Kirchbergers Woche:Die 50000 sind geknackt

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Die Einwohnerzahl übersteigt erstmals diese bedeutsame Schwelle. Die Stadt Freising könnte wieder kreisfrei werden, wenn sie das denn möchte.

Von Johann Kirchberger, Freising

Dreikönigstreffen, Dreikönigsschießen, Hallenfußball mit einem überraschenden Sieger (Klingelingeling - Attaching), Neujahrsempfänge (einer sogar mit dem leibhaftigen Ministerpräsidenten), überall feierliche Inthronisationen der Prinzenpaare, ausgenommen natürlich in der Stadt Freising. Hier gehen die Leute aus alter Gewohnheit nur einmal im Jahr Maskera, im September, zur Volksfestzeit. Das neue Jahr hat begonnen wie früher, in den Vor-Corona-Zeiten. Nur Ski und Rodel sind heuer gar nicht gut. Die Pisten sind grün und es ist so warm, dass nicht einmal Kunstschnee produziert werden kann, auch wenn es Hubsi Aiwanger nicht glauben will und weiter Skikanonen und den Bau neuer Lifte fördert. Für den milden Winter ist ausnahmsweise kein Virus verantwortlich, beim Hubsi weiß man es nicht so genau. Bleibt bei uns für den Wintersport - außer im Fernsehen - nur die Eisarena. Die verbraucht zwar viel Energie, aber unsere Gasspeicher sind ja noch immer gut gefüllt, und seit ein paar Tagen haben wir jetzt auch ein LNG-Terminal und können jede Menge Frackinggas durch die Pipelines jagen, sogar bis nach Bayern.

Aufhorchen lässt eine Nachricht, die direkt aus dem Freisinger Bürgerbüro kommt. Die Zahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz in der Stadt hat eine Schallmauer durchbrochen und beträgt nun 50032. Was die Religionszugehörigkeit betrifft sind die meisten jetzt "Sonstige", Christen sind in der Minderheit. Trotzdem wird gerade alles getan, um die Landesausstellung "Bayern in Freising" vorzubereiten, die im nächsten Jahr verbunden mit dem Bistumsjubiläum über die Bühne gehen soll. Schließlich ist es dann 1300 Jahre her, dass der heilige Korbinian nach Freising gekommen ist, um die Freisinger Heiden zu missionieren. Wenn es klappt, dann soll das Jubiläum in einer baustellenfreien Innenstadt und mit einem Schrägaufzug auf den Domberg gefeiert werden.

Mit nun 50000 Einwohnern könnte die Stadt wieder kreisfrei werden, wenn sie es denn wollte. Will sie aber wohl eher nicht, weil sie sich dann zwar die Kreisumlage sparen könnte, aber ihren Verwaltungsapparat gewaltig aufblähen müsste und schon jetzt so viel Geld für das Personal und die vielen Beauftragten ausgegeben werden muss. Wenn in den nächsten Jahren nicht allzu viele Freisinger ihre Stadt fluchtartig verlassen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können, dann müssten bei der nächsten Kommunalwahl statt 40 Stadträte und natürlich auch -innen, 44 gewählt werden. Ob und wie sich das auf den Verwaltungshaushalt auswirken würde, bedarf noch genauerer Untersuchungen.

Unter den bayerischen Städten nimmt Freising derzeit Rang 18 ein, liegt zwischen Passau und Straubing. Ob es dort Bordelle gibt, ist uns nicht bekannt. Aber bei mehr als 50000 Einwohnern könnte die Stadt Freising Prostitution nicht mehr grundsätzlich verbieten, das käme einem Berufsverbot gleich. Im Stadtrat ist man sich dem Ernst der Lage bewusst und deshalb wurde im Vorjahr bereits ein Arbeitskreis Prostitution ins Leben gerufen. Der hat als möglichen Standort für ein Freudenhaus das Gewerbegebiet Clemensänger festgelegt. Jetzt darf man gespannt sein, wann der erste Bauantrag im Rathaus eingeht, um das älteste Gewerbe der Welt stilgerecht unterzubringen.

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