Kommunalpolitik in Freising:Die Jugend meldet sich zu Wort

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Die vom Freisinger Jugendstadtrat initiierte Eisdisco erfreut sich großer Beliebtheit, jetzt soll auch die Lightshow verbessert werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Immer mehr Kommunen binden junge Leute in Arbeitskreisen oder bei gesonderten Versammlungen freiwillig ein. Dem Moosburger Jugendparlament genügt das nicht, es fordert eine flächendeckende Mitwirkung.

Von Alexandra Vettori und Paulina Gastl, Freising

Nicht mehr lange, dann werden bayernweit wieder Gemeinde- und Stadträte gewählt, die Angst vor einer niedrigen Wahlbeteiligung geht schon um. Dabei gibt es durchaus Bemühungen, der grassierenden Demokratiemüdigkeit entgegen zu wirken. Eine davon ist die Einbindung von Kindern und Jugendlichen in die Politik. Immer öfter gibt es Jungbürgerversammlungen, Jugendgemeinderäte und Jugendarbeitskreise.

Das älteste Jugendparlament im Landkreis ist das Moosburger, das 1995 erstmals gewählt wurde. Seit 17 Jahren gibt es auch eine Jugendvertretung auf Kreisebene. Auf einen Antrag der SPD-Fraktion hin wurde 2002 der Jugendkreistag eingerichtet. Das Gremium setzt sich aus Leuten im Alter von zwölf bis 20 Jahren zusammen und tagt zweimal im Jahr. Die Mitglieder stellen die rund 30 weiterführenden Schulen im Landkreis, es bleibt ihnen überlassen, wie sie ihre Vertreter rekrutieren. Dass auch Auszubildende vertreten sind, dafür sorgt die Freisinger Berufsschule. Man habe damals über landkreisweite Wahlen nachgedacht, berichtet Kreisjugendpfleger Wolfgang Kopf, der schon bei der Konzeptfindung dabei war, allerdings wäre der Aufwand für zwei jährliche Versammlungen sehr hoch gewesen.

Anträge im Kreistag stellen

Auch über ein Budget verfügt der Jugendkreistag, mit 2500 Euro im Jahr fällt es allerdings eher bescheiden aus. Das Geld, erklärt Kopf, sei eher als Anschubfinanzierung für neue örtliche Jugendinitiativen gedacht. Ansonsten habe der Jugendkreistag Antragsrecht im Kreistag. "Finden die Anträge eine Mehrheit, können natürlich größere Geldmengen bewegt werden", so Kopf. Die bekannteste Aktion bisher ist die Einführung des Jugendkulturpreises. Generell aber, da ist Kopf ganz offen, sei die Landkreisebene nicht ideal für eine Jugendvertretung. Das liege an den Aufgaben des Kreises, die mit Straßenbau, Müllverwaltung und der Sachaufwandsträgerschaft für weiterführende Schulen die Lebenswirklichkeit junger Menschen nicht sehr tangieren. Jugendvertretungen gehörten eher auf die kommunale Ebene, sagt Kopf, "weil die Kommunen viele Zuständigkeiten haben, die für Jugendliche interessant sind: Bolzplätze, Jugendtreffs, Radwege etwa.

Engagierte Jugend
:"Die Politiker hören uns zu"

Die 15-jährige Marina Schorgg hat Spaß daran, im Jugendparlament Moosburg Projekte zu planen und umzusetzen.

Interview von Paulina Gastl

In der Tat laden immer mehr Städte und Gemeinden auch im Landkreis ihre jungen Bewohner ein, Ideen zu äußern. In Freising wurde im März 2015 ein Jugendstadtrat eingerichtet. Dieser hat Graffiti-Kunst an den Wänden der bislang sehr unwirtlichen Unterführung am ehemaligen Bahnposten 15 initiiert, er veranstaltet Handykurse für Senioren und Partys im Eisstadion, für die nun sogar eine stimmungsvolle Beleuchtung angeschafft wird.

Jugendliche finden immer mehr Gehör

In Eching gibt es seit mehreren Jahren einen Jugendrat, der eng mit dem Jugendzentrum zusammenhängt und Anträge im Namen der Echinger Jugend an die Gemeinde stellt. Um mehr Breitenwirkung zu erreichen, lud die Gemeinde Ende November zu einer Jugendversammlung ein, zu der immerhin rund 30 Interessierte kamen. Auch Neufahrn fühlt seiner Jugend bei jährlichen Jugendversammlungen auf den Zahn. Dazu legen immer mehr kleine Gemeinden Wert auf die Meinungen ihrer Jungbürger und Jungbürgerinnen. Lena Landenberger vom Kreisjugendring Freising ist für die Jugendarbeit der Gemeinden in Attenkirchen und Mauern zuständig. "Dort veranstalten die Gemeinden jährlich ein Treffen für alle Jugendlichen, wo diese gefragt werden, was sie sich wünschen, was ihnen in ihrer Gemeinde gefällt und was nicht", sagt sie. Auch Haag und Marzling bieten Jugendversammlungen in unregelmäßigen Abständen.

Flächendeckend aber gibt es diese Mitwirkungsmöglichkeit noch nicht, was das Moosburger Jugendparlament kürzlich monierte. Die streitbaren Jungparlamentarier stellten einen Antrag an die Staatsregierung auf flächendeckende Einführung kommunaler Jugendgremien.

Auch Kreisjugendpfleger Kopf ist überzeugt: "Die Gemeinden sind gut beraten, wenn sie frühzeitig Kinder und Jugendliche in Planungen einbinden". Untersuchungen des Bayerischen Kreisjugendrings gingen davon aus, dass Jugendliche, die sich in ihrer Heimatgemeinde wohl fühlen, nach der Ausbildung eher zurückkehren.

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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