Kommentar:Trotz - oder Mutlosigkeit

Dass der sich Stadtrat in Sachen Fußgängerzone nicht zur einer Entscheidung durchringen konnte, ist unverständlich.

Kommentar von Kerstin Vogel, Freising

Dass ein Antrag der Linken bis in die Reihen von Freien Wählern und CSU hinein ausdrücklich Beifall findet, das dürfte in der Geschichte des Stadtrats beispiellos sein. Dass es - wie jetzt am Donnerstag - für die Forderung nach der Einführung einer Fußgängerzone in der Freisinger Innenstadt gar Gratulationen vom politischen Gegner gibt, ist ganz sicher nie dagewesen. Offenbar hat sich nach gut 60 Jahren der Auseinandersetzung um dieses Thema doch bis in die Domstadt durchgesprochen, dass eine Fußgängerzone keine Erfindung des Teufels ist - auch wenn der Blick in zahlreiche autofreie Innenstädte in Deutschland diese Vermutung schon lang nahegelegt hätte.

Nun endlich also können sich fast alle die Fußgängerzone auch in Freising vorstellen - vielleicht, weil sie inzwischen im realen Leben gesehen haben, dass die vor Jahren beschlossene Begegnungszone einfach nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, jedenfalls nicht, wenn man unberechtigte Autofahrer wirklich ein für alle mal aus der Altstadt verbannen will.

Warum man nun mit der Entscheidung allerdings noch einmal zwei Jahre warten muss, erschließt sich nur mühsam. Das Argument, dass der Umbau ja noch nicht abgeschlossen sei, zieht am Ende doch nur sehr bedingt. Denn der Bereich, in dem die Begegnungszone eben nicht funktioniert, ist ja bereits fertig. Dass hier nicht endlich die richtige Konsequenz gezogen worden ist, ist entweder ein Zeichen von Trotz - oder von Mutlosigkeit.

© SZ vom 27.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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