Kommunalwahl in Allershausen:Ein Neuer wird's auf jeden Fall

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Bürgermeister Rupert Popp (Parteifreie Wähler) tritt nach 24 Jahren nicht mehr an. Drei Kandidaten bewerben sich um seine Nachfolge

Von Petra Schnirch, Allershausen

In Allershausen wird es nach der Kommunalwahl in jedem Fall einen neuen Bürgermeister geben. Amtsinhaber Rupert Popp (Parteifreie Wähler) tritt nach 24 Jahren nicht mehr an. Schon bei seiner Wiederwahl vor sechs Jahren hatte er keinen Hehl daraus gemacht, dass er 2020 aufhören werde. Drei Kandidaten bewerben sich um seine Nachfolge: Martin Vaas (PFW), Marcus Klose (CSU) und Thorsten Klenke (SPD).

Die Kandidatenkür blieb bis zum Schluss spannend. Dass Zweiter Bürgermeister Martin Vaas auf den Chefsessel strebt, gilt seit längerem als offenes Geheimnis. Viele aber tippten darauf, dass sein Mitbewerber Manuel Mück heißen würde. Der CSU-Ortsvorsitzende fuhr 2014 ein respektables Ergebnis gegen Popp ein. Im Sommer 2019 bekundete Mück sein Interesse auch öffentlich. Doch kurz darauf kam den Christsozialen in Allershausen ihr Bewerber abhanden, denn die Kreis-CSU warb ihn als Landratskandidat ab. Die Suche nach einem anderen Interessenten erwies sich als nicht ganz einfach. Erst am letzten Abend vor Ende der Frist kürte der Ortsverband Marcus Klose zum Bürgermeisterkandidaten. Und diesmal gibt es mit Thorsten Klenke, SPD, sogar noch einen Dritten im Bunde.

Drei Bewerber würden nach der Kommunalwahl gerne ins Allershausener Rathaus einziehen. Der amtierende Bürgermeister Rupert Popp kandidiert nicht mehr. (Foto: Marco Einfeldt)

Der neu gewählte Rathauschef und die Gemeinderäte übernehmen eine gut aufgestellte Kommune, die sich in den vergangenen Jahren erfolgreich einer Schönheitskur unterzogen hat. Die neue Ortsmitte mit dem neu gestalteten Volksfestplatz und den Glonnterrassen haben das Gesicht der Gemeinde verändert, es gibt im Zentrum nun einen echten Treffpunkt. Auch ein Neubaugebiet mit vergünstigten Grundstücken für Einheimische haben die Allershausener auf den Weg gebracht. Trotz hoher Investitionen ist die fast 6000 Einwohner zählende Gemeinde seit Jahren schuldenfrei.

Martin Vaas

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(Foto: Andreas Gebert)

Als Zweiter Bürgermeister ist Martin Vaas, 56, schon jetzt oft im Allershausener Rathaus. Er habe dabei gute Einblicke in aktuelle Projekte bekommen, sagt er. Anfang Mai würde er seinen Arbeitsplatz gerne ganz dorthin verlegen - als neuer Bürgermeister. Seit zwölf Jahren engagiert sich Vaas für die Parteifreien Wähler im Gemeinderat, seit 2014 ist er auch Stellvertreter von Bürgermeister Rupert Popp. Die Gemeinderatssitzungen, die er bisher leitete, zog er fast noch straffer durch als Popp. Beruflich ist Vaas derzeit als Meister für Wasserversorgungstechnik für den Wasserzweckverband Freising-Süd tätig, seit 20 Jahren in leitender Funktion, auch dort müsse er große Projekte steuern, sagt Vaas. In der Gemeinde leitet er die Arbeitskreise Kinderbetreuung sowie Verkehr und Gewerbe und ist Mitglied in den AKs Neue Ortsmitte und Kultur. Sollte er Bürgermeister werden, möchte er laufende Projekte schnell umsetzen, wie den Neubau eines Kindergartens im Baugebiet Eggenberger Feld-Süd, möglichst mit Wohnungen für Angestellte, um einen Standortvorteil zu haben. Auch beim Thema Verkehr lasse sich einiges schnell verwirklichen, sagt Vaas, wie zum Beispiel eCarsharing-Stationen.

Marcus Klose

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(Foto: Marco Einfeldt)

Spät hat Marcus Klose, 52, seinen Hut in den Ring geworfen. Er stand zunächst nur auf der CSU-Liste der Gemeinderatskandidaten, auf Platz zwölf. In der Weihnachtspause entschloss er sich nach Gesprächen mit dem Ortsvorsitzenden Manuel Mück, auch für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Klose hat sich mit einem Betrieb im Bereich der Prozessautomation selbständig gemacht. Herausforderungen sei er deshalb durchaus gewohnt, sagt er. Auch als Unternehmer müsse man sich ständig neuen Bedingungen stellen. Klose ist in Allershausen gut vernetzt und arbeitet seit vielen Jahren in den Arbeitskreisen Jugend sowie Gewerbe und Verkehr mit. Ersteren leitet er, obwohl er bisher nicht dem Gemeinderat angehört. Die Jugend liege ihm besonders am Herzen, sagt Klose. Im CSU-Ortsverband ist er Schriftführer. Dort schätzt man ihn als akribischen Arbeiter. Erstes Projekt, das er angehen würde, sollte er Bürgermeister werden, ist die Überarbeitung des Flächennutzungsplans. Das Dringlichste sei, Gewerbeflächen für lokale Betriebe auszuweisen, die Platz zum Expandieren brauchen, sagt Klose. "Mit Nachdruck" will er sich zudem dafür einsetzen, dass die Umgehung endlich gebaut wird.

