Kirchbergers Woche:Die Narren sind im Ruhestand

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(Foto: sz)

An Freising geht der Fasching mal wieder komplett vorbei. Fisch und politische Aschermittwochsreden sind verdaut. Und jetzt kommt die Starkbierzeit.

Kolumne von Johann Kirchberger

Alles vorüber, alles vorbei. Die rote Nase und das Ringelhemd sind wieder im Schrank, samt allen anderen Maskeraden. Niemand brüllt mehr ohne Anlass Helau und Alaaf, nicht einmal mehr der Fernseher. Sogar das BR-Fernsehen hat nach der fünften Wiederholung damit aufgehört, die Verleihung des Bismarckherings aus Veitshöchheim zu zeigen. Prinzenpaare, Elferrat und Gardistinnen befinden sich im verdienten Ruhestand. Auch im Landkreis Freising gab es dem Vernehmen nach wieder zahlreiche Verstöße gegen das Vermummungsverbot. In der Stadt nicht. Da sorgt das Ordnungsamt für Ordnung und da werden während der Dienststunden eben nicht nur Falschparker in der Fußgängerzone aufgeschrieben und vertrieben.

Sogar am Faschingsdienstag gab es in Freising kein groß organisiertes buntes Faschingstreiben, nur herumirrende Bedienstete der Stadt und der Stadtwerke, weil denen ohne Anlass freigegeben wurde. Aber was soll's. Am Tag der Arbeit wird ja auch frei gemacht, obwohl niemand auf eine Gewerkschaftsdemo geht und an Christi-Himmelfahrt wird blau gemacht, obwohl kaum noch Väter ein Leiterwagerl haben, mit dem sie grölend um die Häuser ziehen könnten.

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Zwei unserer Landtagsabgeordneten hatten ja heuer ganz besondere Faschingserlebnisse. Johannes Becher - geprägt vom damischen Moosburg - durfte an der Seite von Schulze-Barbie den Ken spielen und ganz in Rosa aus dem Fernseher schauen, als in Veitshöchheim gegen die Ampel geledert wurde. Ein Kindheitstraum sei für ihn in Erfüllung gegangen, auch wenn er sich dafür den Bart abrasieren musste, sagte der Ken. Vielleicht denken sich die beiden Fraktionschefs beim nächsten Mal ein Kostüm aus, bei dem sie in Grün gehen dürfen.

Florian Herrmann war in Veitshöchheim nicht dabei, oder zumindest so gut maskiert, dass man ihn nicht gesehen hat. Dafür durfte er in den Europa-Park nach Rust und bekam von der schwäbisch-alemannischen Narrenzunft ein rotes Halstuch umgebunden. Er musste dort seinen Söder vertreten und eine Laudatio auf den neuen Narrenschellen-Träger Thomas Gottschalk halten. Herrmann wurde für diese Aufgabe auserwählt, obwohl er den Charme eines Nachrichtensprechers des DDR-Fernsehens hat, wie der MP über den Chef seiner Staatskanzlei gesagt hat. Gottschalk zeigte sich angeblich gerührt von Herrmanns Worten, die dem Vernehmen nach viel zu klug und geistreich für den Anlass gewesen sein sollen. Der Florian ist eben ein Freisinger und da ist man nicht so lustig.

Auch der Aschermittwoch ist jetzt schon wieder vorbei. Fische, mit und ohne Gräten, wurden genussvoll verspeist und auch die politischen Reden sind inzwischen hoffentlich verdaut. Jetzt können wir uns wieder wichtigeren Themen widmen. Die Starkbierzeit steht ins Haus. Barnabas und andere Brüder sind im Anmarsch, der alljährliche Politikerauftrieb zum Nockherberg wartet und wir freuen uns schon wieder auf die Fragerunde im BR-Fernsehen, wie schön es wieder war. Ganz toll, wird es heißen, vor allem das Singspiel. Wie immer halt. Da bleibt uns in freudiger Erwartung nur eins zu sagen: Schwoamas owe!

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