Kirchbergers Woche:Petrus hat es nicht mehr leicht

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Eigentlich müsste man ganz schnell etwas gegen Starkregenereignisse und Überflutungen in der Stadt tun. Wenn da nicht die vielen Vorschriften wären.

Von Johann Kirchberger

Ach, was wäre doch das Verwalten einer kleinen Stadt wie Freising schön, wenn es nicht immer diesen Zeitdruck gäbe und diese vielen gesetzlichen Vorschriften. So ist den Experten im Rathaus seit vielen Jahren klar, dass eigentlich ganz schnell drei Regenrückhaltebecken gebaut werden müssen, um zu verhindern, dass die Innenstadt bei Starkregenereignissen überflutet wird, weil der Kanal nicht ausreicht. Dann nämlich saust das Wasser ungebremst die verschiedenen Gassen hinunter in die Hauptstraße, was die Anwohner dort gar nicht erfreut. Also hat man flugs beschlossen, langsam einmal mit der Planung zu beginnen. Danach müssen ja die Baumaßnahmen noch europaweit ausgeschrieben werden, weil womöglich eine Firma in Portugal ein paar Euro günstiger ist als der Konkurrent in Oberbayern. Und dann könnte, wenn alles gut geht und die Korbinians-Feierlichkeiten und die Landesausstellung überstanden sind, womöglich 2024 mit dem Bau der Schutzeinrichtungen begonnen werden.

Aber nur selten geht alles gut. So haben die Experten im Rathaus ermittelt, dass zu förderst am Christopher-Paudiß-Platz so ein Rückhaltebecken gebaut werden müsste, weil es den Anliegern der Heiliggeistgasse ziemlich regelmäßig "nass nei geht". Klappt aber nicht. Weil da noch wasserrechtliche Belange geklärt werden müssen. Hmm, Wasserrecht verhindert den Schutz der Menschen und deren Häuser? Merkwürdige Belange. Allerdings muss auch noch ermittelt werden, ob es für den Bau eines Regenrückhaltebeckens Zuschüsse abzugreifen gibt. Offensichtlich hat die Zeit bisher nicht gereicht, da mal nachzufragen. Könnte mit der chronischen Personalknappheit zu tun haben.

Dann gibt es als weiteren Standort für so ein Auffangbecken noch die Karlwirtkreuzung. Schons 2029 begonnen werden. Sportlich, sportlich. Vorerst will man sich aber an Standort drei heranmachen, den Marienplatz. Dort gibt es angeblich keine wasserrechtlichen Belange zu schützen, dort könnte theoretisch schon 2024 oder, falls Skelette, Scherben oder alte Brunnen freigelegt werden, auch 2026 begonnen werden. Anschließend müssten dann noch die Umbauarbeiten in der unteren Altstadt weitergeführt und dem Marienplatz ein neuer Oberflächenbelag verpasst werden. Schon 2029 könnte das so weit sein, dann kommt der Karlwirt an die Reihe und danach die Heiliggeistgasse, falls dann dort noch jemand wohnt und nicht alle abgesoffen sind.

Eile ist geboten, hat OB Eschenbacher jüngst im Werkausschuss gesagt. Aber nicht etwa, weil es angesichts des Klimawandels in nächster Zeit öfter zu Starkregenfällen kommen könnte, sondern weil eine Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften droht. Die Stadt müsste sich dann womöglich nicht mehr vor einem "Hundertjährigen Hochwasser" schützen, sondern vor einem "Zwanzigjährigen". Ja, es ist sogar die Rede davon, dass alle fünf Jahre ein Starkregenereignis auf Freising zukommen könnte.

Muss eigentlich nur noch geklärt werden, wie Klima und Wetter so beeinflusst werden können, dass es in den nächsten zehn, na wohl besser 20 Jahren, nicht mehr so unverschämt heftig regnet. Früher hätte man den Experten Petrus um Unterstützung gebeten. Aber der hatte es in der guten alten Zeit auch noch leichter, musste nur das Wetter machen und nicht auch noch gegen den Klimawandel ankämpfen.

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