Thorsten Klenke

Es sei an der Zeit, "Flagge zu zeigen", sagt Thorsten Klenke, 55 (Foto: privat). Deshalb schickt auch die SPD diesmal einen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen. Klenke steht auch auf Platz fünf der Gemeinderatsliste seiner Partei, die auf mehr als die bisherigen zwei Sitze hofft. SPD-Mitglied ist Klenke seit eineinhalb Jahren. Anders als seine beiden Konkurrenten ist Klenke nicht in Allershausen aufgewachsen, er stammt aus Lüneburg, hat in der Gemeinde aber eine zweite Heimat gefunden, wie er betont. Seit 14 Jahren lebt er hier. Thorsten Klenke arbeitet als Produktmanager bei einem Autozulieferer für Elektrokomponenten in Ingolstadt. In seiner Freizeit ist er Dozent an der Volkshochschule für Indoor-Cycling. Regelmäßig Sport zu treiben, sei ihm sehr wichtig, erzählt er. Einmal im Jahr organisiert und leitet er einen Indoor-Benefiz-Marathon für Allershausener Vereine, die im sozialen Bereich tätig sind. Sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, will Klenke als Erstes das Thema Barrierefreiheit anpacken, um Menschen mit Handicap den Alltag zu erleichtern. Außerdem will er möglichst schnell Hotspots einrichten, die es allen Allershausener ermöglichen, ins Internet zu gehen.

Spannend wird sein, ob die Parteifreien Wähler ihre Mehrheit im Gemeinderat behalten können. Sie haben derzeit elf der 20 Sitze inne, die CSU verfügt über sieben, die SPD über zwei. Die beiden großen Fraktionen verlieren einige ihrer Zugpferde, die bisher viele Stimmen gebracht haben. Bei den Parteifreien treten Rupert Popp, der auch die Liste anführte, Richard Dinkel, Ursula Kopp, Nina Huber, Sebastian Huber und Christian Gührs nicht mehr an, bei der CSU Josef Schuhbauer, der es auf 42 Jahre im Gemeinderat bringt, und Helmut Zwingler.

Zwar gibt es in dem Gremium ab und zu Reibereien. Bürgermeister Popp ist jedoch stolz darauf, dass hinter größeren Projekten wie der Ortsmitte meist der gesamte Gemeinderat steht. Dies dürfte auch daran liegen, dass bei wichtigen Themen bereits in Arbeitskreisen, denen nicht nur Gemeinderatsmitglieder angehören, ausgiebig diskutiert und nach Lösungen gesucht wird - eine Allershausener Besonderheit. Allerdings würde die CSU die absolute Mehrheit der Parteifreien schon gerne durchbrechen.

Eines der großen Themen, das in den kommenden Jahren ansteht, ist die Verkehrsbelastung. Es dürfte jedoch schwierig sein, Lösungen zu finden, die tatsächlich Verbesserungen bringen. Wenn die Freisinger Westtangente 2021 fertig wird, dürfte die Zahl der Fahrzeuge, die von der Autobahn Richtung Freising und Flughafen durch Allershausen unterwegs sind, noch einmal deutlich steigen. Die Verwirklichung einer Umfahrung aber ist in weiter Ferne. Wichtiges Projekt für die nächsten Jahre ist für Vaas trotz der schwierigen Grundstücksfrage darüber hinaus der dritte Bauabschnitt für die neue Ortsmitte mit Aussichtsterrasse an der Glonn. Außerdem schwebt ihm eine Ehrenamtskarte für Allershausen vor, die ermäßigte Eintritte etwa bei Kulturveranstaltungen gewährt. Ein Augenmerk der CSU gilt neben dem fließenden Verkehr der Parkplatzsituation. Ein Ansatz, um das Problem in den Griff zu bekommen, könnte laut Klose eine Tiefgaragenpflicht für größere Neubauten sein. Für ihn ist zudem der Flächennutzungsplan ein "ganz großes Thema", um auszuloten, wo gebaut werden kann.

Ein SPD-Anliegen ist, in Allershausen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Klenke fordert zudem, die Nutzung erneuerbarer Energien in den nächsten sechs Jahren auf Gemeindeebene voranzutreiben, um zur Energiewende beizutragen. Fernziel sei eine CO₂-neutrale Gemeinde.

© SZ vom 12.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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