg stammende Frau, mit der er zwei Söhne im Alter von sieben und dreieinhalb Jahren hat, zog Marcus Ende 2010 schließlich in die Dreirosenstadt. In Marcus hat die örtliche SPD, die früher Jahrzehnte lang die Geschicke im Rathaus bestimmt hat, erstmals seit 18 Jahren wieder einen Bürgermeisterkandidaten. Als Zugezogener ist Marcus nicht so stark in der Stadt verwurzelt wie mancher Konkurrent und verfügt zudem über weniger politische Erfahrung. Das will er mit neuen Ideen für Moosburgs Zukunft wettmachen.

Jörg Kästl (ÖDP)

Jörg Kästl, ÖDP. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Name der Homepage ist Programm: Die Moosburger ÖDP ist im Internet unter der Adresse auf-ins-rathaus.de zu finden - zum zweiten Mal geht sie dieses Ziel mit Jörg Kästl als Bürgermeisterkandidat an. Der 49-jährige Krankenkassenfachwirt ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Der frühere Kreisrat scheiterte zwar 2014 wie seine Mitbewerber bei der Bürgermeisterwahl an Amtsinhaberin Anita Meinelt (CSU), zog aber gleich im ersten Versuch in den Moosburger Stadtrat ein. In den vergangenen sechs Jahren machte er sich als überzeugter Zugfahrer nicht nur durch den regelmäßigen Hinweis der Bürgermeisterin in den Stadtratssitzungen ("Der Herr Kästl kommt später") einen Namen, sondern setzte sich als Finanzreferent auch stets für eine solide und seriöse Haushaltspolitik ein.

Stefan John (Linke)

Stefan John, Die Linke. (Foto: Marco Einfeldt)

Der erst 24-jährige Stefan John ist einer von fünf amtierenden Stadträten, die um das Amt des Moosburger Bürgermeisters konkurrieren. John rückte im Dezember 2017, damals erst 22 Jahre alt, für den erkrankten und vor knapp zwei Jahren verstorbenen Johann Zitzlsberger nach. Der Linken-Politiker arbeitete sich gewissenhaft in sein neues Amt ein und fiel zunehmend mit Wortbeiträgen und Anträgen auf. So beantragte er etwa das Feuerwerksverbot in der Moosburger Innenstadt oder kostenloses Wlan in der Stadtbücherei. John, ledig und Student an der TU München, tritt vor allem "eine soziale und gerechte Stadt" ein und versteht sich als Stimme der Schwachen. Der 24-Jährige ist einer von zwei Mittzwanzigern unter den acht Bürgermeisterkandidaten und der jüngste Bewerber von allen.

Philipp Fincke (FDP)

Sein Interesse für die Kommunalpolitik entdeckte Philipp Fincke in einer Jugend-Diskussionsgruppe, deren Mitglieder sich heute für unterschiedliche Parteien um ein Amt bewerben. Verena Kuch (Grüne) und Lena Zehetbauer (SPD) kandidieren für den Moosburger Stadtrat, Benedikt Flexeder (CSU) will in Haag Bürgermeister werden. Fincke, Gründungsmitglied des sozialen Tante-Emma-Vereins, entschied sich für die Freien Demokraten. Er stehe zu 100 Prozent hinter der "Ideologie des Liberalismus", sagt Fincke, der das Freisinger Camerloher-Gymnasium besucht hat und heute ausgebildeter Bankfachwirt ist. Der 26-Jährige, der für die FDP bereits 2018 für den Bezirkstag kandidiert hat, ist verheiratet und wohnt im Ortsteil Aich, dessen Eishockeyverein er sich als "Fan" verbunden fühlt.

Gerhard-Michael Welter (AfD)

Gerhard-Michael Welter, AfD. (Foto: Marco Einfeldt)

Der AfD-Kandidat ist wohl der einzige Bewerber, der schon deutschlandweit für mediale Aufmerksamkeit gesorgt hat. Das war 2015, als er noch als Kassier der Moosburger CSU sich auf Facebook als NAZI im Sinne von "Nicht An Zuwanderung Interessiert" bezeichnete. Der heute 52-jährige, verheiratete Maschinenbau-Vertriebstechniker, Vater zweier erwachsener Kinder, trat schließlich aus der CSU aus. Später schloss Welter, der in Schorsten, Siebenbürgen, aufgewachsen ist, sich der AfD an. Seine Facebookposts sind bis heute umstritten. Doch der Vorwurf, "ich würde Hass und Hetze im Netz verbreiten, entspricht schlichtweg nicht der Wahrheit", so Welter. Als Bürgermeister wolle er die Menschen dazu bringen, "an einem Strang zu ziehen, miteinander und nicht gegen- oder übereinander zu sprechen".

© SZ vom 17.02.2020 / axka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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