Wirtschaft:Klimaschutz wird zur Chefsache

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Das neue Bürogebäude der Driescher GmbH am Standort Moosburg soll möglichst energieeffizient werden, der erste Spatenstich durch die beiden Geschäftsführer Doris und Christoph Driescher fand im Frühjahr statt. (Foto: Johannes Simon)

Unternehmen im Landkreis Freising wie Driescher und Texas Instruments arbeiten daran, CO₂-Ausstoß und Energieverbrauch zu reduzieren. Sie wollen damit auch eine Vorbildfunktion übernehmen.

Von Lena Meyer, Freising

Die erste Juliwoche 2023 war die heißeste Woche weltweit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das jedenfalls hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) mitgeteilt. Auch in Deutschland ist der Klimawandel längst kein entferntes Problem mehr. Es besteht Handlungsbedarf, um CO₂ einzusparen - umso mehr weil Deutschland im Jahr 2021 der siebtgrößte CO₂-Emittent weltweit war. Obwohl der deutsche Anteil an der Weltbevölkerung nur etwa ein Prozent ausmacht, hat das Land seit Beginn der Industrialisierung fast fünf Prozent der Erderwärmung verursacht, wie Angaben des Bundesumweltministeriums belegen. Der Sektor mit den zweitgrößten Emissionen in Deutschland: die Industrie. Christoph Driescher, Geschäftsführer der Driescher GmbH in Moosburg, sieht Unternehmen daher in der Pflicht, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dieser sei "zur Chefsache geworden".

"Unternehmen haben eine Vorbildfunktion, sowohl gegenüber den Mitarbeitenden als auch gegenüber der Gesellschaft und der Natur", sagt auch Doris Driescher, ebenfalls Geschäftsführerin des Unternehmens, das Nieder- und Mittelspannungsschaltanlagen produziert. Deshalb setze man auf einen mehrschichtigen Klimaschutz. So würden an drei von vier Standorten die Bestandsgebäude energetisch saniert und mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Bei Planung und Bau von neuen Bürokomplexen setze man auf nachhaltige Materialien. Nachhaltigkeit sei auch das Stichwort bei der Produktion: Laut Pressesprecher Thomas Ertle bestehen alle Produkte aus Metallen und Kunststoffen, was diese leicht recyclebar mache. Auch würden biologisch abbaubare Öle, Lösungs- und Trennmittel bei der Herstellung im Bereich der Schaltanlagen genutzt.

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Entgegen dem globalen Trend verlagere das Unternehmen seine Produktion zudem nicht ins weiter entfernte Ausland. Stattdessen setze die Firma bereits seit dreißig Jahren auf bestehende Standorte in Deutschland oder dem benachbarten Ausland. So werde in Moosburg, Eisleben und Tschechien produziert. Dadurch arbeite das Unternehmen "kontinuierlich an der Verringerung des CO₂-Footprints", erklärt Frank Hegenbart, Manager der Driescher GmbH.

Dieses Ziel verfolgt auch Halbleiterhersteller Texas Instruments am Standort Freising. Das Unternehmen wolle ebenfalls einen "Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten, in der wir leben und arbeiten", sagt der Geschäftsführer der deutschen Niederlassung, Andreas Schwaiger. Dies gelinge etwa mit Programmen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, des Energie-, und Wasserverbrauchs. Über die energieintensive Produktion und deren ökologische Auswirkungen sei man sich im Klaren und wolle deswegen handeln. Auch in Freising.

Dort habe man seit 2009 den Stromverbrauch um etwa dreißig Prozent senken können. "Das entspricht dem Verbrauch von mehr als 11 000 Einfamilienhäusern", sagt Schwaiger. Zudem wolle man verantwortungsvoll mit der Verwendung und Entsorgung von Rohstoffen umgehen. Bereits beim Einkauf von Ware werde daher geprüft, ob "es eine Möglichkeit gibt, vorhandene Materialien wiederzuverwenden" oder auf recycelte Rohstoffe zurückzugreifen.

Auch Texas Instruments bemüht sich laut Geschäftsführer Andreas Schwaiger, die Umweltbelastungen zu verringern. (Foto: Marco Einfeldt)

"Wir setzen uns seit langem dafür ein, natürliche Ressourcen zu erhalten, den Verbrauch zu reduzieren und die Umweltbelastung zu verringern", sagt Schwaiger. Der Standort in Freising nehme zudem seit mehreren Jahren am Umweltpakt des Freistaats Bayern teil und sei 2023 erneut für Nachhaltigkeitsbemühungen ausgezeichnet worden. Seit 1996 ist die Filiale nach dem Umweltmanagementsystem Emas zertifiziert.

Dass der Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit voranschreitet, ist eine erfreuliche Nachricht, auch für Greenpeace. "Grundsätzlich ist es gut und sehr wichtig, dass Unternehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich Nachhaltigkeitsziele setzen", sagt etwa eine Sprecherin von Greenpeace Deutschland. Ob es sich dabei allerdings um einen temporären Trend handele, wie manchmal unterstellt, lasse sich allgemein nicht beantworten, so Hans Forstner von Greenpeace Moosburg: "Es gibt Firmen, die bestimmt um Nachhaltigkeit bemüht sind, und Firmen, die dem Trend folgen." Und dabei sogar versuchen könnten, ein umweltfreundliches Image zu projizieren, ohne tatsächlich ökologische Verbesserungen umzusetzen: "Greenwashing", so wird diese Methode genannt.

Dieser Begriff ist mittlerweile fest etabliert und beschreibt den Versuch von Unternehmen, durch Marketing und Kommunikation ein "grünes Image" zu erhalten - teilweise auch mit simplen Tricks wie grünem Logo oder Anstrich. Diese Sorge hat Forstner allerdings nicht bei Driescher und Texas Instruments. Gerade zu großen Unternehmen wie etwa Texas Instruments werde dementsprechend recherchiert. "Wir wüssten, wenn sie im Fokus wären", sagt Forstner.

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