Kommentar:Es fehlt ein Charismatiker

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Landratswahl: Die Programme der Parteien ähneln sich, eine Persönlichkeit hätte mehr Klarheit gebracht

Von Peter Becker

Der erste Wahlgang ist vorbei, der nächste folgt in zwei Wochen. Erst dann steht fest, wer die nächsten sechs Jahre als Landrat über den Landkreis Freising gebietet. Bei sieben Kandidaten war das nicht anders zu erwarten. Wer sich die Programme der Gruppierungen angeschaut hat, dem drängte sich der Eindruck auf, dass ohnehin alle dasselbe wollten. Jeder hatte den Bau günstiger Wohnungen auf seinem Zettel stehen, dazu eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Die Digitalisierung durfte natürlich auch nicht fehlen.

Weil Kommunalwahlen im Prinzip eine Persönlichkeitswahl sind, hätte es also ein Charismatiker richten können. Der fehlt aber in den Reihen sämtlicher politischer Gruppierungen. Wäre ein Christian Magerl noch einmal für die Grünen angetreten, dann hätten diese sich wohl große Chancen ausrechnen dürfen, zum ersten Mal in der Geschichte des Landkreises einen Landrat stellen zu dürfen.

Tobias Weiskopf (FDP) steht noch am Anfang seiner politischen Karriere. Wer weiß, ob er den Liberalen in seiner weiteren Laufbahn treu bleiben wird. Die AfD ist zum ersten Mal bei einer Landratswahl angetreten. Herbert Bengler gab sich zwar im Wahlkampf kämpferisch, konnte die SPD aber auch nicht aus dem Tal der Tränen führen, in dem sie sich seit Jahren befindet. Birgit Mooser-Niefanger (Freisinger Mitte) startete fulminant. Aber die Freisinger Mitte ist halt eine Stadtpartei. Auf dem Land trifft sie auf Skepsis. Gleiches gilt für die Grünen, die auf Kreisebene ihre Ergebnisse im Land und im Bund nicht wiederholen können.

Für Manuel Mück (CSU) gilt, was für das Gros seiner Mitbewerber ebenso zutrifft. Sie sind Local Heroes, die in ihren Gemeinden und der nächsten Nachbarschaft Stimmen sammeln. Über eine Strahlkraft, die sich über den ganzen Landkreis hinweg erstreckt, verfügen sie nicht. Helmut Petz (FW) war vor einem Jahr sogar nur Insidern aus dem Landratsamt bekannt. Aber sie wissen die beiden großen konservativen Blöcke im Landkreis hinter sich. Und das war letztlich entscheidend.

© SZ vom 16.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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