Freisinger Kino:Auf unbestimmte Zeit im Urlaub

Lesezeit: 2 min

Erst auf, dann zu, dann wieder auf. Das Cineradoplex in Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Schließung des Cineradoplex in den Schlüterhallen hat auch Freisings Kulturreferentin überrascht. In den sozialen Netzwerken ist der Frust unterdessen groß. Wie es weiter geht? Völlig ungewiss.

Von Lena Meyer, Freising

"Sag mir, dass du aus Freising kommst, ohne mir zu sagen, dass du aus Freising kommst." Das ist nur einer der vielen Kommentare, die zu der aktuellen Kinosituation in der Domstadt entstanden sind. Der Frust über die plötzliche Schließung des Filmpalastes ist deutlich spürbar - ganz besonders in der Kommentarspalte der sozialen Netzwerke. Hier ist neben Enttäuschung auch Platz für Spekulationen und mögliche Erklärungsansätze, denn die Frage nach dem "Warum" treibt die Freisingerinnen und Freisinger offenkundig ganz besonders um. Auch für die Stadt kommt diese Entwicklung überraschend.

Es scheint, als sei Freising Drehort eines Films geworden und momentan sieht alles nach einem Drama aus. Denn offensichtlich ist die Domstadt seit Donnerstag kinolos - mal wieder. Auf den sozialen Netzwerken ist man sich zumindest einig, dass die Situation nicht wirklich überraschend komme. "War doch zu erwarten", schreibt beispielsweise eine Nutzerin auf Facebook. Im Kino habe in jüngster Vergangenheit nur wenig Betrieb geherrscht, das naheliegende Cineplex in Neufahrn sei einfach eine zu starke Konkurrenz. Die Filmauswahl dort sei breiter, von diversen anderen Freizeitmöglichkeiten gar nicht erst zu sprechen.

Doch genau das Fehlen eines solchen Konsumtempels habe dem Cineradoplex in Freising seinen eigenen Charme gegeben, das schreiben mehrere Kommentatoren. Eine Nutzerin schreibt beispielsweise auf Facebook: "Wir fanden es deutlich entspannter als in Neufahrn." Über die überraschende Schließung, die zumindest über den Sommer anhalten soll, sei sie sehr "traurig".

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Ein weiterer Erklärungsansatz der Kommentatoren: Die Parksituation rund um das Kino. So sei es aufgrund diverser Einkaufsmöglichkeiten nicht gerade einfach, überhaupt einen Parkplatz zu finden. Hat man das dann geschafft, warte auch schon das nächste Hindernis: Sowohl auf dem Parkplatz als auch in der Tiefgarage der Schlüterhallen gibt es eine zeitliche Begrenzung. Und die wiederum stehe einem entspannten Kinoerlebnis im Wege, da bei einer Überschreitung der Parkzeit erhebliche Kosten folgen können.

"Einen Blockbuster anschauen und sich vorher Gedanken machen müssen, ob die Parkzeit ausreicht... Lieber fährt man da nach Neufahrn", schreibt ein Nutzer. Ohne Auto sei der Filmpalast zudem nur schwer mit dem Fahrrad oder einer direkten Busverbindung zu erreichen - abschreckend für den ein oder anderen Filmliebhaber. Zumindest in der Kommentarspalte auf Facebook.

Ob es nun an der Parksituation, dem Kinoprogramm oder anderen Faktoren gelegen hat, dass das Cineradoplex seine Tore mindestens über den Sommer geschlossen hält, könnten nur Peter und Andreas Schafft sagen. Doch die Betreiber schweigen vorerst und äußern sich am Freitag nicht auf weitere Anfragen. Dazu passt, dass das Cineradoplex in Pfaffenhofen (auch von den Brüdern Schafft betrieben) wohl ebenfalls kurzfristig geschlossen wurde. Auf der Website heißt es lediglich: "Wir befinden uns für die nächsten Wochen im Urlaub. Bis bald!" Informationen, wie lange dieser Urlaub für das Pfaffenhofener Cineradoplex gehen soll, sucht man allerdings vergeblich.

Dass die Betreiber nichts sagen, empfindet Susanne Günther als unverschämt

Über die aktuelle Kinokrise zeigt sich auch die Stadt Freising betroffen. Diese Wendung komme "völlig überraschend", sagt etwa Kulturreferentin Susanne Günther auf Anfrage am Freitag, sie selber sei "entsetzt". Dass von den Betreibern keinerlei Informationen mitgeteilt wurden, wie und wann es mit dem Kino weiter gehen soll, empfindet sie als "Hohn gegenüber den Mitarbeitenden und Freisingern" und als "unverschämt". Fakt ist jedoch, dass Freising ein Kino bekommen muss - dafür gebe es entsprechende Auflagen und Konzepte, so Günther.

"Das Thema darf nicht vom Tisch sein", bekräftigt sie. Deswegen soll im kommenden Finanzausschuss über die Zukunft des Kinos in der Stadt diskutiert werden. Bürgermeisterin Eva Bönig verwies am Freitag nur darauf, dass bereits Gespräche zu der Situation geführt wurden. Diese jedoch behandle sie "als streng vertraulich".

So manch ein Freisinger nimmt die Krise allerdings auch mit Humor. "Vielleicht dreht einmal jemand eine tragische Komödie über Freising", so ein Nutzer auf Facebook. Wie genau die Tragödie ausgehen wird, ist allerdings noch ungewiss.

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