Umweltschutz:Mehr Grün für die Innenstädte

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Mobiles Stadtgrün im Februar in der Fußgängerzone in Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Bäume und andere Pflanzen sind für das Klima in der City entscheidend. Da sind sich alle bei einer Info-Veranstaltung der Freisinger Mitte einig. Im sanierten Zentrum von Freising fehlt es laut Publikum an Grün. Stimmt das?

Von Lena Meyer, Freising

Ob hohe Temperaturen oder Starkregenereignisse - die Auswirkungen des Klimawandels sind deutlich spürbar, auch in den Innenstädten. Experten sehen gerade in der Stadtgestaltung Handlungsbedarf und fordern Veränderung, auch mit Blick auf die individuelle Lebensqualität. Aufklärung zu den Problemen, die der Klimawandel für Innenstädte mit sich bringt, sollte eine Veranstaltung mit den Experten Sascha Reth, Laura Stratópoulus und Sebastian Knoll liefern, zu der die Freisinger Mitte am Donnerstag eingeladen hatte.

Dass wir in Zeiten der Veränderung leben, steht für den Biologen Sascha Reth außer Frage. Die durchschnittliche Jahrestemperatur sei stetig und steil angestiegen, Hitzerekorde lägen weit jenseits der "Wohlfühltemperatur". Problematisch sei der Klimawandel in den städtischen Bereichen, die häufig eine hohe Versiegelung aufzeigten. Denn versiegelte Fläche bedeute gespeicherte Hitze, aus der sogenannte Hitzeinseln entstehen könnten. Diese wiederum würden die Lebensqualität beeinträchtigen, Schäden für die Infrastruktur bedeuten und die Wirtschaft beschneiden - niemand geht gerne bei 38 Grad einkaufen. Mit steigender Hitze nähmen außerdem das Gesundheitsrisiko sowie die Luftverschmutzung zu, warnte Reth.

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Auch Starkregenereignisse werden dem Experten zufolge durch den Klimawandel immer häufiger eintreffen. Die Probleme hierbei lägen auf der Hand: Kanalisationen, die überlastet sind, in der Folge Krankheitserreger, die sich ausbreiten, plötzliche Überflutungen, Schäden und Verletzte. Darauf müsse sich eine Stadt vorbereiten, so Reth. Etwa durch das Pflanzen von Bäumen oder Fassadenbegrünungen. Pflanzen hätten einen kühlenden Effekt und könnten zudem das Wasser besser speichern.

Ein Problem sei allerdings, dass Bäume selber unter dem Klimawandel leiden würden, sagte Laura Stratópoulus. Die Hitze mache ihnen zu schaffen - vor allem auch dann, wenn der Standort nicht der richtige sei. Bäume an Straßen oder anderen versiegelten Plätzen hätten es teilweise viel schwerer als solche, die von einem "parkähnlichen Boden" zehrten, so Stratópoulus. Ihr Wurzelwerk könne sich nicht richtig ausbreiten, mahnte auch Sebastian Knoll. "Der beste Boden für einen Baum ist der Wald." Der Wurzelraum müsse daher in der Stadt beachtet und der Boden mit nährstoffreichem Kompost angereichert werden, dann könne der Baum ideal wachsen, so Knoll.

Bäume aus trockenen Regionen sind zwar stabiler, kühlen aber auch weniger stark

Könnte nicht vielleicht die Pflanzung von Baumarten aus trockenen Regionen helfen? Ein klares Jein. Stratópoulus verweist darauf, dass diese Baumarten zwar eine bessere Anpassung aufweisen. Allerdings sei ihre Krone lichter, was wiederum den Kühleffekt erschwere. "Die Kühlleistung wäre geringer. Wir haben zwar eine stabile Leistung, aber auf deutlich niedrigem Niveau." Für verschiedene Standorte müsse einfach der richtige Baum gefunden werden.

"Prekäre Wuchsstandorte", also eine versiegelte Straße, würden sich durchaus für "die neuen Arten" eignen, so Stratópoulus. Generell sei es sinnvoll, verschiedene Baumarten zu pflanzen. Das erhöhe die genetische Vielfalt der Pflanzen. Ein wichtiger Effekt, der die Widerstandsfähigkeit der Bäume positiv bedingen könnte. "Monokulturen sind nicht gut", mahnte die Expertin. Für Schädlinge, die es auf die geschwächten Pflanzen abgesehen hätten, seien sie ein offenes Tor.

Es muss nicht immer gleich gepflanzt werden. Ein mobiler Baum hilft auch

Um die Vitalität der Bäume festzustellen, brauche es Messungen und Erhebungen, so Reth. Denn nicht jeder Standort komme für eine Bepflanzung infrage. "Wenn wir aber nicht umbauen können, dann müssen andere Lösungen gefunden werden", so der Biologe. Das könnte durch mobile Bäume oder Pflanzenwände geschehen. "Es gibt verschiedene Möglichkeiten", erklärte Reth.

In der neu sanierten Freisinger Innenstadt finde man allerdings eher weniger Bäume, kritisierte das Publikum am Donnerstag. "Ich höre ganz oft, dass da nichts sei", räumte FSM-Stadträtin Philomena Böhm ein. Sie selber habe allerdings neunundzwanzig Bäume gezählt, das mobile Grün nicht inbegriffen. "Vielleicht erscheint das noch zu wenig. Wenn man aber bewusst durch die Stadt geht, fällt es auf." Für weitere Bäume müsse überprüft werden, welche Flächen überhaupt erschlossen werden dürften, gab sie zu bedenken. Ihre Wurzeln dürften keine Versorgungsleitungen zerstören.

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